Das ON Market liegt auf der Linken Wienzeile direkt am Naschmarkt - wo es viele Chinarestaurants gibt, versteht sich aber nicht als typisches Chinarestaurant. Nach eigener Angabe wird "authentische südchinesische Zubereitungsart mit japanischer Inspiration" gepaar. Das merkt man auch, wenn man ei...Mehr anzeigenDas ON Market liegt auf der Linken Wienzeile direkt am Naschmarkt - wo es viele Chinarestaurants gibt, versteht sich aber nicht als typisches Chinarestaurant. Nach eigener Angabe wird "authentische südchinesische Zubereitungsart mit japanischer Inspiration" gepaar. Das merkt man auch, wenn man einen Blick auf die Karte wirft: Groß wird in der Saisonkarte erklärt was Hamachi ist (Gelbschwanzmakrele). In der regulären Karte gibt es Soba Nudeln, Tempura und Chirashi Sushi; aber auch Befremdliches wie "Fish and Chips Japan Style". Beim Tagesteller sind ebenfalls meistens Sushi dabei. Meine Vorbehalte gegen Chinarestaurants, die auch japanisches Essen anbieten und gegen den X-ten Versuch eines "untypischen" Chinarestaurants wurden trotzdem schon lange ausgeräumt.
Eine auch von draußen gut erkennbare Bar, im Eingangsbereich eine große Deckenleuchte und lange Wandteppiche dominieren das Innere. Die Jazzmusik wäre zu laut für ein gehobenes Restaurant - ist aber gerde richtig für eine Bar. Im UG ist ein kleines Séparée. Die Gäste sind großteils Österreicher, aber auch ein paar Chinesen. Wenige aber nette Kelnerinnen bemühen sich vergeblich das gesamte Restaurant zu servicieren. (Dabei stehen hinter der Bar noch ein paar Leute herum.) Das resultiert in längeren Wartezeiten und vielen unaufgeräumten Tischen. Zwischen 14h und 18h und ab 20h sind Gäste die ausschließlich trinken in der Überzahl. Den Eindruck eines Chinarestaurants macht das ON Market echt nicht.
Schon die reguläre Karte ist ausführlich, dazu kommt eine handgeschriebene Saisonkarte. Die reguläre Karte hat drei Seiten Frühstück. Außer den schon genannten japanischen Speisen gibt es noch einen kleinen Anteil an Gerichten anderer asiatischer Länder und ein paar europäische Akzente (Käse, Brot).
Ein Highlight vorweg: Es ist zwar fast immer auch ein schwarzes Schaf unter den Vorspeisenvariationen, aber insgesamt können sie überzeugen. Es ist aber Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem erforderlich: Die Kutteln zB. sind nicht jedermanns Sache.
Das scharfe Huhn "Gan Guo" sieht auf den ersten Blick aus wie ein typisches Chinarestaurantgericht; ist es aber nicht. Es ist sehr scharf (ich schmecke Szechuanpfeffer heraus) und auch ein paar getrocknete Lorbeerblätter im Ganzen und absolut frisches Gemüse unterscheiden es von der in anderen Lokalen gebotenen Einheitsware. Nur der Reis ist sehr unspektakulär - da hilt auch die Prise Sesam nichts. Sehr ölig ist das Ganze - aber auch damit wohl authentisch.
Die gebratenen ("Bang"-) Nudeln mit Gemüse und Tempura sind leider austauschbar. Die Bandnundeln sind zusätzlich zur Unkreativität des Gerichts etwas zu weich gekocht. Dabei wäre die Geschmacksgebung an sich sehr gut: Etwas sauer und auch ohne Glutamat sehr geschmacksintensiv; schwarf aber nicht zu sehr. Die Tempura auf den Nudeln sind keine Konkurenz für das Nihonbashi aber trotzdem sehr gut - vor allem die Calamari. Wieder sind alle Zutaten sehr frisch.
Die knusprige Ente auf Rotkraut nenne ich einmal eine gelungene Fusion: Eine knusprige Ente wie man sie aus Chinarestaurants kennt (nur nicht all zu fett) aber auf typisch europäischem Rotkraut. (Ich bin mir nich sicher, ob nicht sogar Apfel beigemischt war.) Dazu ein - etwas süßlich geratener - Semmelknödel ("Asiaknödel") mit chinesisch inspirierten Gewürzen, der nach dem Kochen noch angebraten wurde.
Einen Kontapunkt stellen die Sushi dar: Die Zutaten sind wohl frischer als ei der Billigkonkurrenz, aber der Schnitt ist meilenweit von Unkai zu seinen besten Zeiten oder Nihonbashi entfernt. Der Reis ist völlig willkürlich gewürzt: Mal geschmacklos, mal süß, mal sauer. Die Auswahl ist nur geriungfügig besser als die am Naschmarkt omnipräsente Einheitsware. Nur die Maki sind erträglich. Noch enttäiuschender als die Sushi sind nur die ohnedies nicht sehr zahlreichen Nachsperisen.
Neben der sehr ausführlichen Bar gibt es auch einen respektablen Weinkeller: Zehn rote, sieben weiße und ein paar Süßweine.
Leider begeht das ON Market zahlreiche Hygiene-Faux Pas: Die kleinen, nicht lackierten Holztische wirken manchmal etwas versifft. Öfters schwirren nicht nur ein paar Fruchtfliegen sondern auch Motten herum. Die Stäbchen werden wiederverwendet und stehen - nicht einzeln verpackt - auf dem Tisch.
Unterm Strich ist das ON Market vieles: Ein guter Frühstücksort, eine sehr gute Bar, ein gutes und, ja, untpyisches Chinarestaurant. Der Erfolg dabei den Wienern ihre Vorurteile gegenüber chinesischem Essen zu nehmen muss echt betont werden! Aber für ein gehobenes Restaurant fehlt noch einiges; eher ein gemütlicher Ort an dem man sich trifft und wo man ein paar Gerichte mag.
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