Was tun, wenn nach einem langen Arbeitstag und einem Termin in Döbling der Hunger überfallsartig kommt? Wir stehen vor dem Restaurant Wang in der Döblinger Hauptstraße, sehen einander fragend an und ein kurzer Blick auf die ReTe Seite beantwortet das „warum nicht?“ mit einem „Let’s!“. Zwei doch r...Mehr anzeigenWas tun, wenn nach einem langen Arbeitstag und einem Termin in Döbling der Hunger überfallsartig kommt? Wir stehen vor dem Restaurant Wang in der Döblinger Hauptstraße, sehen einander fragend an und ein kurzer Blick auf die ReTe Seite beantwortet das „warum nicht?“ mit einem „Let’s!“. Zwei doch recht kontrastierende Bewertungen, einmal 2-2-2 vom Gastronaut, einmal 4-4-4 von Boinus, das macht’s noch interessanter.
Der Raum ist, wie in der vorherigen Bewertung von Boinus schon erklärt, in etwa zwei gleiche Gästebereiche geteilt. Raucher gehen nach links, Nichtraucher nehmen rechts Platz, wo auch die Schank und die Durchreiche zur Küche sind. Bauliche Trennung besteht immer noch keine, außer man ließe einen hölzernen chinesischen Paravent als bauliche Trennung durchgehen, was wir natürlich nicht tun können.
Der Ersteindruck ist „Standard – China – Restaurant – Einrichtung“, wenn auch durchaus elegant und gepflegt. Viel dunkles Holz, getäfelte Wände mit den üblichen goldenen Intarsien und Verzierungen. Trotzdem recht dezent, die fallweise Kitschüberflutung in Rot- und Goldtönen anderer Restaurants bleibt uns hier erspart.
Wir werden sofort freundlich von einem jungen Mann begrüßt, der uns auch den Rest unseres Aufenthalts im Wang betreut. Ebenso freundlich werden uns die Speisekarten gereicht, nach angemessener Wartezeit wird nach unseren Getränkewünschen gefragt. Ich entscheide mich für ein kleines Zipfer, die Liebste für einen Aperol Spritzer. Als Vorspeise bestellen wir einmal Gebackenen Wan Tan und eine Pikant-Säuerliche Suppe. Als Hauptspeise soll’s für die Liebste eine der am Anfang der Karte angeführten „Empfehlung des Monats“ sein, die „Knusprige Ente Gong Bao“ (scharf), ich bestelle das „Rindfleisch Szechuan Art“, auf der Karte auch als „scharf“ ausgewiesen. Gebratener Eier-Reis für mich, gebratene Nudeln für mia moglie. Und für Beide bitte Stäbchen. Und ja, wir sind ausgesprochene Schärfe - Afficionados, der Koch möge sich austoben, danke.
Insgesamt findet sich auf der Karte wenig überraschendes, the usual choice of Huhn, Schwein, Rind, Lamm und Fisch. Es gibt eine Seite, die den Spezialitäten gewidmet ist, wo sich Acht und mehr Schätze finden, am Anfang, wie bereits angesprochen, eine Monatsempfehlung von einigen Gerichten, eine Seite mit Dim - Sums, und natürlich Desserts. Getränkemäßig werden die Erwartungen erfüllt, die übliche Auswahl an alkoholfreien Getränken, Bier und eine kleine Auswahl an Weinen.
Nach kurzer Wartezeit kommen die Getränke und, nicht einmal eine Zigarettenlänge später, die Wan Tan. Etwa 5 Stück, auf einem Salatblatt drapiert, von pikantem Krautsalat umgeben und in Begleitung eines Schüsserls Sojasauce. Geschmacklich eine sehr positive Überraschung, tadellos leichter und knusprig gebratener Teig, eine sehr schmackhafte und ebenso leichte Füllung. Keine fett triefenden Teigklumpen, wie man sie auch manchmal serviert bekommt, nein, eine ganz und gar tadellose Vorspeise.
En lieu meiner Suppe bringt mir unser Kellner erst einmal eine Frühlingsrolle, korrigiert den Fehler aber sofort und freundlich. Die Suppe kommt über Mittelmaß nicht hinaus, sie ist sehr dickflüssig, beinahe schon geliert und für mein Dafürhalten deutlich zu süß, um als pikant-säuerlich durchzugehen. Nach etwas Nachschärfen ist sie zwar besser, aber mehr als eine 3 wird sich für diese Suppe nicht ausgehen. Die Wan Tan hingegen dürfen sich mit einer glatten 5 aufs Stockerl dieses Abendessens stellen.
Nach wiederum kurzer Wartezeit kommen die Hauptspeisen. Optisch kaum voneinander zu unterscheiden (beide Gerichte in Sauce, mit Gemüse und einigen Erdnüssen bestreut) erweisen sich beide Gerichte geschmacklich als Yin und Yang. Die „Empfehlung des Monats“ ist eher die Niederlage des Monats, zumal die arme Ente in der Küche ein zweites Mal umgebracht wurde, diesmal durch Ertränken in viel zu salziger Soja Sauce. Das Fleisch ist durchaus knusprig und geschmacklich nicht einmal schlecht, wäre hier nicht die alles durchdringende, unglaublich versalzene Sauce. So nibbelt die Liebste ein wenig am Gemüse und den Erdnüssen, ehe sie kopfschüttelnd aufgibt. Ich koste die Ente im Soja-Salzbad, verweigere ebenso, und wir entscheiden uns dafür, uns das Rindfleisch Szechuan Art zu teilen. Unser Begehr nach Stäbchen muss irgendwo untergegangen sein, aber auch diesen Lapsus korrigiert unser Kellner schnell und höflich.
Auch das Rindfleisch Szechuan wird hier nicht mehr als eine 3 einheimsen. Pikant, nicht scharf, und vom Geschmack her wirklich „standard“. Das Gemüse, die Sauce, nichts ist schlecht, der Reis und die Nudeln sind auch in Ordnung, der Aha-Effekt, das „Mmmmmh“, auf das man hofft, dass es sich nach dem ersten Bissen aufdrängt, bleiben aus.
In Summe kann ich mich zwischen beiden vorangegangenen Reviews mit einer 3-3-4 einordnen. Kein schlechtes Restaurant, aber auch nichts, was mir besonders in Erinnerung bleiben wird. Mit Ausnahme der Wan Tan, natürlich. Der Service ist sehr freundlich, mit kleinen Schwächen im Sich - merken von Details. Die Preise sind allerdings sehr moderat, die Gesamtrechnung betrug am Ende inkl. 10% Trinkgeld gerade einmal 35 Euro. Bankomatkarten werden nicht genommen, Visa und Mastercard schon.
Fazit: Ein Standard China Restaurant, dessen Ambiente und Service vielleicht ein bisschen „above standard“ sind, Speisen und Getränke vermochten diesen Eindruck nicht zu erwecken. So positiv die Wan Tan überraschten, so enttäuschend kam die Empfehlung des Monats auf den Tisch.
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SSW: meinst Du etwa Swing Dei Tingh? Könnte man natürlich auch anders schreiben.