Das Palmenhaus, 1901 errichtet und in den 1990ern renoviert, gehört zweifellos zu den schönsten Jugenstilbauten Wiens. Die elegante Stahl-Glaskonstruktion war ursprünglich privates Glas- bzw. Gewächshaus des Kaisers, heute ist sie immer noch entsprechend ihrer ursprünglichen Aufgabe Überwinterung...Mehr anzeigenDas Palmenhaus, 1901 errichtet und in den 1990ern renoviert, gehört zweifellos zu den schönsten Jugenstilbauten Wiens. Die elegante Stahl-Glaskonstruktion war ursprünglich privates Glas- bzw. Gewächshaus des Kaisers, heute ist sie immer noch entsprechend ihrer ursprünglichen Aufgabe Überwinterungsbereich für tropische Pflanzen, beherbergt das wirklich sehenswerte Schmetterlingshaus und natürlich das Objekt dieser Review – die Brasserie Palmenhaus.
Mittagessen in einer Touristenattraktion also. Kein Wien-Führer kommt ohne Palmenhaus aus. Heute, an einem heißen Sommertag, zieht es auch uns Einheimische dorthin, auf die Terrasse, wo man sich unter riesigen Sonnensegeln mit Blick auf den Burggarten gemütlich niederlassen und entspannen kann. Eine kleine grüne Oase mitten in der Stadt ist der Burggarten, und an diesem Sommertag voller Leute, die es sich hier ein Weilchen gut gehen lassen.
Auch das Lokal ist gut besucht, wir ergattern einen der letzten freien Tische auf der Terrasse. Das Publikum ist international. Umgeben von Unterhaltungen in fast allen Sprachen der EU werfen wir einen Blick in die Karte, schon ein wenig verunsichert, womöglich in einer Touristenfalle gelandet zu sein. Dafür sprechen jedenfalls die Preise, das Krügerl um € 4,80 und das Schnitzel um € 21,20 sind durchaus selbstbewusst bepreist, auch wenn wir hier an einem der schönsten Plätze der Innenstadt sitzen.
Erstaunt sind wir über den Umfang der Weinkarte. Sie ist fast schon ein Lexikon der österreichischen und französischen Vorzugslagen. Gezählte 58 Bordeauxweine stehen drauf, um nur ein Beispiel zu nennen, vom einfachen 2010er Larrivaux um € 39,- bis zum 2001er Lafleur um € 425,-. Dennoch – Café-Brasserie-Bar nennt das Lokal als sein Programm, das hier ist kein Restaurant, es geht informell zu. Keine Tischtücher also, die Metalltische bleiben wie sie sind. Keine großen Menüs, hier bestellen die Gäste zumeist nur einen Gang. Oder auch einfach ein Krügerl nach dem anderen, wie die sichtlich durstigen Briten am Nebentisch.
Der Service ist aufmerksam und überraschend flott. Hatten wir uns die Karte noch von den Deutschen am Tisch rechts von uns ausgeborgt, so war doch der Kellner dann sogleich mit der Weinkarte und kurz danach mit den Getränken zur Stelle. Wir hatten in der Innenstadt noch einiges vor, beschieden uns daher mit einem Achterl Sauvignon Blanc und einem Krügerl Ottakringer.
Und natürlich wollten wir essen. Die Karte ist kurz und ansprechend, es gibt Gegrilltes, eine schöne Fischauswahl, Salate und Klassisches vom Solospargel bis zur Bratwurst. Für uns wurde es ein „Carpaccio“ (so heißt heute offenbar alles, was dünn aufgeschnitten und mit Salat dekoriert wird) vom Oktopus und ein Wiener Schnitzel. Der Oktopus gekocht, im eigenen Sulz in eine Rolle gepresst und hauchdünn geschnitten, drapiert mit Löwenzahn, Mangold, Sprossen und grünem Spargel. Ein optisch wie geschmacklich ansprechendes, erfrischendes Sommergericht. Das Schnitzel war hervorragend. Wunderbar saftiges Kalbfleisch, köstlich knusprige Panier, natürlich aus der Pfanne, dazu ein schöner, erfrischender Gurkensalat. Mustergültig.
Fazit: Einer der schönsten Gastronomiebetriebe der Innenstadt. Das zauberhafte Ambiente des Palmenhauses und die Nachbarschaft des Burggartens machen den Besuch sowohl innen wie auch draußen auf der Terrasse zum Erlebnis. Natürlich ein Touristenlokal mit entsprechenden Preisen, aber auch mit hoher Qualität. Vorzügliches Essen, tolle Weine.
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