„Gemma ins Gallo“.
Den Gallo Nero gibt’s in Klagenfurt mittlerweile seit gut 30 Jahren, Michael Jahrmann führt es nun seit über 20 Jahren. Eine Institution, die in all den Jahren allerdings auch unterschiedlichstes Publikum gesehen hat. Unter der Woche die Jazzliebhaber, am Wochenende oftmals...Mehr anzeigen„Gemma ins Gallo“.
Den Gallo Nero gibt’s in Klagenfurt mittlerweile seit gut 30 Jahren, Michael Jahrmann führt es nun seit über 20 Jahren. Eine Institution, die in all den Jahren allerdings auch unterschiedlichstes Publikum gesehen hat. Unter der Woche die Jazzliebhaber, am Wochenende oftmals allzu junges Gemüse.
Am Pfingstmontag sucht man am Abend vergeblich ein Lokal, das warme Küche und ein Glaserl Wein zu bieten hat.
Und so kommt es, dass ich mich nach einigen Jahren Pause wieder mal „ins Gallo“, wie wir eben früher immer zum Gallo Nero sagten, verirrt habe.
Das eigenwillige Ziegelgewölbe wurde nur wenig verändert, die dunklen mit Nachrichten und Liebesbotschaften zerkratzten Möbel, Poster an der Wand kündigen das eine oder andere Konzert an, hinter der Theke hängen Schöpflöffel neben dem Pizzaofen.
Unter der Woche war normalerweise immer Livemusik mit einem Gitarristen und der legendären Carinthian Swing Combo zu bestaunen, während am Wochenende einer der DJs am Pult auflegte.
Durch die brutale Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereich per Glaswand kann ich mir an jenem Abend allerdings kaum vorstellen, wie das noch wie in „alten Zeiten“ vonstattengehen soll. Ein weiteres Beispiel, warum die ohnehin nicht funktionierende Raucher-/Nichtraucher-Trennung für niemanden ein Gewinn ist. Weder für die Raucher, noch für die Nichtraucher.
Angesichts des bescheidenen Pfingstmontag-Besuches ist Michael Jahrmann allein „zuhaus“.
Hunger: eine „Minestra di pomodoro“ und eine Pizza „alla boscaiola“ werden werden bestellt. Zuvor noch ein schön süffiges Staro Brno, danach zwei nicht üble Mittelitaliener aus der gut bestückten Weinsammlung. Der eine Toscano ist zwar schon länger offen, und das merkt man, doch war ich es selbst, der ihn nach dem Kosten haben wollte. 2002 – und trotz leichter Oxidationszeichen mit viel Substanz. Ich weiß, das mag nicht jeder, aber wenn ein Wein die Kraft hat, darf er ruhig auch mal ein wenig „überreif“ sein.
La minestra: viele Tomatenstückchen (ja, gekocht esse ich ja die Tomaten meistens…), sehr fruchtig aber auch ordentlich würzig gemacht. Anders, als ich das sonst kenne, aber eindeutig selbst gemacht.
La pizza: Der Teig ist ordentlich rustikal, vielleicht ein bissl zu wenig gegangen, erinnert ein wenig an den Teig eines Blechkuchens, vielleicht nicht wirklich original die Sache – aber eben wohl auch selbst gemacht. Und schmecken tut er ja auch gut, liegt auch nicht schwer im Magen.
Belag: ich mache eine Ausnahme - und lass ordentlich aufladen: Steinpilze, Eierschwammerl (laut Chef selbst gesammelt), Prosciutto San Daniele und Rucola. Die Steinpilze haben noch ein bisschen Wasser drin, aber grundsätzlich sind sie schmackhaft.
Tutto sommato: sehr rustikal, fest, aber wirklich gut, auch wenn’s der Italiener wohl anders machen würde.
Fazit: Ein bisschen Wehmut ist fast dabei, weil das Gallo nach all den Jahren vielleicht nicht mehr ganz das ist, was es mal war, vor allem die Raucher-/Nichtraucher-Trennung ist erstens misslungen, zweitens ein No-Go für die Konzertatmosphäre im altehrwürdigen Gewölbekeller.
Michael Jahrmann kämpft allerdings nach wie vor nimmermüde an vorderster Front mit seiner Interpretation mediterraner Küche. Das immerhin hat sich nicht wirklich geändert.
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