Zur Feier unseres Jahrestages beschlossen wir nach 3 Jahren wieder das Restaurant Ikarus im Hangar-7 zu besuchen. Damals durften wir das Gastmenü von einem Brent Savage aus Sydney verkosten, ein großartiges Erlebnis! Dementsprechend hoch waren auch diesmal unsere Erwartungen:
Der diesmalige Ga...Mehr anzeigenZur Feier unseres Jahrestages beschlossen wir nach 3 Jahren wieder das Restaurant Ikarus im Hangar-7 zu besuchen. Damals durften wir das Gastmenü von einem Brent Savage aus Sydney verkosten, ein großartiges Erlebnis! Dementsprechend hoch waren auch diesmal unsere Erwartungen:
Der diesmalige Gastkoch war Syrco Bakker der sein Restaurant irgendwo in der niederländischen Nordsee betreibt, ein dementsprechend maritimes Menü hatten wir natürlich erwartet und entschieden uns auch direkt für dieses Menü mit Weinbegleitung:
Los ging es fulminant mit einem Gruß aus der Küche: Jakobsmuschel in einem Sud aus grünem Apfel, großartig, die Kombination aus leicht fruchtiger Säure mit der Muschel, sehr gut! Danach gab es noch einen Muschel Cocktail (Miesmuscheln mit etwas Gemüse, auch gut, wenngleich es nicht an die Jakobsmuscheln herankam) sowie Makrelen-Brot.
Weiter ging es mit Zweierlei Topinambur (eigentlich war dies der Austerngang, nachdem wir aber beide uns nicht so recht an Austern anfreunden konnte, wurde uns hier Topinambur serviert): Einerseits zu einem Mus verarbeitet mit Sandorn und Rucola (frisch säuerlich durch den Sandorn, sehr feiner Geschmack vom Topinambur), andererseits eine gegrillte Knolle mit ausgeprägtem Barbecuegeschmack. Ein guter Gang, ich denke auch ein passender Ersatz für die Auster, aber doch sehr säurelastig.
Weiter ging es mit Taschenkrebs, Schweinebauch mit Rettich und Quinoa. Einer meiner Favoriten an diesem Abend: Der Taschenkrebs wunderbar fein, der Schweinebauch so zart gegart, dass er fast am Teller zerfiel mit dem gerade notwendigen Fett aber nicht zu fett, dazu sauer eingelegter Rettich und Quinoa. All das hat wunderbar harmoniert.
Nächster Gang war Artischoke mit Steinpilzen, Ziegenkäse und Brunnenkresse. Ein durchaus solider vegetarischer Gang, geschmacklich hat alles wunderbar zusammengepasst, aber letztendlich auch nichts wahnsinnig Aufregendes, da hat uns der Artischokengang vor einigen Tagen im Grace Restaurant fast eine Spur besser gefallen.
Danach Syrco Bakker's Interpretation von Nasi Goreng, sowas wie sein Signature Dish: das klassische Reisgericht wird dabei etwas neu interpretiert mit sehr feinem Reis, einer indonesisch angehauchten Gewürzmischung, Muscheln, Geschmack nach Kokos, etwas Limette ist herauszuschmecken sowie Gemüse. Ein sehr sättigendes und geschmacklich sehr vielfältiges Gericht, ein Hauch von Urlaub und Exotik, sehr gut!
Weiter ging es mit Wolfsbarsch in der Salzkruste, Aubergine, Tomate, Aioli: Während das Service den Fisch aus seiner Kruste befreite, durften wir ein Glas mit Seviche vom Wolfsbarsch geniessen (gut, hätte aber etwas mehr Säure vertragen). Der Fisch wurde dann direkt filetiert und gemeinsam mit Gemüse (Aubergine und Tomate) und etwas Aioli (guter Geschmack aber doch recht fett) serviert. Der Fisch war perfekt durchgegart (was im Salzmantel vermutlich schon eine exakte Wissenschaft ist, da der Fisch ja auch im Salzmantel am Weg zum Gast nachgart) und sehr fein im Geschmack. Ein einfacher Fischgang, nett präsentiert.
Danach gab es Lamm in einer Salzigen Algenkruste mit Kräutern: Das Fleisch wunderbar gegart und von sehr guter Qualität, fein mit der salzigen Kruste abgestimmt. Auch sehr gut, mir hat aber irgendwie das gewisse Etwas gefehlt.
Als Dessertgang eine Kombination aus Zitruseis, Avocado und Kaffee: Ein wunderbare Nachspeise, vor Allem die Avocado spannend dazu, die sich absolut harmonisch einfügte und sich in keinem Moment wie Gemüse sondern wie Dessert "anschmeckte". Sehr gut, sehr spannend!
Und dann waren wir auch schon durch. Was blieb als Fazit? Das Menü war für unseren Geschmack sehr, sehr säurelastig, gerade die ersten 3 Gänge. Fanden wir es zur Jakobsmuscheln noch großartig, war es danach schon etwas auffallend sauer. Auch verwunderte es uns, dass eine Küche so nah am Meer dann teilweise doch so schwer und fettig sein kann, etwas, was wir auch schon in Spanien so erlebt haben. Ganz klar mussten wir danach sagen, dass uns das Menü von Brent Savage vor 3 Jahren doch deutlich besser geschmeckt hat, aber das ist einfach einerseits das Spannende am Ikarus, als auch ein bißchen das Risiko: Nachdem es jeden Monat (bis auf die Festspielzeit, da darf sich das Ikarus Küchenteam austoben) ein Menü eines anderen Gastkoches gibt, gibt es auch nicht sowas wie eine Küchenlinie. Schmeckt einem das Menü in dem einen Monat, kann das nächste Monat schon weniger nach seinem Gusto sein. Trotzdem finden wir ein spannendes Konzept, das einem auch die Möglichkeit gibt, immer wieder was Neues zu erleben. Unterm Strich muss man auch sagen, dass dies natürlich nichts über die Küchenleistung des Ikarus Teams aussagt, alles Speisen waren hervorragend zubereitet und präsentiert, war halt diesmal einfach nicht 100% unser Menü.
Die Weinbegleitung war in jedem Fall sehr solide, ohne die ganz großen Experimente zu wagen: So gab es (zu unserer großen Freude da wir ein echter Fan von diesem Wein sind) eine 2015er Therese vom Polz, ein wunderbarer 2015er Saar Riesling vom Weingut Van Volxem aus der Mosel oder ein 2008 Blaufränkisch vom Weingut Rosi Schuster.
Hervorzuheben ist wieder einmal das Service, das für uns perfekt ohne auch nur einen Ausrutscher hatte: Es sind so Kleinigkeiten wie die frische Serviette nachdem man von der Toilette kommt und auch vom Kellner am Tisch wieder empfangen wird, die das Service für uns so großartig machen. Auch war das Service top gebrieft von der Küche und konnte so gut wie jede Frage zum Essen (beispielsweise wie lang der Fisch in der Salzkruste garen muss) beantworten. Als absolutes Highlight erhielten wir dann spontan eine Torte zum Geburtstag (gut, wir feierten nur Jahrestag, trotzdem sehr, sehr aufmerksam!). Service für uns daher (wie auch schon beim ersten Besuch) absolut top!
Letztendlich ein wunderbarer Abend, mit großartigem Service, toller Küchenleistung und einem Menü, das uns nicht über alle Gänge hinweg begeistern konnte, wir werden ganz sicher wieder kommen um ein anderes Gastkochmenü zu probieren!
Hilfreich12Gefällt mir9Kommentieren
Vielen Dank für das Lob :) Für das Menü werden ? 170,00 verrechnet, die Weinbegleitung kommt aktuell auf ? 90,00.