Das Steman – Mein Favorit in Mariahilf
Vorweg zusammengefasst stoßen wir unweit Wiens schönster Einkaufsmeile, der Mariahilfer Straße, auf ein Wirtshaus in der Tradition bestens gepflegter Wiener Beislkultur. (Schreiber von 2-Zeiler Rezensionen können hier aussteigen 😊) Doch will ich an der St...Mehr anzeigenDas Steman – Mein Favorit in Mariahilf
Vorweg zusammengefasst stoßen wir unweit Wiens schönster Einkaufsmeile, der Mariahilfer Straße, auf ein Wirtshaus in der Tradition bestens gepflegter Wiener Beislkultur. (Schreiber von 2-Zeiler Rezensionen können hier aussteigen 😊) Doch will ich an der Stelle nicht aufhören, einige Worte seien dem noch hinzugefügt.
Warum es „das“ Steman und nicht „der“ heißt, habe ich noch nicht herausgefunden, aber so schreibt es seine HP, also bleiben wir bei dieser Anrede.
Beim Betreten durchqueren wir eine typisch altbackene Schankstube. Interessanterweise habe ich hier noch nie Platz gefunden, ich wurde bislang in der folgenden Gaststube platziert.
Eine gediegene dunklere Täfelung grüßt mit sanft ehrwürdigem Patina, rückwärtig Richtung Toiletten noch ein Stüberl. Die beigefarbenen Wände sind nicht überladen dekoriert, einige Schwarztafeln mit Getränkeangeboten und an der Rückwand Wirtshaussprüche auf Holztafeln.
Außen betreibt man einen bescheidenen Schanigarten, der dank Umgestaltung durch unsere MA28 verkehrsberuhigt zur Fußgängerzone umgestaltet wurde. Vis-a-vis das urige Cafe Jelinek, das auch vom Besitzer des Steman gemeinsam betrieben wird.
So erfolgt der erste Eindruck beim Betreten schon seit Jahren. Zuletzt stach allerdings eine Änderung etwas irritierend ins Auge. Den stets mit weißen Tischtüchern eingedeckten Tischen, die eine gewisse Noblesse vermittelt hatten, wichen bescheidenere Läufer. „Jo heast, wos is do passiert?
Ich erhielt dazu diese Antwort eines Kellners. Man musste sich entscheiden. Erhöhen wir die Preise, oder reduzieren wir die Betriebskosten. Nun die Entscheidung ist gefallen. Und wie immer man’s macht, irgendwo schmerzt es immer, diesmal im Auge.
Ach Gott, was soll ich sagen? Ich habe das Fach Betriebswirtschaft schon als Kind gehasst und jetzt weiß ich warum. Kommen wir im Folgenden zu den angenehmeren und weit schöneren Dingen des Lebens, dem Essen und Trinken. 😊
Zur Kulinarik
Auf der HP finden wir nebst Online-Speisekarte die wöchentlich wechselnde Menükarte, auf die ich üblicherweise meinen ersten Blick tätige und danach entscheide dem Steman einen Besuch abzustatten. Viele Besuche haben sich auf die Mittagszeit verlegt.
Bei Besuchen am Abend brauche ich die Online-Karte nicht, da mir die traditionell geführte klassische Wiener Küche mit allen gängigen Standards bereits vertraut und geläufig ist. Desgleichen gilt für die Getränke.
Zuletzt genoss ich hier mit Freunden einen gemeinsamen Mittagstisch, das Menü aktuell um 12€ mit Suppe, die man auch weglassen kann, dann sind’s nur heiße 9,50€. Solche Töne werden rar.
Die Tagessuppe, eine RS mit Nudeleinlage folgt bravem Wh-Standard, spürbar eine sanfte Fettnote, nicht aufdringlich, dafür angenehm, die auch die übliche Kraftverstärkung gut übertüncht. Die war durchwegs gut bis sehr gut.
Gefolgt von Faschiertem Laberl (Einzahl), das dafür etwas größer mit einem Erdäpfel-Sellerie Püree, obendrauf etwas Röstzwiebel und Saft. Insgesamt schon optisch eine tadellose Vorstellung.
Das Laberl war ausnehmend gut gewürzt, nichts stach hervor, dafür insgesamt ausgewogen, die Fleischnote sehr kräftig, auch was die Konsistenz betrifft, war richtig herzhaft Bissen für Bissen zu vernichten. Das Püree schön cremig und vermischt mit Saft und Röstzwiebeln erfreute es des Wiener Herz auf gelungene Weise.
Der dritte Mann nahm vorlieb mit dem Klassiker Schnitzel, seines vom Schwein. Der erfreuliche Gesichtsausdruck sprach schon eine klare Sprache. Von seinem Erdäpfelsalat erbat ich mir eine Kostprobe, da mich dieser immer besonders interessiert. Ich lerne gerade einen solchen auf einem guten Wh-Niveau selbst zuzubereiten.
Ja, nicht schlecht, für ein Top reicht es nicht, aber Schlotzigkeit, Marinade und Erdäpfelgeschmack und sehr wichtig eine gewisse Festigkeit der Scheibchen waren durchwegs in Ordnung, also auch ein gut bis sehr gut.
Unser zweiter Mann, seines Zeichen Naschkatze konnte auf NS wie üblich nicht verzichten und verdrückte mit sichtbarem Hochgenuss noch einen Schoko-Nusskuchen, etwas kugelförmig kam er wie ein Knödel daher, aber herzergreifend die Schokonote. Mit Sicherheit keine TK-Ware.
Meine Wenigkeit beließ es bei kräftigem Espresso Ristretto samt flüssiger NS. Da Zirbe aus war sollte es ein Nussener sein. Jener hat hier helle Hautfarbe, ist also eine gebrannte Version und konnte mit gutem Walnussgeschmack nicht weniger überzeugen, welche so sogar noch deutlicher hervorkam. Ich war rundum zufrieden.
Allgemeine Bewertung der Kulinarik
Dieser letzte Besuch repräsentierte in kulinarischer Hinsicht viele Besuche, sei es auf ein Menü oder a la carte, sodass ich insgesamt ein sehr gut mit ruhigem Gewissen vergeben kann. Und man möge auch immer die Kirche im Dorf lassen. Das Steman ist ein Wirtshaus und nicht das Steirereck, und das möge auch für beide Lokalarten so bleiben!
Eins noch: Man schafft auch einen passablen Kaiserschmarren, hausgemacht versteht sich, das sei zuletzt noch positiv erwähnt, denn er ist nicht mehr überall vertreten.
Zusammenfassende Worte
Über den Service möchte ich nicht groß referieren, dieser passt durchwegs und folgt professionell gewohntem Standard. Wie immer haben es manche Kellner weit besser drauf als üblich, und bei anderen bist du froh, dass man dich zumindest verstanden hat und das kommt, was auch geordert wurde. 😉
Hier stelle ich eine durchwegs kompakte Mannschaft fest, die sich auch gegenseitig unterstützt. Dass es mir am berühmt berüchtigten Wiener Schmäh mittlerweile schon überall mangelt, daraus mache ich keinen Hehl, aber ich werde meine Zufriedenheit nicht davon abhängen lassen.
Gelingt mir eine humorvolle Konversation habe ich mein Ziel erreicht. Das sage ich, weil ich oft allein unterwegs bin, dann liegt mir daran auch etwas.
Über den Preislevel haben wir noch nicht geredet, nur dass man nicht gierig darauf bedacht ist eine Gewinnmaximierung zu erzielen und lieber zugunsten des Gastes kreativ eigene Einsparungsmaßnahmen vornimmt, sei lobend erwähnt.
Wenn diese, wie anderorts beobachtbar, zulasten des Personals ausginge oder gar die Küche betrifft, dann erzielt das meiner Meinung nach keine nachhaltige Wirkung, aber das habe ich hier nicht wahrgenommen. Es gibt halt keine Tischtücher mehr, nun gut, sei’s drum. Ändern kann ich das letztendlich nicht.
Die dafür angenehme andere Seite nimmt man natürlich gerne in Kauf, denn mit 70,20€ (ohne Maut) für einen Besuch zu dritt mit alles dabei, VS, HS und NS, das erfreut in der Tat jedes Geldbörserl und so bleibt das Steman insgesamt auch weiterhin mein Favorit für das traditionelle Wirtshaus im 6. Bezirk Mariahilf.
In dem Sinne Liebe Grüße
Euer WrK-Fan
(für Insider: Die Rezension hat < 1000 Worte. 😉)
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