Die Spelunke also.
Nachdem die Liebste schon zweimal mit ihrer Mädelsrunde dort gewesen war und mich immer wieder drängte, auch einmal mit ihr dorthin zu gehen, war es gestern endlich soweit. Ich war bisher etwas zurückhaltend, auch auf Grund der sehr durchwachsenen Bewertungen auf ReTe. Aber...Mehr anzeigenDie Spelunke also.
Nachdem die Liebste schon zweimal mit ihrer Mädelsrunde dort gewesen war und mich immer wieder drängte, auch einmal mit ihr dorthin zu gehen, war es gestern endlich soweit. Ich war bisher etwas zurückhaltend, auch auf Grund der sehr durchwachsenen Bewertungen auf ReTe. Aber zum Einen überwog dann doch die Neugier, selbst zu sehen, was es mit der Spelunke auf sich hat und zum Anderen, der Liebsten einen Wunsch abschlagen geht halt gar nicht.
Ursprünglich hatten wir auf Grund eines Terminmarathons 17:00 angepeilt, ich versuchte, online zu reservieren, das Tool auf der HP offerierte den letzten freien Tisch allerdings für 16:30, das könnte knapp werden. Also schrieb ich rasch eine Email, die in rekordverdächtigen 5 Minuten freundlich beantwortet wurde, unser Tisch für 17:00 geht in Ordnung. Sehr gut.
Tatsächlich verschob sich der Terminplan dann doch weiter nach vorne, so dass wir schon um etwa 16:00 dort waren. Wir wurden sehr freundlich empfangen und bekamen einen schönen Tisch auf der großen Terrasse (Seite Taborstraße) zugewiesen, einen mit großem Schirm, was durchaus vorteilhaft erschien, weil sich der Himmel über Wien gerade wieder einmal nicht entscheiden wollte oder konnte, ob es nicht in den nächsten 30 Minuten ein wenig regnen sollte. Tat es dann aber eh nicht.
Die Karten wurden rasch gebracht, ab hier übernahm ein sehr freundlicher Kellner, der für diese Terrasse zuständig war.
Wir starten mit zwei Gläsern roter Sangria, diese kamen auch recht flott und, Kompliment, gute Sangria, guter Start. Wir beschieden dem Kellner, mit dem Essen noch etwas warten zu wollen, nach zwanzig Minuten bestellten wir:
Beef Tatar für die Liebste, mit dem obligaten Extrawunsch nach Chili, dafür bitte ohne Sardellen. Dazu eine Portion getrüffelte Pommes. Für mich sollte es das Filetsteak (250 g.) werden, dazu Erdäpfelpüree mit Röstzwiebeln. Als Garstufe wählte ich „Medium“.
Auftritt der Speisen:
Das Beef Tatar kam als interessante Interpretation daher, nicht ganz klassisch, sondern a) auf einer Art Teigfladen serviert, in Form von etwa vier mittelgroßen Klecksen, mit einer grünen Sauce (laut Karte Safran-Chipotlemayo) drapiert, dazu wie gewünscht, ein Schüsserl mit frisch geschnittenen und durchaus Scharfen Chilischoten, die flugs über das Tatar wanderten.
Obwohl ich eher Freund der sehr puristischen Tatar-Variante bin, - Fleisch, nicht zu fein geschabt, dazu etwas Zwiebel und Kapern, möglicherweise ein Eidotter zum selbst abmischen, dazu etwas Toast - , erwies sich diese Interpretation als sehr gelungen. Der Liebsten schmeckte es hervorragend und auch ich muss sagen, ein tadelloses Geschmackserlebnis. Teigfladen, ausgezeichnetes Fleisch, gute Schärfe der Chili, wirklich tadellos.
Die Liebste mag diese Trüffelpommes dort, ich war hier weniger begeistert. Ja eh, nicht schlecht mit Trüffelöl und etwas geriebenen Parmesan abgeschmeckt, der Brüller waren sie für mich nicht.
Mein Steak war ein hervorragendes Filetstück, oben drauf ein kleines Stückchen Kräuterbutter (brauche ich eigentlich nicht) und ein paar Thymianzweigerl. Angerichtet auf einem kleinen Klecks Jus oder Sauce, sonst nichts. Dazu eine Schüssel mit einer stattlichen Portion Erdäpfelpüree mit Röstzwiebeln.
Die Fleischqualität des Steaks war tatsächlich hervorragend, ein Filet, so zart, wie man es sich nur wünschen kann. Einzig bei der Garstufe hat der Koch gepatzt, es war nicht medium, es war nicht medium-rare, es war schlichtweg rare. Für mich jetzt kein Problem, ich bestelle eigentlich üblicherweise medium-rare, hier war ich einer Intuition gefolgt, die mir sagte, es würde etwas untergart rauskommen. Für jemand, der rare nicht mag, wäre es halt echt daneben gewesen. Mir schmeckte es jedenfalls.
Das Püree war tadellos, sowohl von Konsistenz, als auch Geschmack. Bei den Röstzwiebel schien mir der Koch allerdings zum Convenience-Packerl gegriffen zu haben, das gibt natürlich Abzüge, das geht sich speziell in einem Lokal dieser Preisklasse nicht aus.
Zum Steak/Tatar wählten wir je ein Glas Zweigelt bzw. eine Merlot-Zweigelt Cuvée vom Michael Hauser aus Höflein, beides nicht schlecht, aber jetzt auch nicht die große Offenbarung. Wobei gesagt werden muss, dass es auf der Weinkarte eine deutlich größere Auswahl gab, wir wählten quasi den Wein aus der Speisekarte, den uns unser freundlicher Kellner vorschlug.
Abschließend gönnte ich mir noch einen Espresso, der war tadellos.
Die Rechnung betrug etwas über 90,-, also ein glatter Hunderter mit Maut.
Ambiente, Service und auch die Freundlichkeit des Personals, die Abläufe in punkto Geschwindigkeit, Beratung, Servieren und Abservieren passten, da können wir wirklich nichts kritisieren. Bei Preis Leistung würde ich sagen, dass für diesen Preis noch ein bisschen mehr geht, für einen Hunderter gehen weder Fertigröstzwiebel, noch das Verfehlen der Garstufe. Ich persönlich denke, auch bei den Pommes könnte man sich etwas mehr Mühe geben (die habe ich im Distrikt deutlich besser in Erinnerung), obwohl die Liebste hier meine Meinung nicht teilt.
Für Speisen vergebe ich (mit etwas Bauchweh) eine 4, ich hätte mich eher bei 3 oder 3,5 wiedergefunden, das Aufrunden gibt’s auf Drängen der Liebsten.
Für den Service vergebe ich eine 4, bei unserem Besuch gab es nichts zu bemängeln, ein bisschen Luft nach oben für die Extra-Mile wollen wir aber noch lassen.
Ambiente: Muss man sicherlich auch am Abend erleben, gestern war es netter, gemütlicher, urbaner Charme auf einer geräumigen Terrasse, für eine wohlwollende 4 reicht’s aber.
In Summe war es aber ein guter, runder, später Lunch (oder ein verfrühtes Abendessen), und wir werden sicher wieder einmal dort vorbeikommen.
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