Das Sichuan in Favoriten, ein Lokal, an dem ich immer und immer wieder vorbeigefahren bin und mir jedes Mal dachte, das musst du ausprobieren. Zur alten chinesischen Zeit wurde Sichuan als „Paradies auf Erden“ bezeichnet. Die Sichuan-Küche ist in China wohl die bekannteste und eine der besten. Be...Mehr anzeigenDas Sichuan in Favoriten, ein Lokal, an dem ich immer und immer wieder vorbeigefahren bin und mir jedes Mal dachte, das musst du ausprobieren. Zur alten chinesischen Zeit wurde Sichuan als „Paradies auf Erden“ bezeichnet. Die Sichuan-Küche ist in China wohl die bekannteste und eine der besten. Besonders gewürzbetont, oft auch etwas scharf, aber immer sehr intensiv – genau das liebe ich.
Scharf ist aber nicht scharf in der Sichuan-Küche, es gibt verschiedene Varianten davon, etwa chilischarf, sauerscharf, pfefferscharf, knoblauchscharf, senfscharf und so weiter. Weiters kann die Sichuan-Küche mit diversen Zubereitungsarten wie dünsten, dämpfen, garen, braten, frittieren oder backen aufwarten – eine besondere Spezialität ist das sogenannte Braten nach „Gan Bian“ = trocken braten ohne Sauce. Näheres kann man auf der Homepage nachlesen. Der Meisterkoch hier, Herr Feng, kocht schon seit mittlerweilen 18 Jahren und eröffnete hier das Restaurant im Jahr 2005.
Die Lage des Lokals ist nicht unbedingt die beste, Parkplätze sind Mangelware und wirklich einladend ist die Umgebung eigentlich auch nicht – „zufällig“, als Laufkundschaft, kommt hier wohl niemand so schnell vorbei. Beim Eintreten in das Lokal stößt man links gleich auf eine sehr schöne mächtige Holzschank – zuvor aber auf ein Bild des ex-BK Gusenbauer – umkehren…noch würde es gehen, nein, unbedingt jetzt erst recht da bleiben. Ich mag das „Rühmen“ per Foto mit irgendwelchen Persönlichkeiten in einem Lokal so überhaupt nicht, denn es sagt über die Qualität überhaupt nichts aus. Das Lokal ist fast leer, aber alles sehr adrett und sehr einladend eingedeckt.
Im hinteren Raum = Raucherraum, als einziger Gast platzgenommen, wird mir sofort sehr freundlich von der netten Servicedame die Karte gereicht. Hier bin ich auch was Fotos betrifft, sehr unbeobachtet - passt. Ob Raucher- oder Nichtraucherraum ist hier eher egal, denn die Glastür ist permanent offen. Das Lokal ist sehr freundlich, sauber und nicht überladend kitschig, aber doch asiatisch eigerichtet. Der Raucherbereich ist jedoch bei Weitem der schönere Bereich, weil lockerer angeordnet und nicht alle Tische so in Reih und Glied stehend. Schön, dass ich hier alleine sitzen kann!
Die sehr schön gebundene und umfangreiche Speisekarte studierend, kommen große Ähnlichkeiten mit dem Sichuan in der Arbeiterstrandbadstraße auf – eine Dependance? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, aber es liegt sehr nahe…auch das Layout der Speisekarte gleicht dem des Sichuan im 22. Bezirk doch sehr.
Als Getränk hatte ich ein völlig unaufregendes Bier vom Fass (Zipfer) zu EUR 3,00 für das Krügel beziehungsweise EUR 2,30 für das Seidel. Kalt, gut gezapft, aber eben nur ein Bier vom Fass.
Einmal die „Jiaozi gebraten“ (EUR 3,90, mit Faschiertem gefüllte Fleischtäschchen, gedämpft und dann gebraten) – die waren wirklich sehr gut, der Teig schmeckte vorzüglich und die Täschchen waren tatsächlich hausgemacht. Die Fleischfülle war sehr gut gewürzt und sehr würzig mit Kräutern abgeschmeckt. Die Saucen dazu waren aber eher die „Einheitsmaschen“. Eine Knoblauch-Sojasauce, eine „Allerwelts-Sauce“, und die süße Chilisauce dazu war die aus der Flasche, schade. In Summe aber ehrlich GUT.
Einmal das „Geschnetzelte Hühnerfleisch in Sauce der 1000 Aromen Guaiwei“ (EUR 3,50) – eine sehr interessante Kreation. Man schmeckte so viele Aromen, dass man diese kaum zuordnen konnte, Knoblauch, Ingwer, Chili (zu wenig!), Koriander, und, und, und, - aber leider war die Sojasauce-Würzung einfach zu intensiv und dominant, so dass sie alles Andere annähernd erschlug. Die erwartete Schärfe (Chiliöl) war leider nicht vorhanden, aber am Tisch stand ja alles, um nachzuhelfen. Das Hühnerfleisch gut gekocht, nicht zu trocken und schmackhaft. Es war übrigens eine kalte Vorspeise, die auf einem Bett aus Sojasprossen aus dem Glas / aus der Dose serviert wurde. In Summe SEHR GUT.
Als Hauptspeise das „Gebackenes Hühnerfleisch mit Yuxiang-Sauce“ (EUR 8,20) – ein in Backteig gebackenes Huhn mit würziger Sauce, wobei die Yuxiang-Sauce eine besonders würzige Sauce der Sichuan-Küche ist, die vordergründig Knoblauch, Ingwer, Koriander und Szechuan-Pfeffer enthält. Endlich wieder einmal eine ausreichend große Sauciere mit viel Sauce wird hier serviert, der Backteig des Huhns war eher fad und nicht knusprig sowie viel zu hell gebacken. Dieser Gang war leider, bis auf die Sauce, nicht sehr toll gelungen. Die Sauce hätte auch noch durchaus mutiger gewürzt sein dürfen, sie war aber gut. In Summe ein O.K. und gerade noch GUT. Reis wäre hier, wie so oft, extra zu bezahlen gewesen.
Natürlich gab es als Abschluss noch einen Pflaumenwein/-schnaps. Beim Servieren desselben traf mich fast der Schlag – ein Achtel davon? Dann sah ich, dass es eine Flasche in der Flasche war, aber trotzdem blieben es in Summe vier Stamperl für eine Person! Der bestellte Espresso, der danach benötigt wurde, kostete EUR 2,40 und war unter dem Titel „Saecco-light“ – eine Haushaltsespresso-Maschine mit äußerst milder Einstellung.
Der Service, eine sehr nette Dame, begleitet mich durch das gesamte „Menü“ mit äußerst netter Art, stets präsent und doch nie penetrant. Immer wenn ich dachte, ich hätte gerne, war sie schon zur Stelle. Manchmal aber fühlte ich mich halt etwas zu sehr beobachtet – ich war aber der einzige Gast im diesem Lokalbereich. Ein ehrliches und wirklich gutes GUT.
Persönlich gefiel mir das Ambiente ausgesprochen gut, nur von außen gesehen, würde man wohl nicht unbedingt in dieses Lokal „einfallen“. Die Sanitäranlagen sind O.K., aber auch nicht mehr. Die Tische sind sehr adrett eingedeckt, der Raucherbereich ist vom Ambiente her definitiv deutlich aparter.
Fazit: die Speisen waren in Summe wirklich gut und die Preise dafür sehr moderat bis günstig. Wunderbar, dass hier die Nudeln / Teige für Täschchen haus- und handgemacht werden - sehr bemerkens- und lobenswert. Die Speisekarte bietet auch tatsächlich exotische Speisen, wie Schweinezunge, Entenzunge, Rindermagen, Rindersehnen in Koriandersauce, Stelze nach dem Rezept des Dichters Dong-Po aus der Song-Dynastie, Yin-Yang-Feuertopf (zweigeteilter Kessel mit milder und scharfer Bouillon) und Ähnliches. Natürlich werden auch diverse, in ausreichender Auswahl vorhandene, Menüs angeboten, aber irgendwie hat mich das Lokal nicht wirklich überzeugt. Ich empfehle es zwar mit ruhigem Gewissen und werde sicher wieder einmal hier essen, aber nur, weil ich nicht extra herfahren muss. Denn eine extra Anreise würde ich nicht unbedingt anraten, dazu ist es einfach zu wenig gediegen oder herausragend. Gratis zugestellt wird hier auch und zwar in den 3., 4., 5. und 10. Bezirk, wobei der Mindestbestellwert = EUR 10,90 beträgt. Das Lokal ist nur relativ gut öffentlich zu erreichen, behindertengerecht ist es nicht und Gastgarten gibt es auch keinen. Die Homepage ist sehr auskunftsreich und informativ – so sollte es immer sein.
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Gerry: Genau das - bezüglich Barolo - wollte ich auch schreiben. Ob man deswegen schon ein Gourmet ist, weiss ich nicht.