Um es einmal deutlich gesagt zu haben: Ich kritisiere gerne auch Gaststätten, die ich liebe. Ich mag sie, so wie sie sind. Wenn ich dann doch diese oder jene Kleinigkeit einzuwenden habe, dann deshalb, weil ich glaube, dass andere Gäste das auch so empfinden. Vielleicht könnte man sich dann noch...Mehr anzeigenUm es einmal deutlich gesagt zu haben: Ich kritisiere gerne auch Gaststätten, die ich liebe. Ich mag sie, so wie sie sind. Wenn ich dann doch diese oder jene Kleinigkeit einzuwenden habe, dann deshalb, weil ich glaube, dass andere Gäste das auch so empfinden. Vielleicht könnte man sich dann noch eine Spur wohler fühlen, vielleicht verirrt sich dann der eine oder andere Gast mehr in’s Lokal. Ja und manchmal gibt es in einem, sonst wunderbaren, Gastbetrieb ein Übel, welches unbemerkt von den Wirtsleuten jahrelang die Gäste nervt.
Beim Loar Moar in Gamlitz, das möchte ich betonen, nervt rein gar nichts. Es handelt sich bei diesem Betrieb um einen südsteirischen Buschenschank wie aus dem Bilderbuch herausgezaubert. Das mag wohl an dem Gastraum liegen, der einem gleich an der Eingangstür das Gefühl vermittelt, einen Gewölbekeller zu betreten. Wenn es der Wettergott jedoch gut mit einem meint, sollte man eher den herrlichen Gastgarten nutzen, wie er schöner gelegen beinahe nicht sein kann. Am Abend, wenn sich die Sonne hinten den Weinbergen zu verstecken beginnt kommt der Wirt persönlich heraus und zündet Kerzen an, die geschützt vor dem Wind in einer Vielzahl von Laternen leuchten dürfen, welche sich im gesamten Garten verteilen. Was braucht man mehr zum Glück?
Die angebotenen Speisen werden allesamt auch zum mit-nach-hause-nehmen verkauft. Die auf der Karte befindlichen Spezialitäten entsprechen genau dem, was man sich von einem südsteirischen Buschenschank erwartet. Aber in welcher Qualität und zu welchem Preis! Die Portionsgrößen reichen oft durchwegs aus, zwei Leute mit einer einzigen Speise den Magen zu füllen. Was ja eigentlich schade ist, möchte man doch mehr von diesen hausgemachten Köstlichkeiten verkosten. Man hat beinahe das Gefühl sich schämen zu müssen, wenn man am Ende so lächerlich wenig für diesen Genuss berappen muss.
Das Speisenangebot besteht, wie sollte es anderes sein, aus rustikalen Speck- und Wurstwaren, köstlichen Bauernsalaten und hausgemachten Aufstrichen sowie herrlich duftendem Bauernbrot. Nicht zu vergessen die verführerischen süßen Nachspeisen, welche in der kleinen Küche gezaubert werden.
Mit dem Weinangebot war es jetzt im Herbst nicht mehr ganz so gut bestellt. Schade! Dem Wirt sind die eigenen Weine langsam ausgegangen, daher war es nichts mit geeigneten Spritzweinen. Der Ersatz mag für manche durchaus zum pur Trinken genügen, zum Spritzen waren sie wenig tauglich. Man sollte sich schon auf den Zeitpunkt freuen, wenn die jungen Weine endlich ins Glas dürfen.
Was noch schade ist beim Loar Moar (das meine ich wirklich so) ist die Tatsache, dass die charmanten Wirtsleute wegen personeller Unterbestzung,ständig so im Dauerstress sind, dass keine Zeit für einen kleinen Smalltalk mit den Gästen bleibt. Man sieht ihnen den fürchterlichen Stress an und das stört. Vielleicht sollte man etwas weniger mit beim Personal sparen und dafür mehr Gemütlichkeit vermitteln!
Ein weiterer Punkt der ins Auge fällt, ist der Schankraum. Das Gewölbe könnte lieblicher nicht sein. Allein der Raum ist viel zu hell, die Wände sind zu weiß, die Lampen zu ungemütlich. Ein paar Kunstwerke heimischer Maler an den Wänden, gedämpfteres Licht und der Wohlfühlfaktor würde um ein Vielfaches ansteigen. Etwas störend wirkt auch der zu hell geratene Fließenboden, er will gar nicht recht ins Gewölbe passen. Etwas Ziegel- oder Cottofarbenes wäre vielleich heimeliger. Die Verteilung der Tische in dem wirklich sehr kleinen Raum wirkt etwa willkürlich und zufällig, man könnte hier wahrscheinlich auch noch etwas optimieren.
Also liebe Wirtsleute: Ihr besitz einen der schönsten Buschenschanken landesweit. Etwas mehr Personal, sowie weniger Stress täten Euch jedoch gut. Ebenso, wenn der Wein für die gesamte Saison reichen würde. Ein paar kosmetische Aktionen im Schankraum könnten das Wohlfühlklima noch erheblich steigern.
Sonst kann ich jedem nur empfehlen: ab ins steirische Gamlitz, besucht die südsteirische Weinstrasse und am Abend auf zum Loar Moar. Eines ist jedoch zu Bedenken: auf Grund der relativ geringen Größe des Betriebes und dem regelmässig hohen Gästeansturm ist von einer sehr beschränkten Zahl an Sitzplätzen auszugehen. Also besser: reservieren oder rechtzeitig hingehen!
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