Nun ist es also Geschichte, das alt-ehrwürdige Restaurant Schuh auf der Landstraßer Hauptstraße. 60 Jahre gab’s diese Institution im Dritten, nun ist Josef Schuh in der wohlverdienten Pension und ein neues Restaurant hat seit dem 22.10.2012 seine Pforten geöffnet. „Al Sarago“ – was, glaube ich „Z...Mehr anzeigenNun ist es also Geschichte, das alt-ehrwürdige Restaurant Schuh auf der Landstraßer Hauptstraße. 60 Jahre gab’s diese Institution im Dritten, nun ist Josef Schuh in der wohlverdienten Pension und ein neues Restaurant hat seit dem 22.10.2012 seine Pforten geöffnet. „Al Sarago“ – was, glaube ich „Zur Brasse“ bedeutet – ist der Name des neuen Lokals, ein(e) Ristorante - Pizzeria, und das einen Steinwurf von meinem zu Hause entfernt, also nichts wie hin.
Man betritt das Lokal und befindet sich im geräumigen Nichtraucherbereich mit Schank. Sofort sind zwei Herren zur Stelle, die mich freundlich begrüßen und mich zu einem Tisch im etwas weiter hinten im Lokal befindlichen Raucherbereich, der etwas kleiner ist, begleiten. Auf dem Weg dorthin geht man an der offenen Küche vorbei, in der prominent ein Pizzaofen steht. Der Chefkoch und Mitinhaber, wie ich nachher erfahren habe, grüßt ebenso freundlich und ich nehme an meinem Tisch Platz. Alles bisher sehr sympathisch.
Optisch erinnert noch einiges ans Schuh, ein bisschen Facelift wurde aber schon gemacht. Die Farben aufgefrischt, die Polsterungen der Bänke sind jetzt neu und cremefarben, insgesamt wirkt alles entstaubt und hell, moderner und vom doch schon in die Jahre gekommenen 70er Flair des Schuh befreit. Die dunklen Holztäfelungen an der Decke gibt’s noch, ebenso das dunkle Fischgrät – Parkett, sonst allerdings wirkt es durchaus positiv runderneuert.
Mein freundlicher Kellner offeriert mir die Karte, schlägt mir ein Glas Prosecco als Aperitif vor, und ich widme mich dem Kartenstudium. Einige Dinge springen sofort ins Auge: Schlicht ist sie, die Karte, ohne viel Schnick-Schnack, optisch geradezu spartanisch. Es ist eine temporäre Karte, wird mir später erklärt, sowohl, was den Inhalt, aber auch, was das Design betrifft. Schließlich hat das Al Sarago erst seit einer Woche offen, und so manches ist erst im Werden, wie ich im Verlauf des Mittagessens noch einige Male sehen und hören sollte, doch dazu später.
Die Karte bietet so ziemlich Alles, was einem auf Anhieb zu einem italienischen Restaurant einfällt. Ein paar Antipasti, Salate, etwa 10 Pizzen, einige Pasta- und Risotto Gerichte, ein bisschen Carne für Fleischliebhaber und ein wenig Fisch, unter anderem Dorade und Branzino vom Grill. Ein paar Desserts, Käse zur Wahl. Getränke sucht man vergeblich, die finden sich auf einer separaten Getränkekarte. Auch dort ein guter Mix, je zwei offene Weine in Rot und Weiß, eine gut sortierte Weinkarte mit ausschließlich italienischen Flaschen, blumig beschrieben und mit dem Hinweis, dass sich jede Flasche im Gambero Rosso wiederfindet, angeblich DEM Weinführer Italiens. Auf Jahrgangszahlen hat man dafür allerdings vergessen, einer der beiden Inhaber hat mir aber versprochen, dass dieser Lapsus – großes Italienerehrenwort – alsbaldigst behoben werden wird.
Ich entscheide mich für eine Pizza. Die „signature Pizza“ ist offenbar die Pizza Al Sarago (Tomaten, Mozzarella di bufala, Parmaschinken, Rucola und Parmesan), mit € 11,50 auch die teuerste Pizza auf dieser Karte, für mich soll’s heute aber die „O Sole Mio“ (€ 8,50) sein, mit Tomaten, Mozzarella, Schinken, Ei und Pfefferoni. Wie immer ordere ich meine Pizza knusprig, also eher auf der dunklen Seite, und wie immer deponiere ich meinen Wunsch nach Olio al peperoncino, um meiner Pizza den richtigen Kick geben zu können. Als Begleitung wähle ich ein Glas Chianti.
Nach kurzer Wartezeit stehen Pizza und Wein vor mir. Dünn kommt sie daher, die O Sole Mio, und knusprig. Zwei Gutpunkte, noch bevor ich gekostet habe. Schon weniger gefällt mir, dass der Schinken quadratisch ist, und die drei Ölpfefferoni, die um das Ei in der Mitte des Fladens drapiert sind, - na, ja. Geschmacklich ist der Teig sehr gut, auch der Rand ist wunderbar knusprig. Irgendetwas ist bei der Zubereitung des Teigs nicht ganz geglückt, den innen ist der Teig, wenn auch dünn, unglaublich kompakt und sehr, sehr bissfest. Von der Würzung her ist die Pizza allerdings sehr gut, genau richtig salzig, kein bisschen fad, und für das Ei in der Mitte gibt’s die Perfektionsmedaille. Außen durch, innen nicht weich, sondern flüssig, das Eiweiß nicht roh. Perfekt.
In einem kleinen Schüsserl werden mir frisch geschnittene Peperoncini in Olivenöl gereicht, - ebenfalls perfekt. Die Peperoncini können’s schärfemäßig ausgesprochen gut, das Olivenöl federt die Sache allerdings gut ab.
Der Wein (ein italienischer DOCG Chianti, leider weiß ich den Namen nicht mehr, und leider gibt es auch noch keine Homepage, auf der ich jetzt nachsehen könnte) ist kräftig und geschmacklich sehr in Ordnung.
Zum Abschluss gönne ich mir meinen obligaten Ristretto (ausgezeichnet, wie in Italien), begleitet von einem Grappa Moscato (ebenso ausgezeichnet, ebenso italienisch). Bevor ich bezahle (insgesamt € 24, alle gängigen Karten werden akzeptiert), erfahre ich in einem netten Gespräch mit dem Kellner und einem der Besitzer noch ein paar Dinge über das Al Sarago:
Das Al Sarago hat zwei Besitzer, einer aus Kalabrien und einer aus Napoli. Einer von Beiden fungiert als Küchenchef, der andere ist an der Front bei den Gästen. Die Produkte sind allesamt italienisch, der Bruder des Küchenchefs liefert persönlich einmal pro Monat ausgesuchte Ware aus Italien. Fisch wird jeden zweiten Tag geliefert und sei auch, so wird mir versichert, die Spezialität dieses Lokals. (der Name des Restaurants macht jetzt deutlich mehr Sinn für mich). Selbst der Kaffee stammt von einer italienischen Firma, deren Name ich natürlich auch nicht mehr ..., man verzeihe mir, wird beim nächsten Update, wenn ich mit der Liebsten Fisch und Pasta probiere, nachgereicht.
Mein Fazit: es war ein gutes Essen in einem guten Ambiente, der Service ist erfrischend freundlich und bemüht, hoffentlich bewahrt sich das Al Sarago diese Kundenfreundlichkeit auch wenn es nicht mehr darum geht, nach der Eröffnung Neukunden zu gewinnen. Es ist ein bemühtes und aufmerksames Team im Al Sarago (mit Ausnahme meines sympathischen kroatischen Kellners sind alle aus Italien), das es sich offenbar auf die Fahnen geheftet hat, mit qualitativ hochwertigen Produkten zu durchaus moderaten Preisen die Gäste begeistern zu wollen. Das Ambiente passt, das Konzept kann also durchaus aufgehen. Im Sommer soll’s auch einen Garten geben, wie seinerzeit beim Schuh.
Ein paar gut gemeinte Kleinigkeiten gebe ich dem Al Sarago dennoch mit auf den Weg:
1. Ich würde mehr Mut bei der Auswahl der Gerichte begrüßen: Die Karte ist zu brav. Alle Gerichte sind wohlbekannt, auch bei den Pizzen hat man sich noch nicht über die Wald- und Wiesenauswahl der Standardpizzen hinausgewagt. Die ein oder andere Überraschung auf der Karte täte wirklich gut.
2. Die Getränkekarte passt, ebenso das Weinsortiment. Zwei offene Weine für je rot und weiß sind halt nicht der Hammer, aber auch das soll sich angeblich bald ändern.
3. Kein!quadratischer!Schinken!auf!eine!Pizza!
Auch wenn der Schinken geschmacklich durchaus gut war, gibt’s für ein paar Cent mehr bessere und qualitativ hochwertigere Ware. Speziell wenn das Al Sarago auf hohe Qualität pocht (und das scheint es speziell bei der Auswahl von Mozzarella, Gemüse, Fleisch, Fisch und Wein auch tatsächlich zu tun) sollte es den Gast nicht mit Schinken vom Toastblock verschrecken.
4. Die Schiebetür, die den Raucherbereich von der Küche trennt, war während der ganzen Zeit meines Besuchs offen. In Zeiten, in denen Nichtraucher nach Munition suchen, um uns Rauchern auch die letzten Kämmerchen, in denen wir genussvoll unserem Laster frönen können, streitig zu machen, hilft so etwas natürlich gar nicht. Ein gefundenes Fressen (und hier muss ich auch als Raucher sagen, berechtigterweise) für alle, die die mangelhafte Einhaltung des Nichtraucherschutzgesetzes monieren.
Sonst wirklich ein sehr, sehr nettes Lokal, das schon allein durch den tollen Service punktet (vom Feuer geben bis Mantel aufhängen und mir denselben später aufhalten war alles dabei), es gibt gutes Essen und guten Wein. Wird ganz sicher nicht mein letzter Besuch im Al Sarago gewesen sein, ein Update gibt’s bald, versprochen.
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