Dort wo einst in der Brasserie bruno im Herzen von Graz französisch/mediterran aufgekocht wurde, ist kürzlich Italien eingekehrt. Man heißt nun Villa D´oro, laut Homepage werden hier leichte, italienische Gerichte täglich frisch zubereitet – Zeit für einen Besuch. Es ist Freitagabend, in der Inne...Mehr anzeigenDort wo einst in der Brasserie bruno im Herzen von Graz französisch/mediterran aufgekocht wurde, ist kürzlich Italien eingekehrt. Man heißt nun Villa D´oro, laut Homepage werden hier leichte, italienische Gerichte täglich frisch zubereitet – Zeit für einen Besuch. Es ist Freitagabend, in der Innenstadt ist viel los und wir wandern die Sackstraße ein wenig Richtung Norden. Trotz der kurzen Distanz zum Hauptplatz muss man schon gezielt hierher wollen - Frequenzlage sieht anders aus.
Von außen macht das Restaurant einen guten Eindruck, lediglich die simplen Aufsteller mit Informationen zu Tagesgerichten könnten ein wenig schöner gestaltet sein. Im vorderen Bereich nach dem Eingang befinden sich die Bar und der Raucherbereich, etwas weiter hinten der größere Nichtraucherbereich. Der Chef und sein Koch sitzen an einem der Tische, springen aber sofort auf als sie uns entdecken und begrüßen uns freundlich. Wir haben die freie Platzwahl, denn außer uns ist kein weiterer Gast anwesend.
Am Interieur wurde nach der Übernahme vom Vorgänger nichts verändert – das war auch nicht notwendig, der Raum ist mit seiner roten Lederbestuhlung, dem dunklen Holz und den warmen Farben noch immer sehr ansehnlich und top gepflegt. Am seitlichen Ausgang stehen zwei Tische im Freien, ein etwas größerer Gastgarten ist Mur-seitig allerdings getrennt durch eine Straße aufgebaut. Die Küche ist mittels Glasscheibe vom Gastraum abgetrennt und symbolisiert, dass man nichts zu verstecken hat – auch wenn man stehen müsste, um den Koch in Aktion zu beobachten.
Der Chef bringt uns die Karte und entzündet das Teelichterl, die Weinkarte kommt kurz danach. Die Karte ist recht strukturiert aufgebaut und auch auf der HP abrufbar, Tagesgerichte und Menüs sind als extra Blatt beigelegt. Auffallend ist, dass keine Pizza angeboten wird, was uns aber nicht weiter stört.
Unsere Getränke- und Speisenwünsche werden freundlich aufgenommen, ersteres kurz danach serviert. Der Pinot Grigio Veneto (Euro 3,30) ist gut gekühlt und trifft den Geschmack von Fr. bluesky. Mein kleines Bier (Euro 2,90) wurde in Murau hergestellt und kommt gut gezapft auf den Tisch.
Wir fragen uns, ob es nur am Standort liegen mag, dass wir die einzigen Gäste sind, oder ob wir einfach einen schlechten Zeitpunkt erwischt haben – wir sind gespannt aufs Essen. Es dauert keine 5 Minuten, bis die gemeinsame Vorspeise serviert wird.
Carpaccio di manzo (Euro 9,90). Recht übersichtlich ist sie, die Portion – hat aber optisch einiges zu bieten. Wir wissen es zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht, aber das zu Deko-Zwecken großzügig eingesetzte Paprikapulver wird uns in den nächsten Gängen ebenfalls noch begegnen. Das Fleisch ist eine Spur zu dick geschnitten worden und leider auf der zähen Seite. Schneiden fällt schwer, vom Zergehen auf der Zunge leider keine Spur. Der Rucula ist frisch, sehr gut ist der gehobelte Käse. Über die Balsamico-Reduktion breiten wir das Mäntelchen des Schweigens.
Das separat gereichte Brot ist leider wenig einfallsreiches Kornbaguette, nicht sehr attraktiv serviert.
Abserviert wird durch den Koch, der zwischendurch immer wieder durch das Lokal streift, gesprochen wird untereinander italienisch. Der Chef zieht sich kurz mit einer Zeitung auf die Terrasse zurück.
Gute zehn Minuten später folgen die Hauptspeisen: Calamari alla griglia (Euro 12,90) für Fr. bluesky. Die Tuben sind sternförmig angerichtet, dazwischen Baby-Tintenfische, mittig ein wenig Salat mit einer halben Cocktailtomate und natürlich Paprikapulver als Deko. Die Calamari sind bißfest, aber ohne Anflug von Gummi, gut gegrillt und haben ein angenehm leichtes Knoblaucharoma. Der Beilagensalat (verschiedene Blattsalate, Gurke, Tomate, Karottenstreifen) ist gut mariniert, manche Komponente ist etwas grobmotorisch zerkleinert worden.
Risotto Pancetta e spinaci (Euro 10,90). Ich bin überrascht, wie schnell das Risotto zubereitet worden ist. Serviert wird eine mittlere Portion Reis, nicht sparsam mit gehobeltem Käse bestreut. Geschmacklich ist das brennheiße Gericht gut, der Pancetta hält sich geschmacklich und mengenmäßig eher im Hintergrund. Risotto habe ich trotzdem anders – etwas flüssiger - in Erinnerung, auch den kernigen Biß vermisse ich.
Abserviert wird freundlich und mit gewissenhafter Nachfrage, inzwischen trifft die weibliche Unterstützung im Service für das Abendgeschäft ein.
Wir trinken noch aus, wünschen uns die Rechnung, auf der knapp 40 Euro stehen – gefühlt eher im oberen Bereich für das Gebotene.
Zum Fazit. Das Service war freundlich und aufmerksam, fast ein wenig familiär. Wir haben uns generell wohl gefühlt, das Ambiente könnte vielleicht noch ein paar italienische Accessoires vertragen um die Ausrichtung etwas mehr zu unterstreichen. Die von uns gegessenen Speisen waren von eher unterschiedlicher Qualität. Das Carpaccio kommt leider nicht so gut weg, die Calamari waren recht gut, das Risotto Durchschnitt. Trotz Freundlichkeit im Service bleibt bei den Speisen doch noch einige Luft nach Oben, schade.
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