Kurzes Speisen-Memo aus der „Frommen Helene“. Zwei Besuche.
Josefstädter Straße, Ecke Lange Gasse. Das innen mit schön dunklem Holzboden, zum Teil rot ausgemalten Wänden und schönen Bildern, sowie im Extrastüberl mit jeder Menge Schauspieler-Fotos von jetzt und anno dazumal ausgestattete Gasth...Mehr anzeigenKurzes Speisen-Memo aus der „Frommen Helene“. Zwei Besuche.
Josefstädter Straße, Ecke Lange Gasse. Das innen mit schön dunklem Holzboden, zum Teil rot ausgemalten Wänden und schönen Bildern, sowie im Extrastüberl mit jeder Menge Schauspieler-Fotos von jetzt und anno dazumal ausgestattete Gasthaus gibt’s unter Betreiber Michael Vogel, dem Sohn von „Kottan“ Peter Vogel und Gertraud Jesserer, erst seit gut 20 Jahren.
Eine Empfehlung und ein großartiger Kabarettabend im nahegelegenen Kabarett Niedermair führte uns hierher, der Bequemlichkeit wegen tags darauf ein zweites Mal, trotz strömendem Regen.
Die Platzzuweisung funktioniert gut, Schirm und halb ang’waschelte Jacken dürfen auf der großzügigen Garderobe dampfen. Apropos dampfen – Raucher-Nichtraucher-Trennung ist mir keine aufgefallen, die Lüftung scheint aber gut zu funktionieren.
Karte: jede Menge Klassiker der Wiener Küche, Kleines wie Großes, als Tagesempfehlung gibt’s sogar ein Kalbshirnschnitzel (Butterschnitzel mit Hirn gemischt).
Das Hausbier schmeckt vorzüglich, beim ersten Besuch wird unter anderem ein typisch Wienerisches Kalbsrahmgulasch mit Nockerln bestellt.
Zuvor noch eine Frittatensuppe zum Aufwärmen der drei Erfrorenen. Riesige Frittaten, könnten ein wenig mehr Ei und weniger Mehl vertragen, der Gesamteindruck enttäuscht aber nicht, ein großes Karottenradl ist noch schön bissfest.
Da am Tisch drei Personen insgesamt nur zwei verschiedene Hauptspeisen bestellen, verwundert es natürlich schon, wenn dieselbe Kellnerin beim Servieren fragt: „Wer kriagt des Kalbsrahmgulasch?“
Der Klassiker lässt die interessante Frage vergessen, schmeckt ordentlich, zartes Fleisch und cremige Sauce, die Nockerl könnten noch einen Tick herzhafter und „buttriger“ sein.
Der Häuptlsalat wird mit Kernöl bestellt, kommt aber trotzdem auch mit dem Standard-Dressing darunter.
Der Salat ist aber schön frisch, und so übel ist die bräunliche, süße Marinade dann auch nicht.
Wirklich interessant aber der Apfelstrudel: ein Mordsteil, schmeckt nach „frisch aus dem Ofen“. Sehr aromatisch, gut, das Innenleben zerfällt allerdings ein wenig, ein bisschen unpraktisch zu essen.
Als Dekoration gibt’s dazu – ganz ungewöhnlich – so genannte Kirschäpfel.
Einen Kirschapfelbaum kennt vielleicht der/die eine oder andere von zuhause, das sind die Bäume mit den kleinen, dunklen „Äpfeln“, die man auch mit dem Kernhaus essen kann.
Wer einen Rasenmäher zuhause hat, hasst den Baum allerdings irgendwann, weil er ohne Ende Wurzeltriebe – in Büscheln – fabriziert.
Schmecken tun sie allerdings gut – hier schön klassisch eingemacht.
Die Kellnerin erklärt, dass ein Familienmitglied aus Polen kommt – und Polen sind ja bekanntlich die Einmachkaiser Europas, was mir bei Gurken ziemlich wurscht ist, aber bei Kirschäpfel sicher nicht!
Tags darauf: gebratene Steinpilze auf Blattsalaten. Joghurtdressing.
Das funktioniert wiederum doch besser als so manch panierter Schwamm. Schön gebraten, zart, die Kombination Salat und Joghurtdressing ist gut gelungen.
Wein: es gibt tatsächlich Eisenberger Blaufränkisch, des Weinfreunds Herz schlägt höher.
Glas und Temperatur passt.
Service diesmal: weitaus aufmerksamer, gut aufgelegt, gesprächig.
Fazit: wird vielleicht nicht mein Wiener Lieblingsgasthaus, aber gut gegessen haben wir beide Male, preislich gibt’s keine wirklichen Ausreißer.
Nette, gemütliche Einrichtung mit Holzboden, einmal nicht weißen Wänden und jeder Menge Bilder.
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