Cantinetta La Norma
Recht unscheinbar, dabei zentral in der Wiener Innenstadt nahe beim Stephansplatz suche ich zu gelegener Zeit, wenn der Hunger nach Spaghetti treibt, hin und wieder diese als Cantinetta geführte Pizzeria auf.
Auslöser war der Wunsch meiner treuen und mich stets begleiten...Mehr anzeigenCantinetta La Norma
Recht unscheinbar, dabei zentral in der Wiener Innenstadt nahe beim Stephansplatz suche ich zu gelegener Zeit, wenn der Hunger nach Spaghetti treibt, hin und wieder diese als Cantinetta geführte Pizzeria auf.
Auslöser war der Wunsch meiner treuen und mich stets begleitenden Seele nach Pizza, und wer erfüllt die Wünsche seiner Liebsten nicht gerne, wenn man sie noch dazu teilen kann? Nach kurzer Absprache für ein entsprechendes Lokal einigten wir uns auf La Norma, was auf Deutsch „Die Regel“ heißt. Wie man wohl zu dem Namen kommt?
Aber in der Regel hatte ich dort schon gute Erfahrungen, zwar nicht häufig, jedenfalls aber mit Spaghetti, wofür sie mir als regelrechte Norm angenehm im Gedächtnis geblieben ist. Der letzte Besuch liegt nun schon länger zurück, das war anno 2017. Was wird die Gegenwart offenbaren?
Ein kurzer Anruf, man bat uns einfach vorbeizukommen, ein Platz für zwei sei kein Problem und es geschah so. Sanft läuten zwar die inneren Alarmglocken, denn bei wirklich gutgehenden Pizzerien kommt man kaum um eine Reservierung umhin, doch sei’s drum.
Am Franziskanerplatz, hier eine Seitengasse zur Singerstraße, wird ein Schanigarten betrieben, nicht gerade ein Reißer für einen Garten, aber als Freiluftfan bin ich dort schon zu Speis und Trank in guter Stimmung gesessen. Soweit konnten meine Hirnzellen Vergangenes wieder vergegenwärtigen.
Der recht kleine und bescheidene Innenraum ist für mich gewöhnungsbedürftig. Schaurig würde ich es auf den ersten Blick nennen. Besonders bei geringerem Lichteinfall ohrfeigen mich mystisch bis hin zu gespenstisch voll bemalte Wände. Ich ließe mit mir durchaus diskutieren, ob dies Kunst oder Abschreckung sei.
Ein Grund lieber im Freien zu sitzen, das war aber aufgrund der Wetterlage nicht möglich. Nun, man gewöhnt sich auch daran, sitzt man einmal gemütlich. Ich muss ja nicht dauernd meinen Blick davon gefangen nehmen lassen. Klar, das wäre wieder so eine Frage von Geschmäcker und Ohrfeigen.
Wie authentisch italienisch La Norma eingestuft werden kann entzieht sich der WrKFan-Bewertungskompetenz, ich habe vom Personal aber kein einziges „Prego“ oder „Si signore“, d.h. auch nicht aufgesetzt vernehmen können, nur was heißt das schon in einer Stadt, die sich um Integration bemüht? 😉
Die Weinbegleitung
Wollen meine Begleitung und ich eine gemeinsame Einkehr gemütlich und recht nachhaltig gestalten, wird sie nicht selten mit deren Vorliebe einer 0,7l Bouteille guten Rotweins begleitet, wobei mir die Auswahl überlassen wird und es geschah so.
Nachdem ich bei Italienern in letzter Zeit von der Sorte Primitivo begeistert werden konnte, fragte ich auch hier danach. Unser Kellner musste erst überlegen, vor kurzem wurde auch eine solche Sorte eingekauft, diese schien aber noch nicht auf der Karte samt kalkuliertem Preis auf.
Es ging ans Suchen, wo der Chef das gute neue Stück bloß gelagert habe. Doch nach kurzer Zeit erschien in der Tat eine Flasche wie gewünscht am Tisch und wir einigten uns auf den Preis eines anderen Rotweins um 42,60€ damit dieser als solcher auch boniert werden kann und es geschah so.
Er hinkte denen, die ich bislang kenne, etwas hinten nach, hatte aber genug Kraft, auch im Abgang, um sich als würdiger Tischbegleiter hinzugesellen zu dürfen. Es handelte sich um einen Feudo Batala Puglia Jahrgang 2019.
Den konnte ich online erforschen: Link zu einem eher geringen EKP. Man kann sagen, das entspricht dem P/L-Verhältnis in der Qualität. Die hier simple Beschreibung trifft nämlich sehr gut unser Gaumenerlebnis.
Wir hatten dem Lokal möglicherweise eine etwas höhere Gewinnspanne verschafft, ja was soll‘s. Aber was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß (Zeitpunkt Besuch), z‘frieden muasst sei.
Pizza und Spaghetti
Spaghetti hatte ich aus früheren Besuchen noch in hervorragender Erinnerung, Nudeln der helleren Sorte, ganz meins, wunderbar ergänzt mit aglio, olio, e Peperoncini, ersteres sanft, letzteres auch mit Schärfe, auch meins, tadellos harmonisch im Verhältnis und zu aktuell 10,90€ erschwinglich.
Ja, das war erneut wie beschrieben absolut ok. Der zusätzliche Scharfmacher in Olivenöl schwimmender recht grob geschnittener Chilischoten sorgte für den erwünschten Scoville-Wert. Ich denke, ich liege im Bereich 5-6, mein Pegel des Wohlfühlens, für meine Begleitung schon der Vorhof zur Hölle, mir aber ein Genusserlebnis und es geschah so.
Mein Gegenüber wählte Pizza, wie das ja Wunsch des Tages war, gewählt eine Siciliana um 13,30€, standardmäßig aufgetragen Paradeissauce und geschmolzener Käse als Basis, darauf Sardellenfilets, Kapern und dunkle Oliven, herrlich, nicht überladen, aber geschmacksvoll in erster Linie durch den intensiven Touch wunderbarer Anchovis, deren Duft das Gesamtaroma prägte.
Ich aber bewertet Pizza in erster Linie nach ihrem Teig und diesbezüglich hatte ich keine Erinnerung an frühere Genüsse, so knöpfte ich mir diese als Messlatte vor.
Die Knusprigkeit könnte mehr sein, dafür war die Teigkonsistenz durchgehend bis zur Mitte konstant fest, keine einzige Stelle letschert. Das entlockte ein „Wow“, so liebe ich das. Sie kommt nicht aus dem Holzofen, dafür aus einem hochwertigen Pizzaofen, der noch höhere Hitze produzieren kann.
Mein Teigtest wurde bestanden, damit reihe ich für mich das Lokal als einen sehr guten Allround-Italiener ein. Meine persönlichen Top-Favoriten können entweder perfekt Pizza oder Spitze Spaghetti, bloß nicht beides.
Zusätzlich orderte ich einen Insalata mista piccola um 4,90€ für uns beide, setzte aber die Bedingung, die Küche möge ihn marinieren, denn ich hasse die Pfuscherei am Tisch. Mit einem Spritzer Öl und Balsamico kann ein sog. Dressing für meine Begriffe nur stümperhaft vorgenommen werden. Was nämlich fehlt wäre Wasser.
Und es geschah so. Dann war der Salat nach meiner Vorstellung, nachdem die oberste Schicht Rucola meiner Begleitung überlassen wurde bzw. verbleibende Reste am Rand für mich unschädlich gemacht wurden. Rucola, bähh, wer das Zeug nur erfunden hat, und wieder Geschmäcker und Ohrfeigen. 😉
Weitere Speisen habe ich leider nicht in Erinnerung, außer meinen Dritt-Liebling Gamberetti Piri Piri. Ein Foto zeugt davon, aber wie zufrieden ich damals war konnten meine Ganglien nicht mehr durchschalten, um solches wieder ins Bewusstsein zurückzuholen. Ich denke aber, wären sie schlecht gewesen, wüsste ich das noch. Negatives prägt sich typischerweise nachhaltiger ein.
Ich darf anmerken, dass ich es beim Italiener durchwegs gerne wie mit meinem dafür auch typischen Lieblingswein halte, Primitivo sei also mein Name.
Leute, man kann nicht überall Wr-Küche heißen, aber Fan durchaus. Mir gereichen Pizzas und Nudeln daher allgemein zur Glückseligkeit, indem das Herz mit „Was willst du mehr!“ fröhlich triumphiert.
Ergänzendes und Abschließendes
Die Macht solcher Gewohnheit lässt mich gerne mit Espresso Ristretto (zu 3€) abschließen, ist der Mensch doch auch ein auf Kultur dressiertes Gewohnheitstier. Hier hat Illy Einzug gehalten, der ausnehmend aromatisch war, wie ich ihn sonst eher hantig kenne. Dazu wollte der Gaumen auch ein Loblied singen, dass es das auch mal gibt und es geschah so.
Und immer beim Italiener die Frage nach dem besten Grappa de la casa, fast schon wie eine Manie. Dazu wurde uns ein Gläschen leichter Färbung serviert, ausnehmend edel im Geschmack, nicht allzu intensiv, aber sehr wohltuend. Dazu ist meine Begleitung gerne mit von der Partie, Gewohnheitsmuffel Nummer 2.
Wenn etwas gut ist, dann will ich es gerne näher wissen. Man reichte mir die Flasche mit der Aufschrift: Trentina Grappa barrique morbida aus der Destillerie Marzardo. Der also. Gewohnheit Nummer 3, eine quasi angeborene Neugier.
Die Preissituation ist für die Lage erstaunlich günstig (Anm.: die HP ist veraltet). Man kann um gute 30% günstiger als anderswo im Ersten einen guten Italiener besuchen. Darum erstaunt mich, dass er nicht stärker besucht war. Gibt‘s da etwa einen Haken? Am besten man verschone mich damit (was ich nicht weiß, … 😊).
Aber daran möchte man sich gewöhnen, hatten wir so einen ausnehmend individuell auf uns abgestimmten Service. Er funktionierte anstandslos und ging auch die biblische Extra-Meile mit uns.
Dazu ein kleines Detail am Rande: Die Rechnung wies für Grappa den eher lächerlichen Preis von 4,60€ aus, der um gute 3€ mehr kostet. Das war wegen des Weins, so wurde uns gesagt, weil wir eine ganze Flasche Wein zu einem freizügig vereinbarten Preis hatten. Das wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Wir haben das Lokal abgesehen von diversen Geisterbahnbildern in meinem Kopf satt und zufrieden verlassen. Die Wiederholungsgefahr haben wir gemeinsam mit 100% eingeschätzt, doch für dieses Mal wandelten wir noch ein zwei Meilen quer durch die halbe City um Aufgenommenes wieder ein wenig zu verdauen, ehe es wieder nach Hause ging und es geschah so.
Das italienische Lokal "La Norma" muss in jedem Reiseführer von Wien als Tipp stehen, denn immer finden sich jede Menge Touris drin, ich erwische meist Amerikaner. Die sind aber oft recht lustig ;-)
La Norma bietet durchschnittliche italienische Küche, das Ambiente ist aber wirklich ...Mehr anzeigenDas italienische Lokal "La Norma" muss in jedem Reiseführer von Wien als Tipp stehen, denn immer finden sich jede Menge Touris drin, ich erwische meist Amerikaner. Die sind aber oft recht lustig ;-)
La Norma bietet durchschnittliche italienische Küche, das Ambiente ist aber wirklich sehenswert. Es gibt nur wenige Tische (Reservierung daher empfehlenswert), dafür hat man an jedem Platz den vollen Ausblick auf die Malerei an Decke und Wänden, die zwar unglaublich kitschig, aber (durch die romantische - will sagen schummrige - Beleuchtung) auch irgendwie schön ist.
Wenn sich die La Norma-Truppe voll der Italophilie hingeben und auch die Musik passend schmalzig wählen würde (manchmal muss es einfach Dino oder Sinatra sein), wäre der Effekt noch größer. Bei meinem letzten Besuch vor etwa 10 Tagen (wir bestellten Pizza und Rigatoni arrabbiata - das waren aber unzweifelhaft Penne), hat man sich leider für irgendeinen Charts-Mist entschieden und das war sehr schade.
Pizza und Penne (schade, ich hätte die Rigatoni bevorzugt) waren ok, die Pizza besser. Boden nicht zu dick, normal belegt, natürlich kein Büffel-Mozzarella - wo gibt es das noch (um den Preis)...
Die Portionen sind recht groß, hungrig muss keiner das Lokal verlassen.
Die Bedienung ist ok und freundlich (in Wien manchmal schon extra erwähnenswert).
Oft verschlägt´s mich nicht hin, aber alle paar Jahre mal ein bisschen Kitsch mitten in der City ist ganz ok.
Wie geschrieben steht: persönliche Vorlieben! Der Salat kommt immer durch den/die Servicemitarbeiter(in) zum Tisch :-)