am 9. Mai 2013 · Update 11. Mai 2013
SpeisenAmbienteServiceVorweg: es war ein traumhafter Tag in Retz.
Was tun, wenn der 1. Mai auf einen Mittwoch fällt und an ein Heimfahren nach Nordslowenien nicht zu denken ist?
Man findet einen Bericht der geschätzten Userin Toeris und fährt kurzerhand nach Retz.
„Die Perle der Weinviertels“ mit ihrem schon i...Mehr anzeigenVorweg: es war ein traumhafter Tag in Retz.
Was tun, wenn der 1. Mai auf einen Mittwoch fällt und an ein Heimfahren nach Nordslowenien nicht zu denken ist?
Man findet einen Bericht der geschätzten Userin Toeris und fährt kurzerhand nach Retz.
„Die Perle der Weinviertels“ mit ihrem schon im 15. Jahrhundert existierenden Kellernetz, welches durch die günstige Feuchtigkeit des (Urmeer-)Sandbodens einfach und zumeist ohne Bedarf an Ziegeln gegraben wurde.
Die Stadt ist ja in vielerlei Hinsicht besonders. Jeder Bürger durfte mit Wein handeln, selbst der Tischler und der Schmied. Bedingung war nur, dass er den Wein auch lagern konnte. In dem 20 Kilometer langen Kellernetz unter der Stadt kein Problem.
Tipp zwischendurch: den so genannten Erlebniskeller sollte man gesehen haben.
Die ganze Altstadt ist ein einziges Schmuckkästchen, ganz besonders natürlich der Hauptplatz mit dem Rathausturm. Dank der Verschonung der Stadt vor alliierten Bomben ist sie es heute noch.
Zum Essen muss ich allerdings den Stadtkern in Richtung Kalvarienberg verlassen.
Eines der Symbole der Stadt ist das Briefmarkenmotiv schlechthin, die Retzer Windmühle, die noch immer eine funktionierende Mühle ist.
Was amarone besonders freut, ist die Tatsache, dass nach einem schönen Spaziergang der Hunger pünktlich zurück ist. Der Windmühlen-Heurige lädt zum Fest des 1. Mai und kommt wie gerufen.
Es wird zünftig musiziert, „béhmische Polka“ hért man schon von dér Weiten!
Zünftig sind auch die reschen Damen gekleidet, die respekteinflößend Jausenberge auf Tabletten dahertragen, die fast die Ausmaße des Retzer Hauptplatzes zu haben scheinen.
Ein Müllerbrot muss es sein, bestes Fleisch, darüber Karottensalat, Karottensalat und nochmal Karottensalat. Warum? amarone bestellt das gesamte Geschwader vom Sauergemüse ab und es schmeckt auch so. Und wie. Vor mir wird eine ellenlange belegte Panflöte serviert, die fast für zwei Esser reicht.
Beim nächsten Mal werde ich mir dann die von Toeris erwähnte Rindfleischsulz gönnen, die hatte ich vor lauter Appetit auf belegtes Brot glatt überlesen.
Ebenso beim nächsten Mal: die hochgelobten, hausgemachten Mehlspeisen. Leider wartet die Kellerführung in Retz auf mich.
Zu trinken? Fehlt in keinem Heurigen, schon gar nicht hier: der aromatisch-fruchtige Rosé-Traubensaft ist wirklich ein feines Getränk, am besten pur mit einem großen Glas Mineralwasser extra.
Trotzdem kann der Traubensaft nichts gegen seine vergorenen Brüder ausrichten. Ein wahres Kulturgut ist im Weinviertel der vielerorts geschmähte Blaue Portugieser. Als Heckenklescher verschrien, beschreibt man ihn hier liebevoll mit seinem „Veilchenduft“. Mich persönlich erinnert der Duft vor allem an den frischen, noch nicht fertigen Wein, der aus dem Tank gekostet noch diese „rohe“ Frucht verströmt.
Diese herbe Frucht ist aber genau das, was zum belegten Brot am allerbesten passt, da verschmähe ich schon mal gern einen Grünen Veltliner oder Neuburger (sag niemals Weißwein zu ihm!).
Der Wein schmeckt so gut, es scheint, als würde sich das Windrad drehen. Halt, nein: es dreht sich doch, an dieser Stelle sei noch die Führung erwähnt, die sich angeblich wirklich lohnen soll. Ein technisches Kulturgut.
Ich bleibe heute beim vinophilen Kulturgut, die Mühle kommt beim nächsten Besuch dran.
Kurzes Fazit: Die Jause lohnt sich hier wirklich, auch wenn natürlich nicht Zeit war, alles auf der Karte durchzukosten.
Der Traubensaft löscht den Durst, der Portugieser hebt die Stimmung, die Damen im Service sind nicht nur zünftig, sondern auch gleichermaßen flink.
Spielt dann auch noch die passende Musik bei bestem Wetter, so kann man hier eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Hilfreich12Gefällt mir10Kommentieren
Die Schreibweise ist sicher umstritten. Xöchts, Xselchts oder Xselchtes.. ich weiss es nicht genau. Literaturnachweis habe ich auch keinen gefunden ;-)