Letzten Samstag (weil Sonntag geschlossen) trafen wir uns zu fünft in der Labstelle zum Frühstück. Vorab hier informiert, bestellten wir 4 mal das Flying Breakfast (€ 24,90) und ein mal Ham and Eggs (mit 2 Eiern, knapp 8 Euro) für die schwache Esserin unter uns. Dazu wollten wir gerne Sekt trinke...Mehr anzeigenLetzten Samstag (weil Sonntag geschlossen) trafen wir uns zu fünft in der Labstelle zum Frühstück. Vorab hier informiert, bestellten wir 4 mal das Flying Breakfast (€ 24,90) und ein mal Ham and Eggs (mit 2 Eiern, knapp 8 Euro) für die schwache Esserin unter uns. Dazu wollten wir gerne Sekt trinken, vom Service kam jedoch der Hinweis, dass es nur Prosecco gäbe. Auch gut, wenn er trocken ist, also bestellen wir drei Gläser pur und zwei mit Orangensaft (je € 4,90).
Da ich am Vorabend stressbedingt nichts gegessen hatte und doch schon ein Loch im Magen spürte, teilte ich dies auch den Servicemitarbeitern mit (es waren immer mehrere bei uns am Tisch, Reviereinteilung konnte ich nicht erkennen) und so wurden die ersten beiden Gänge rasch serviert. Vorab wurden zwei Schalen mit Brot (helles, Kürbiskern und süßes) sowie Butter, Liptauer und Himbeer-„Sauce“ (recht flüssig, aber vom Geschmack her fruchtig mit angenehmer Säure) eingestellt.
Dann wurde auf einem dicken Holzbrett eine kleine Aufschnittvariation von wirklich guter Salami, Schinken und Speck serviert, dazu ein gereifter Bergkäse und eine zweite Sorte, die ich jedoch nicht gekostet habe. Es gab je ein Brett für zwei Personen.
Zwei Minuten später brachte man uns selbstgemachten Schafskäse mit Olivenpesto. Der Käse nicht zu „schafig“, das Pesto hervorragend, nicht versalzen und mit Thymian gewürzt, dekoriert mit halbierten gelben Cherrytomaten und gegrilltem Paprika, beträufelt mit feinem Olivenöl. Es hätte ruhig ein bisschen mehr sein dürfen, zum Glück erbte ich den Teller meiner Mutter!
Mein erster Hunger war gestillt und meine Freude darüber auch dem Personal mitgeteilt, also ging es in „normaler“ Geschwindigkeit weiter. Der nächste Gang war ein Beef Tartar, sehr saftig aber ohne Kapern und Gurkerl, von der Konsistenz hier wie eine Farce. Dazu gab es eine Avocadocreme und seitlich dieser beiden „Nockerl“ ein Art Chili-Paste, mit welcher sowohl das Beef Tartar als auch die Avocadocreme aufgepeppt werden konnte.
Dann ging es mit warmen Speisen weiter. Zuerst gab es selbstgemachte karamellisierte Krautfleckerl mit Bratwurst und Saumeise. Hier bekamen wir eine Schüssel für alle 4 Frühstückerinnen. Die Fleckerl waren sehr gut und ich vermute – auch aufgrund der unregelmäßigen Form – selbstgemacht. Die Saumeise wie die Bratwurst gut würzig, die Fülle der Wurst ob der geringen Größe derselben vielleicht etwas grob, aber wohlschmeckend.
Der nächste warme Gang waren Hühnerschnitzerl mit Erdäpfel-Vogerlsalat – hier leider ohne Vorlegebesteck, was die Entnahme des Salates ein wenig erschwerte. Ich war mittlerweile satt und verzichtete auf den Salat. Das Schnitzerl war gut, ein paar Kürbiskernbröserl in der Panier, die aber nicht wirklich zum Geschmack beitrugen. Im Vergleich zu bisher serviertem fand ich es unspektakulär.
Danach folgte schon der süße Gang, eine Topfencreme mit Fruchtgelée, ich glaube Marille. Ich habe mein Dessert abgegeben, nur die Topfencreme gekostet, welche sich ob ihrer Frische gut als Sommer-Dessert eignet.
Die Desserttigerin an unserem Tisch meinte dann zu einer der Kellnerinnen, welche die Glasschalen des Desserts abservierte, dass sie ein wenig enttäuscht ist, so viele pikante Gänge und nur eine Nachspeise… Die junge Dame sagte, sie werde sehen, ob sie die Köche bezirzen kann – und kam fünf Minuten später mit vier Griesrouladen mit Himbeerfülle wieder zu uns! Ein wunderbarer Abschluss des Essens, die Rouladen hatten außen eine Kristallzucker(?)-Schicht, welche ein wenig zwischen den Zähnen knirschte, war innen aber flaumig und weich, die Himbeeren bildeten mit ihrer Säure wieder einen angenehmen Kontrast zum weichen Teig.
Das Servicepersonal ist sehr freundlich und aufmerksam und wirklich zahlreich vorhanden. Wir haben nie lange auf etwas gewartet, auch die leeren Teller und Schüsseln wurden rasch abserviert. Zwei, drei mal wirkte ein Handgriff beim Servieren oder abservieren etwas unbeholfen, ich tippe also darauf, dass manche gut angelernte Kräfte sind und den Beruf nicht erlernt haben. Das störte aber nicht, ganz im Gegenteil, denn die herzliche Art und das Lächeln eben jener kam so ehrlich rüber, dass wir uns sehr wohl gefühlt haben.
Zum Ambiente: der Innenhofgarten ist etwas kühl und geradlinig, es lässt sich aber gut verweilen. Am Beginn des Hofs befindet sich ein aus ÖBB-Europaletten zusammengebautes Sideboard für das Personal bzw. auch Stehbar für die Gäste. Die Fenster der darüber liegenden Wohnungen haben graue, gläserne Läden, welche ziemlich blenden können, wenn die Sonne in einem ungünstigen Winkel darauf fällt. Das vergeht zum Glück aber nach ein paar Minuten! ;-) Der Innenbereich ist ebenso nüchtern, eine hohe Halle mit Gewölbedecke und Holzmöbeln eingerichtet, erinnert mich an den hinteren Bereich im Zattl. Die Toiletten bunt, der Waschtisch originell und mit eigener, gut duftender Seife ausgestattet. Was mir gut gefallen hat war das unterschiedliche Geschirr, welches wir im Laufe des Vormittages gesehen haben. Teilweise richtig retro aus den 70ern, wie man es im Café Vollpension erwarten würde, aber auch moderne oder urige Stücke waren dabei – ich fand es ganz gut abgestimmt auf die jeweilig servierte Speise oder das Getränk. Erwähnen möchte ich noch, dass uns angeboten wurde, Leitungswasser zu bringen, welches in einer altmodischen Milchflasche serviert wurde und unentgeltlich war.
Da wir extra bezahlten weiß ich nicht mehr genau die Gesamtsumme der Rechnung, bei mir waren es etwa 50,- für das Frühstück, 4 Gläser Prosecco und ein kleines Mineralwasser. Finde ich für die Lage und das gebotene jetzt nicht so schlimm. Vor allem positiv ist, dass durch das Service der Speisen auch Leute, die wenig essen wollen ihre einzelne Speise bestellen können. Beim Brunchbuffets kann es doch vorkommen, dass alle das Buffet nehmen müssen, auch wenn jemand keinen großen Hunger hat, oder man immer argwöhnisch beäugt wird, dass man demjenigen ohne Buffet auch ja nichts abgibt. Alles in allem ein sehr nettes Frühstück, das genug Zeit zum Plaudern und dennoch niemanden verhungern lässt!
Hilfreich9Gefällt mir7Kommentieren
"Nicht gut" ist also "ok". Ich bin anspruchsvoller. Wahrscheinlich bin ich ein mühsamer Gast.