Was ist in Gamlitz-Ort los? Von den 4 traditionellen im Ortszentrum (am „Marktplatz“) gelegenen Gastwirtschaften haben nur noch zwei geöffnet, der „Jägerwirt“ der Familie Koch und der vom Bürgermeister geführte „Landgasthof Wratschko“ . Der Gamlitzerhof der Familie Nigg hat geschlossen (wurde ver...Mehr anzeigenWas ist in Gamlitz-Ort los? Von den 4 traditionellen im Ortszentrum (am „Marktplatz“) gelegenen Gastwirtschaften haben nur noch zwei geöffnet, der „Jägerwirt“ der Familie Koch und der vom Bürgermeister geführte „Landgasthof Wratschko“ . Der Gamlitzerhof der Familie Nigg hat geschlossen (wurde verkauft). Am Haus hängt eine große Tafel oder Fahne mit der Aufschrift: „Pächter gesucht“. Auch der altehrwürdige direkt gegenüber dem Jägerwirt gelegene „Gasthof zur alten Post“ der Familie Wagner ist zu (dem Vernehmen nach ebenfalls verkauft). An der Mauer hängt eine Tafel mit der Aufschrift: „Raum sucht Nutzung“. Kurioserweise scheinen beide Gaststätten nach wie vor – sogar mit Öffnungszeiten – auf der Homepage des Tourismusverbandes Gamlitz auf. Eine Tourismusgemeinde wie Gamlitz lebt von der kulinarischen Vielfalt des gastronomischen Angebotes! Zum Glück gibt’s in den Ortsteilen Grubtal, Kranach, Eckberg und Labitschberg ein vielfältiges und sehr gutes gastronomisches Angebot und auch viele hervorragende Buschenschenken, noch dazu viele mit herrlicher Aussicht, es wäre aber trotzdem um den Ortskern schade, wenn er gastronomisch reduziert bleibt. Glück auf!
Wie hat sich der gastronomische Aderlass im Ort auf die zwei verbliebenen Lokale ausgewirkt? Meine Wahl fiel auf den Jägerwirt, der hier erst ein Mal bewertet wurde und auch das schon vor längerer Zeit. Der Jägerwirt liegt sehr zentral am Marktplatz an jenem Eck, wo man Richtung „Eckberg“ fährt bzw wo die „Eckberger Weinstraße“ beginnt. Aus der Homepage ist zu entnehmen, dass das Haus erstmals um 1860 als Gasthaus erwähnt wurde.
Das Lokal hat zwei Gasträume und zwar einen kleineren Raum gleich nach dem Eingang mit alter Einrichtung, wo sich auch die Schank befindet, und daran anschließend einen größeren Raum mit einer sehr schönen, komplett neuen Einrichtung, die ein gemütlich-modernes Ambiente vermittelt. Der „Charme der 60er Jahre“, von dem in der Vorbewertung für diesen Raum gesprochen wurde, ist also nicht mehr vorhanden. Im ersten kleineren Raum, wo sich wohl auch der Stammtisch befindet, darf geraucht werden, der neue, größere Raum ist quasi der „Speisesaal“ und hier darf nicht geraucht werden. Der Durchgang zwischen Raucher- und Nichtraucherbereich war jedoch immer offen…
Die mit österreichischer Küche gefüllte Speisekarte ist recht umfangreich. Die Hauptspeisen kosten von € 7,20 für ein Bauerngröstl mit Spiegelei und Blattsalat bis € 20,80 für eine Beiriedschnitte mit Beilagen. Angepriesen werden auch frische Forellen aus eigener Teichwirtschaft. Man kann – bei Vorbestellung – auch „fangfrische“ Forellen (Anmerkung: wo befindet sich der Fischteich?) quasi „ab Hof“ kaufen.
Ich orderte eine Leberknödelsuppe (€ 3,10) und ein „Jägerpfandl“ (€ 11,90) und einen gemischten Salat (€ 3,60). Mit dem von mir gewünschten „gemischten Blattsalat“ konnte die Kellnerin nicht dienen.
Der Leberknödel war groß und mit Sicherheit hausgemacht, da er nicht rund, sondern etwas unförmig war. Die Konsistenz war sehr locker, der Geschmack war jedoch ob der zu geringen Würzung etwas schal. Die Suppe selbst war gut gewürzt, mit reichlich Schnittlauch und geschmacklich in Ordnung.
Der gemischte Salat (relativ große Portion) hatte obenauf frischen Endiviensalat und darunter Kartoffel-, Bohnen- und Krautsalat mit Rote Rüben-Streifen. Gute Marinade. Insgesamt nicht zu beanstanden.
Das Jägerpfandl bestand aus einigen Schweinsfilets mit Schwammerlsauce und gedrehten Nudeln. Die Fleischqualität war nicht besonders, maximal durchschnittlich, da das Fleisch etwas zäh war und den Einsatz der Beißerchen erforderte. Möglicherweise hat das Fleisch auch zu lange gebraten. Die Schwammerlsauce (aus Eierschwammerln) war geschmacklich nicht aufregend, die Schwammerln waren aber nicht zerkocht, wie dies sonst oft üblich ist. Auch die Nudeln waren in Ordnung. Insgesamt war das Jägerpfandl ein maximal durchschnittliches Gericht.
Meine Frage nach Desserts hat die Kellnerin mit „Topfenstrudel, Apfelstrudel und Topfenknödel“ beantwortet. Nachdem ich die „Topfenknödel“ (€ 5,30) gewählt hatte, machte mich die Kellnerin darauf aufmerksam, dass es etwas länger dauern würde, weil die Knödel „frisch eingelegt“ werden. Macht nichts, wenn etwas frisch gemacht wird, wartet man gerne etwas länger. Nach ca 15 – 20 Minuten kam dann der Teller mit 3 recht kleinen Knöderln und einem Schwarzbeeren-Spiegel. Kleine runde Knödel sind ein Indiz dafür, dass die Knöderln aus dem Fertigsackerl gekommen sind. Die Knöderln waren zwar nicht fest, aber auch nicht so leicht, wie man dies bei hausgemachten Knödeln gewohnt ist. Die Konsistenz war mittelprächtig. Dazu kam, dass die Farbe dunkelgelb/hellbraun war, was wiederum ein Indiz dafür war, dass der Hersteller den Knöderln zu viel Toastbrot beigemengt hatte, was sich eben negativ auf die Konsistenz auswirkt. Insgesamt waren die Knöderln doch eher enttäuschend.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in Ordnung bzw der durchschnittlichen Qualität der Speisen angepasst.
Zum Service wäre noch anzumerken, dass man auf meinen Wunsch zu zahlen, zunächst nicht reagiert bzw darauf vergessen hat, was einmal passieren kann, aber eine kleine Entschuldigung wäre doch angebracht gewesen.
Fazit: Ein typisches Landgasthaus mit gutbürgerlicher jedoch etwas schwächelnder Küche. Ein da capo ist an sich nicht vorgesehen, da gibt es bessere Lokale in der Gegend. Aber vielleicht probiere ich doch einmal die beworbene frische Forelle.
Hilfreich7Gefällt mir5Kommentieren
Originell: Siebeneckerter Leberknödel als Qualitätsmerkmal. ;-)