Gleich vorweg: ich war noch nie in Korea. Ich kann koreanische Speisen also nur aufgrund meines persönlichen Geschmacks und dem Wissen, das ich mir aus diversen Foren, Reiseblogs und Informationsseiten geholt habe, bewerten.
Ich war - seit der Eröffnung des Lokals vor nicht allzu langer Zeit ...Mehr anzeigenGleich vorweg: ich war noch nie in Korea. Ich kann koreanische Speisen also nur aufgrund meines persönlichen Geschmacks und dem Wissen, das ich mir aus diversen Foren, Reiseblogs und Informationsseiten geholt habe, bewerten.
Ich war - seit der Eröffnung des Lokals vor nicht allzu langer Zeit - schon ein Mal zum Mittagsmenü dort und habe einen sehr positiven Ersteindruck gewonnen, weshalb es mir ein Anliegen war, diese Lokalität auch abends zu testen. Gestern war die perfekte Gelegenheit, denn wir hatten Besuch von drei Freunden, die allesamt sehr weltoffen und asiaaffin sind.
Reserviert habe ich mit Delinski (-20% auf die Rechnung) - ging problemlos.
WIr kamen ein wenig zu früh zum Restaurant, weshalb unser Tisch noch nicht fertig war. Uns wurde angeboten, an der Bar Platz zu nehmen, doch ob des schönen Wetters entschieden wir uns für einen Aperitiv im Freien vor der Tür in der Singerstraße am Gehsteig. Wie auch die Herren der Runde bestellte ich ein großes Villacher, das vom Fass frisch gezapft und schön gekühlt genau das richtige für einen lauen Sommerabend ist. Die zweite Dame orderte einen Hauswein weiß - er stellte sich als Grüner Veltliner heraus - Winzer unbekannt, aber Literware. Ich habe gekostet und er war durchaus süffig: ganz leicht mineralisch, pfeffrig und spritzig, gar nicht so flach wie manch anderer Schankwein und auch der anderen Dame hat der Wein sehr zugesagt.
Zum Restaurant selbst: Es ist recht finster, da gedimmtes Licht, aber das zaubert auch eine ganz eigene Stimmung. Die Tische sind zum Teil ausschließlich von einer tischumrundenden Sitzbank umgeben, teils frei zugänglich weil mit 2 bis 6 Sesseln. Erstere Variante ist sehr unpraktisch, wenn der, der am hinteren Tischende austreten möchte, da dann zwei weitere Personen aufstehen müssen. Das finde ich sehr unangenehm und bin mir sicher, dass es dafür eine besser Lösung geben hätte können - wenn mir auch der Hintergedanke dieser Tische klar ist: Tischgrill oder Hotpot und gesellschaftlicher, wenn alle auf einer Bank im Kreis sitzen. Macht schon Sinn, aber meins ist es halt nicht.
Hotpot oder Tischgrill: Kann man bei der Reservierung gleich mitordern bzw vorbestellen und sieht immer sehr toll und einladend aus, wenn man auf die Nebentische schaut. Dennoch erzeugt es einen wilden und penetranten Geruchmix, den man - gerade bei höheren Außentemperaturen - zusammen mit der zusätzlich erzeugten Hitze nicht unbedingt genießen kann. Deshalb auch nur ein 3er in puncto Ambiente, da ich es nicht sehr schätze, am Ende des Abends den Geruch in Haar und Gewand mit nach Hause nehmen zu müssen.
Der Gastraum ansich ist aber sehr liebevoll eingerichtet, wenig Deko, aber diese sehr passend im asiatischen Stil. Es gibt auch ein Separee mit einem langen Tisch für größere Gruppen, die unter sich bleiben wollen. Mein Partner arbeitet ums Eck vom SURA und reserviert oft tagsüber einen größeren Tisch für's Mittagessen (die Gruppengröße wird oft erst eine halbe h davor konkretisiert) und sie bekommen oft das Separee und sind bis jetzt immer herausragend behandelt und zuvorkommend bedient worden. Er liebt das Restaurant sehr.
Das Service ist wirklich toll. Aufmerksam, nicht aufdringlich, sehr freundlich, und bereit, alles zu erklären, was einem nicht bekannt ist. Wirklich lobenswert.
So - nun aber zu den Speisen.
Gestern haben wir uns zu fünft quer durch die Karte gekostet. Begonnen haben wir mit dreierlei aus der Vorspeisenkarte - Wakame (Seetangsalat), Edamame (in Schale) und Kimchi (klassisch). Alle drei Schüsseln waren wirklich delikat. Der Seetangsalat wirkte nicht wie frisch aus dem Glas entnommen, hatte ein sehr gutes Süße-Säure-Verhältnis und auch gerösteter Sesam war darüber gestreut. Das Ganze war auf einem Bett aus großen Lollo Bianco-Blättern angerichtet. Alle haben's gemocht.
Der Kimchi (das Kimchi?) war ebenfalls ausgezeichnet - scharf aber nicht zu scharf, sauer, knackig und ein wenig matschig. Eine Knoblauchnote war spürbar, aber nicht nachhaltig im Mund bis heute Früh. Meinen Geschmack hat diese Vorspeise getroffen.
Die Edamame kamen frisch und warm auf den Tisch, dezente Marinade, das Gemüse im Vordergrund. Es passte perfekt zu den beiden anderen, doch sehr intensiv abgeschmeckten Salaten.
Die Hauptspeisen kamen nach sehr angenehmer Wartezeit und jeder war von seinem Teller mehr als angetan. Das Spicy Chicken war sehr spicy (aber auch extra scharf geordert) und dennoch ratzeputz weg. Die Japchae (Glasnudeln mit Rind und Gemüse) haben aus der Esserin ein hin und wieder auftauchendes "mhhhh so gut" herausgekitzelt, das Bulgogi Bibimpap hat nicht nur wunderschön ausgesehen, sondern auch dessen Esser hat ein strahlendes Gesicht während dem Verspeisen zum Besten gegeben. Mein Partner hatte die Spicy Tuna Rolls und extra zwei Stück Ikura-Maki - auch er hat in kürzester Zeit alles verspeist und sich glückselig auf den Bauch gefasst. Ich habe jedoch leider keine der anderen Speisen gekostet und muss mich hier auf die Worte meiner Freunde verlassen, die gemeint haben "Es war wirklich sehr, sehr gut. Ausgezeichnet."
Mein Sashimi kann ich ein wenig ausführlicher beschreiben. 14 Scheiben Sashimi stand in der Karte, eine kleine Portion. Also klein war die nicht, aber dafür umso köstlicher. Der Lachs war nahezu barrenförmig geschnitten und von herausragender Qualität, eine Scheibe Oktopus-Sashimi war drauf (nicht zu hart, gut zu kauen), ein paar Tintenfischtuben (exzellent, mein Highlight und ich hätte nur diese eine Sashimisorte in Hülle und Fülle schmausen können), Butterfisch (frisch, nicht fischig, weich-buttrig-nussig), Tuna (1a Sashimi-Qualität), eine Garnele und ein Stück Surimi (kennen wir, das war das klassische TK-Sushi-Zeug aus dem Asia-Groshandel, aber durchwegs in Ordnung). Die Scheiben waren auf frisch geraspeltem Rettich angerichtet, es gab ausreichend Ingwer und Wasabi dazu.
Ich war begeistert - einerseits wegen der herausragenden Qualität der verschiedenen Rohfische und andererseits wegen dem Preis und der Größe der Portion. Für 17,50€ regulär habe ich selten so viel gutes Sashimi serviert bekommen.
Auch wenn das jetzt nicht koreanisch ist, kann ich das SURA auf alle Fälle wegen seines Angebots an wirklich gutem Sashimi und Sushi empfehlen. Ich habe meinen Favoriten dort mit der kleinen Sashimi-Variation gefunden.
Als Nachspeise gabs ein Dessert aus der aktuellen Sommerkarte: gecrushte gefrorene Kokosmilch, getoppt von roten, gequetschten Bohnen und weißer Schokoladensauce. Es war eine Riesenschüssel und wir haben alle davon gegessen und es für interessant, aber köstlichst empfunden. Die Kellnerin meinte, wir sollten das alles durchmischen, aber wir haben es geschichtet gelassen und waren im siebenten Desserthimmel.
Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass sich der neue Koreaner in der Singerstraße offensichtlich mittlerweile einen Namen für authentische Küche gemacht hat und auch (was ich von meinem Partner weiß und ich auch persönlich gesehen habe) viele Koreaner dorthin essen gehen. Dies ist immer ein sehr gutes Zeichen für Authentizität.
Dank dem SURA habe ich nun Blut geleckt und will die koreanische Küche unbedingt live und vor Ort verkosten. Wenn die Speisen dort nur halb so gut schmecken, wie im Lokal in Wien, dann wäre es mir die lange Anreise definitiv Wert.
Hilfreich5Gefällt mir3Kommentieren