Den Fluten im Westen und an der Donau entkommend (die Anreise aus Bregenz dauerte von Sonntag, 13.30 bis Montag, 15.20 Wien-Währing) findet endlich wieder ein geselliger Damenabend statt. Um die letzten Neuigkeiten auszutauschen wählen wir ein Lokal mit lauschiger Atmosphäre. Man will nicht hip s...Mehr anzeigenDen Fluten im Westen und an der Donau entkommend (die Anreise aus Bregenz dauerte von Sonntag, 13.30 bis Montag, 15.20 Wien-Währing) findet endlich wieder ein geselliger Damenabend statt. Um die letzten Neuigkeiten auszutauschen wählen wir ein Lokal mit lauschiger Atmosphäre. Man will nicht hip sein, sondern bei gutem Essen und einem oder zwei Glas Wein sich auch noch gute verständigen können.
Die Wahl fällt auf das Mill. Als wir den Termin vereinbarten, hatten wir noch die leise Hoffnung, den Abend im Innenhof/Gastgarten genießen zu können. Das Wetter spielt nicht mit und bei herbstlichen Temperaturen an einem Juniabend sind wir froh ob unseres reservierten Tisches im Nichtraucherbereich.
Wir kommen etwas vor der vereinbarten Zeit (reserviert hatten wir für 19.30, dann auf 20.00 verschoben, tatsächlich erschienen sind wir um 19.45). Unser Tisch ist noch besetzt. Die beiden Damen werden sehr höflich zum Aufbruch gedrängt und wir nehmen wenig später Platz. Fürs Service ob des eleganten Umgangs mit solch "zeitlosen" Wesen wie wir eine 5 für den gelungenen Start.
Wir ordern die Getränke und durchforsten die Speisekarte: eine eigene Steak Karte (auf der sich verwunderlicher Weise auch eine Forelle findet ...) und eine durchwegs abwechslungsreiche Karte mit kreativen Kompositionen lassen Vorfreude aufkommen. Wir entscheiden uns 4 mal für das Abendmenue (1x Fleisch, 3x Fisch) sowie einmal den Lammbraten mit einem kleinen Salat als Vorspeise. Die sechste im Bunde kommt etwas später und wird noch das Backhenderl auf Salat bestellen.
Die Vorspeisen (3x Carpaccio mit Erdbeer-Rhabarber-Chutney, 1x Rotkrautcreme-Suppe mit Rhabarber-Croutons) werden prompt serviert. Bis jetzt sind wir mit dem Service und dem Ambiente sehr zufrieden. Der Schock kommt beim Probieren der Gerichte. Am Fleisch (hauchdünn, wie es sich gehört, aufgeschnitten) lässt sich wenig aussetzen, das Chutney dazu ist allerdings mehr als gewöhnungsbedürftig (ein kleiner Teelöffel an der Seite, einerseits fruchtig im Geschmack allerdings doch sehr Marmeladen-artig ...). Die Parmesan-Krümel verbessern den kulinarischen Eindruck auch nicht.
Zur Suppe: sehr dickflüssig, geschmacklich auf der süssen Seite und vor allem (dies zieht sich bei allen folgenden Gerichten wie ein roter Faden durch) eine unglaubliche Menge an Sahne muss darin verarbeitet sein ...
Es folgt der Hauptgang.
Der Fisch: Zanderfilet gegrillt auf Rhabarber-Risotto mit gratiniertem Fenchel-Tomaten-Gemüse. Der arme Zander musste umsonst sein Leben lassen, zu Tode gegrillt und scheinbar vollkommen ungewürzt.
Das Risotto hat einen stark zitronengelb Beigeschmack. Dem könnte ich durchaus noch etwas abgewinnen ... wenn ein Risotto allerdings mit einem gefühlten halben Liter Sahne "verfeinert" ist, erreicht meine Toleranz ihre Grenze.
Zum Gemüse: auch dieses schwimmt in einer Sahne lastigen Béchamel-Sauce, vom gratiniert ist nicht viel zu bemerken.
Das Steak: Huftsteak in Rotweinjus mit Ratatouille. Bei der Bestellung wurde nicht gefragt wie das Steak gewünscht wird. Es kommt rare/medium daher. Eine mutige Entscheidung. Leider für die Bestellerin die falsche.
Der Rotweinjus: vielleicht stand bei der Zubereitung eine Flasche Rotwein zur Gesellschaft in der Nähe des Topfes. Geredet hat der Jus vielleicht auch mit dem Rotwein. Näher ging die Bekannschaft auf keinen Fall. Zu schmecken ist einzig der Saucenbinder. Die gleiche Sauce findet sich auch beim Lammbraten. Dazu wird Minz-Basamati-Reis gereicht. Auch beim Lammbraten wird eine gewisse Gewürzlosigkeit attestiert.
Mittlerweile sind wir beim dritten und letzten Gang angelangt. Die Flasche Weißwein ist geleert, glasweiser Rotwein wird sehr aufmerksam serviert, auch der Kaffee kommt prompt nach Bestellung. Begleitet vom ersten Stromausfall des Abends wird das Dessert serviert: Joghurt-Erdbeer-Mousse mit Bitterschokosauce und Minze. Die Mousse besteht wieder zu einem Großteil aus Sahne. Wir entdecken mehr neue Geschmacksrichtungen (Banane wurde unter anderem genannt) und die Bitterschokolade-Sauce erinnert mich eher an Bensdorp aus der Flasche.
Das Backhenderl - der uns erst beim Dessert mit ihrer Anwesenheit beehrenden Nachzüglerin - wird sehr rasch serviert und schneidet auch geschmacklich am Besten ab.
Das Resümee: Das Service ist routiniert, gut geschult, sehr aufmerksam und freundlich (beim zweiten Stromausfall macht sich auch eine gelungener Humor bemerkbar). Zum Ambiente kann man sagen: es fühlt sich wie ein erweitertes Wohnzimmer an eine behagliche warme Atmosphäre. (Den Garten haben wir nur bei einer Rauchpause gesehen, sollte das Wetter mitspielen lädt der lauschige Innenhof sehr zum Verweilen ein.). Für das Essen können wir einstimmig keine guten Noten vergeben. Vielleicht lag es an den Stromausfällen (im Kerzenlicht findet man vielleicht nicht alle Zutaten). Ich denke, ich werde es nicht erfahren ... es war vermutlich mein erster und letzter Besuch.
Schade auch, dass das sonst sehr gut geschulte Personal bei den halb vollen Tellern beim abservieren kein einziges Mal nachgefragt hat ...
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