Nach zwei Jahren Silvester mit Galadinner im Schlossbergrestaurant war es Zeit, etwas anderes auszuprobieren. Ein Galadinner ist es trotzdem wieder geworden, diesmal allerdings im aiola upstairs in prominenter Lage, den Grazer Uhrturm zum Greifen nah.
Das aiola upstairs ist das letzte verblie...Mehr anzeigenNach zwei Jahren Silvester mit Galadinner im Schlossbergrestaurant war es Zeit, etwas anderes auszuprobieren. Ein Galadinner ist es trotzdem wieder geworden, diesmal allerdings im aiola upstairs in prominenter Lage, den Grazer Uhrturm zum Greifen nah.
Das aiola upstairs ist das letzte verbliebene Lokal mit diesem Namen, nachdem das aiola Island (Murinsel) schon länger die Segel gestrichen hatte und auch das aiola city dem L´Osteria gewichen ist. Das Lokal liegt direkt am Grazer Schlossberg und ist speziell im Sommer nicht nur aufgrund seiner vollständig im Boden versenkbaren Panoramafenster und dem damit verbundenen „Freiluft Feeling“ ein beliebter Treffpunkt, sondern auch wegen der guten Küche.
Der Schlossberglift brachte uns direkt bis vor die Türe des Restaurants, das mittels Lichtervorhang rundum sehr gekonnt in Szene gesetzt wurde. Rund 60 Personen fasst das Lokal, dementsprechend schnell sind die Tische für diese Veranstaltung Jahr für Jahr vergeben. Der Empfang war freundlich und wir wurden zu unserem festlich gedeckten Zweiertisch geleitet.
Das Gedeck bestand aus mehreren Brotsorten, hochwertigem Ölivenöl, einem feinen Liptauer und einem sehr interessant nach Lachs schmeckenden Aufstrich.
Im Service werkten sechs durchwegs junge Damen und Herren, eine fixe Tischzuteilung gab es nicht.
Uns erwarteten mehrere Gänge jeweils mit Weinbegleitung, pünktlich um 19:30 gings los mit dem Amuse-Gueule.
Gänselebermakronen, dazu einen blaufränkischen Sekt vom Weingut Igler. Der Start war nicht so ganz nach meinem Geschmack – die Baiserhülle war für mein Empfinden viel zu süß für die Kombination mit Gänseleber, die sich im Inneren der Makrone befand. Das Pflaumenmus war fruchtig, ging aber in der Eischnee-Zucker-Süße unter.
Carpaccio vom Hirsch mit Pilzen und Preiselbeere begleitet durch einen grünen Veltliner 2010 DAC Reserve Privat Pellingen vom Weingut Nigl – Senftenberg. Das Carpaccio wurde optisch sehr gelungen auf einer Glasplatte arrangiert, die in einem dunklen Holzbrett eingelassen war. Das Fleisch war obwohl nicht ganz dünn geschnitten sehr zart, die Pilze und die frischen Preiselbeeren ergaben eine interessante Geschmackskombination. Ich bin normalerweise kein Veltliner-Freund, der gereichte Wein hat mich allerdings mehr als positiv überrascht.
Bio-Ei „62°“, Spinat und Trüffel, dazu ein Rotgipfler Rodauner 2011 – Top Selektion vom Weingut Alphart aus Traiskirchen. Im Vergleich zum voherigen Gang kommt dieser fast ein wenig puristisch auf den Tisch. Im unteren Viertel vom Glas findet sich der warme Cremespinat, darauf das noch flüssige Ei und über allem ein sehr intensiv nach Trüffel schmeckender Schaum gekrönt durch einige Trüffelspäne. Alles zusammen schmeckte interessant, ob ich das Gericht auch bestellen würde bezweifle ich ein wenig. Der begleitende Wein war nicht schlecht, blieb aber nicht weiter in Erinnerung.
Bisque vom Krustentier mit dessen Kleinigkeiten. Serviert wurde die Suppe in einem dieser modernen extrem breitkrempigen Teller, über die ich mich immer nur wundern kann. Geschmacklich war die Suppe sehr intensiv aber gut, leicht gebunden und mit kleinen Gemüsewürfeln als Einlage. Ebenso in der Suppe fand sich eine panierte Garnele, die ein wenig schwer mit dem Löffel zu zerteilen war und dessen Hülle zusehends aufweichte. Trotzdem ein geschmacklich sehr guter Gang.
Thunfisch Apfel/Rote Rübe/Röstzwiebel, als Weinbegleitung wurde ein Smaragd Kirchweg 2011 vom Weingut Rudi Pichler gewählt. Die Tranche vom Thunfisch war rechteckig zugeschnitten und von sehr guter Qualität. Darauf drapiert eine Portion kleingeschnittener, sehr säurebetonte Apfel und eine geschmacklich beeindruckende, ganze Rote Rübe. Ein Teigtascherl mit Roter Rüben Füllung und Püree vom selben Gemüse vervollständigte das sehr interessante und geschmacklich vielfältige Gericht. Den Wein empfanden wir als guten Begleiter.
Sorbet vom Basilikum. Über das Geschirrdesign möchte ich lieber keine Worte verlieren, es scheint eine bis dato mir unbekannte Steigerung zum besprochenen Suppenteller zu geben. Der Küchenmeister hatte es geschafft, dem Sorbet einen sehr intensiven Basilikumgeschmack zu verleihen. Mit am Teller waren noch dunkle, leicht bröselige und etwas bitter schmeckende Fragmente, die wir nicht wirklich identifizieren konnten. Die Vermutungen gehen in Richtung Kuchenstückchen – wir versäumten es leider beim Abservieren danach zu Fragen.
Kalb/Hummer/Erbse dazu ein O´Dora (CS.CF) 2011 aus der Klosterkellerei Siegendorf. Das Fleisch war herrlich rosa gegart und wirklich zart. Das Erbsenpüree in Kombination mit den Zuckerschoten sorgte für eine leicht süßliche Komponente, der Jus für einen intensiven Gegenpol. Auch hier war ein Teigtascherl – diesmal mit Hummer gefüllt - mit am Teller. Ein sehr geschmackvoller Gang mit einem gefährlich guten Rotwein.
Sizilianische Zitrone Tarte/Sorbet/Topfen. Dazu ein Sauvignon Blanc Auslese 2008 Domäne Müller – Gut am Ottenberg. Es kam das kombinierte Glas/Holzbrettchen aus dem Carpaccio-Gang zum Einsatz, darauf sehr künstlerisch angerichtet die verschiedenen Komponenten der Nachspeise. Die Tarte war sehr cremig mit einer intensiven Zitronennote. Das Sorbet war ein wenig milder im Geschmack aber gut, der Topfen wurde mit einer Schablone gleichmäßig aufgestrichen – für mein Empfinden fast ein wenig zu verspielt.
Pünktlich um Mitternacht wurden die Gäste auf die abgesperrte Terrasse gebeten, wo die zuvor separat bestellten Getränke bereitgestellt wurden – in unserem Fall handelte es sich um einen sehr guten Muskatellersekt.
Der Ablauf der Gänge war prinzipiell gut abgestimmt, auch wenn wir gefühlt etwas zu früh fertig waren. Das Service war den Abend über aufmerksam, manchmal ein wenig amikal. Nach welchen Gesichtspunkten Wein nachgeschenkt wurde bzw. Speisen nachgebracht worden sind konnte ich nicht immer ganz nachvollziehen.
Zur Rechnung: Pro Person kamen wir mit den zusätzlich bestellten Getränken und inkl. Trinkgeld auf 150 Euro – nicht wenig Geld, aber dem Anlass angemessen.
Zum Fazit: Das Ambiente ist mit der Aussicht, der stimmigen Deko und der Location generell wahrscheinlich schwer zu toppen. Das Service war prinzipiell gut mit leichten, individuellen Schwächen. Die Gerichte waren teilweise raffiniert, teilweise etwas zu sehr „gewollt“, die Kritik spielt sich allerdings auf hohem Niveau ab. Die Weinbegleitung war stimmig ausgesucht, besonders positiv habe ich gefunden, dass ausschließlich österreichische Weine zum Einsatz gekommen sind.
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.. übersehen; reicht locker für ein H+G+L