Fr. bluesky und ich verbringen zwei Tage im Rahmen eines Wellnessaufenthaltes im Loisium in Ehrenhausen. Der Aufenthalt inkludiert zwei Abendessen im hoteleigenen Restaurant „Weinkuchl“, über das wir im Vorfeld sehr unterschiedliche Meinungen gehört hatten – wir lassen uns überraschen.
Das Re...Mehr anzeigenFr. bluesky und ich verbringen zwei Tage im Rahmen eines Wellnessaufenthaltes im Loisium in Ehrenhausen. Der Aufenthalt inkludiert zwei Abendessen im hoteleigenen Restaurant „Weinkuchl“, über das wir im Vorfeld sehr unterschiedliche Meinungen gehört hatten – wir lassen uns überraschen.
Das Restaurant ist entgegen der im Lobbybereich vorherrschenden dunklen Farben sehr hell gehalten, Tische und Stühle sind weiß, lediglich die Metallregale, die den Wein präsentieren und gleichzeitig als Raumteiler fungieren sind schwarz.
Wir werden am ersten Abend von einem sehr freundlichen und kompetenten jungen Mann im Anzug in Empfang genommen, der uns die freie Tischwahl überlässt. Wir suchen uns einen Tisch direkt an der Fensterfront zur Terrasse, die aufgrund des regnerischen Wetters leider nicht genutzt werden kann. Lediglich die abgehärteten Raucher finden sich ab und zu auf der Plattform ein.
Die Karte bietet ein vegetarisches green lifestyle menü sowie ein weinkuchl menü, wobei die Speisenfolge je nach Geschmack aus beiden Menüs zusammengestellt werden kann. Die Weinkarte wird separat gereicht und bietet wenig überraschend eine breite Auswahl.
Das Gedeck wird auf der schwarzen Schiefersteinplatte eingestellt und besteht aus kalt gepresstem Olivenöl, Bauernbutter, zwei Sorten Brot und grobem Salz. Das Olivenöl ist wirklich sehr gut, beim Brot bleibt Luft nach oben.
Räucherforelle mit Orangen-Fenchel-Salat. Drei Stück vom geschmacklich sehr guten Fisch liegen auf einer mittleren Portion grob geschnittenem Fenchelsalat, der bei mir nicht nur aufgrund seiner Textur nicht ganz so gut ankommt. Als Deko dienen halbierte Cherrytomaten und etwas Kresse.
Bouillon vom Weidering mit Pilzschnitte. Die Suppe ist geschmacklich ok, rein von der Farbe her hätte ich mir etwas Kräftigeres erwartet. Die Pilzschnitte ist in kleine Stücke geschnitten – den Pilzgeschmack kann ich leider nicht ausmachen und so bleibt die Suppe als Ganzes eher unscheinbar.
Geschmortes Schulterscherzel mit Süßkartoffel und Pastinaken. Der Teller ist nett arrangiert, der Koch scheint ein Kressefan zu sein, denn sie kommt wieder zum Einsatz. Das Fleisch ist sehr zart und geschmacklich sehr gut. Das Süßkartoffelpüree passt prinzipiell ganz gut, wird aber mit der Zeit aufdringlich süß, die Pastinaken sind ok.
Tiramisu. Dieser Teller gefällt auf Anhieb. Ein nicht zu großes, längliches Stück vom Tiramisu wird eingerahmt von einzelnen Beeren und etwas Fruchtmus und ergibt einen sehr eleganten Auftritt. Geschmacklich gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln, die Nachspeise schafft ein versöhnliches Ende eines kulinarisch etwas durchwachsenen ersten Abends.
Fr. bluesky schert beim letzten Gang aus und probiert das Mohnsouffle mit Waldbeerenragout, das im Suppenteller serviert wird. Das Beerenragout ist mit einer schaumigen Vanillesauce bedeckt, das Souffle ist noch lauwarm und schmeckt wirklich hervorragend.
Als Zwischenfazit bleibt uns nach dem ersten Besuch das relativ gute und aufmerksame Service (vorwiegend durch den jungen Mann) in Erinnerung, die Gerichte sind großteils nett angerichtet und angenehm dimensioniert, der Wow Effekt stellt sich lediglich beim Dessert ein.
Tag Zwei. Diesmal begrüßt uns eine jüngere Dame, die offenbar die Serviceleitung an diesem Abend übernimmt. Nach kurzer Verhandlung werden wir wieder an „unseren“ Tisch vom Vorabend gebracht, da mehr Gäste erwartet werden scheint man eine Sitzordnung vorbereitet zu haben. Das Prinzip der beiden Menüs wird uns wiederum erklärt – man merkt, dass die junge Dame die Erklärung wohl schon zig Mal dem Gast vortragen musste – dementsprechend heruntergeleiert kommt das Gsatzerl auch bei uns an. Der Gruß aus der Küche unterscheidet sich lediglich durch die Sorte des Salzes, den Rest kennen wir schon vom Vorabend. Die Betreuung übernimmt nun ein älterer Kellner aus dem benachbarten Slowenien, bei dem wir uns ganz gut aufgehoben fühlen.
Mousse vom Johann-Rohschinken mit Tramezzini. Die Kombination liest sich wie der gelungene Versuch einer Fusion zwischen Tradition und Moderne und weckt Erwartungen. Der erste Blick enttäuscht ein wenig. Etwas blass liegt er in der Mitte, der ausgestochene Rundling, beim Anrichten hätte man ein wenig mehr Sorgfalt walten lassen können. Auf die Kressekeimlinge ist allerdings Verlass, die wurden wieder eingesetzt, die Melonenstücke sind ok. Geschmacklich ist die Mousse interessant, in Kombination mit dem sehr weichen Weissbrot aber zu gallig, man vermisst den Biß.
Bouillon vom Weiderind mit Grießnockerl. Ich fürchte mich vor batzweichen Grießnockerln und so wagt sich nur Fr. blueky an diese Suppe. Farblich präsentiert sie sich wie jene vom Vortag, geschmacklich ist sie allerdings um Klassen besser. Auch das Nockerl ist nicht ganz so weich wie befürchtet und laut Fr. bluesky geschmacklich gut.
Gelbe Rüben-Schaumsuppe mit Weinbrotchip. Die Suppe hat eine hübsche Farbe und wurde gut aufgeschäumt. Geschmacklich kommen die Komponenten sehr gut zur Geltung, lediglich mit dem Salz ist man ein wenig zu sparsam umgegangen.
Vor dem Hauptgang legen wir eine kleine Pause ein, auch um noch einen passenden Wein zu ordern. Dies passiert bei der Serviceleiterin, die unsere Bestellung entgegennimmt und sich danach unsere ausgetrunkenen Gläser schnappt, umdreht und den letzten Rest mit Schwung neben mir auf den Boden leert. Wir bleiben etwas verdutzt zurück. Neue Gläser werden eingedeckt und wie zuvor wird am Tisch der Wein eingeschenkt. Um das übliche Kostschluckerl falle ich diesmal warum auch immer um, Fr. bluesky ist aufmerksam und bemerkt, dass für sie ein anderer Wein als bestellt gebracht wurde. Nun wird erklärt, dass es diesen Wein nicht mehr gibt – warum dies nicht schon bei der Bestellung erwähnt wird bleibt offen. Gutes Service sieht für uns anders aus.
Rosa Kalbstafelspitz mit Röstkartoffelflan und Wurzelgemüse. Zwei sehr zarte und geschmacklich gute Tranchen Fleisch sind auf dem Wurzelgemüse drapiert, zu der obligatorischen Kresse gesellen sich diesmal ein paar weitere Kräutlein. Das Wurzelgemüse besteht aus Karotten und sehr schlecht geputzten Petersilwurzeln, die mit ihrem sehr präsenten Aroma die restlichen Geschmäcker leider erschlagen. Der Röstkartoffelflan ist ein kleiner Barren, außen knackig, innen sehr weich und geschmacklich ok.
Wir kommen zum letzten Gang: Schokoladentarte mit hausgemachtem Vanilleeis. Die Latte beim Dessert liegt vom Vorabend noch hoch und auf den ersten Blick scheint ein interessanter Abschluss auf uns zu warten. Die Tarte überrascht uns weder positiv, noch negativ – man ist aber trotzdem nicht traurig, dass das Stück nicht größer ausgefallen ist. Bleibt nur noch das Eis, um die Ehre zu retten, aber das reiht sich leider in der Kategorie Totalausfall ganz oben ein. Der Geschmack ist quasi nicht vorhanden – schade um die Zeit, die der Koch damit verbracht hat, das Eis herzustellen.
Zum Fazit: Das Ambiente ist modern, hell, aber auch ein wenig steril. Die Tische sind sehr eng gestellt, mit Privatsphäre sollte man nicht rechnen. Die Servicecrew besteht mehrheitlich aus bemühten Damen und Herren aus dem benachbarten Ausland – der Servicechef am ersten Abend hat einen sehr guten Job erledigt, seine Kollegin am zweiten Abend kostet mit der ungewöhnlichen Performance einen Punkt. Die von uns gegessenen Speisen waren teilweise relativ geschmackvoll zubereitet und von der Idee her auch nett angerichtet. Leider gab´s bei fast jedem Gericht zumindest einen Patzer, der das Gesamterlebnis trübte. Bei der Dichte an guten Lokalen in der Umgebung lohnt sich die extra Anreise in die Weinkuchl unserer Meinung nach leider nicht.
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Der Gault Millau gewinnt an Aussagekraft: Das Loisium in Ehrenhausen hat nun gar keine Haube mehr !