Eigentlich wollten wir heute unser tolles Mittagserlebnis von neulich im Via Toledo wiederholen, also standen wir um 13:00 – vor geschlossenen Toren. Donnerstag erst ab 15:00. Und jetzt?
Einen Steinwurf vom Via Toledo, in der Florianigasse, gibt es das „Oliva Verde“, die Kritiken auf ReTE dur...Mehr anzeigenEigentlich wollten wir heute unser tolles Mittagserlebnis von neulich im Via Toledo wiederholen, also standen wir um 13:00 – vor geschlossenen Toren. Donnerstag erst ab 15:00. Und jetzt?
Einen Steinwurf vom Via Toledo, in der Florianigasse, gibt es das „Oliva Verde“, die Kritiken auf ReTE durchwachsen, aber optisch durchaus einladend. Probieren wir es.
Wir werden freundlich begrüßt und auf Nachfrage in den Raucherbereich geführt, wo wir einen der drei freien Tische wählen dürfen. Der Raucherbereich ist kleiner als der Hauptraum und mit einer Glastür vom NR – Bereich abgetrennt, diese allerdings stand während unseres Besuches die ganze Zeit offen, das muss und darf nicht sein.
Das Lokal ist recht gemütlich, in einem Gewölbe untergebracht, wie viele Lokale in dieser Gegend. Nicht kitschig, aber doch recht dekoriert, allerdings irgendwie ein bisschen unordentlich.
Wir nehmen zwei Gläser Lambrusco und widmen uns dem Studium der stattlichen Speisekarte. Die wiederum bietet so ziemlich alles, was die italienische Küche hergibt, von Pasta, Fisch- und Fleischgerichten über Pizze und Dolce. Es gibt auch eine eigene Spargelkarte, sowie eine Tageskarte. Ich persönlich bin kein Freund dieser gebundenen Speisekartenbücher mit zig Gerichten darin, für mich ein Überbleibsel vergangener Zeiten, als es noch galt, mit möglichst vielen Gerichten den Geschmack des Gastes zu treffen. Die Frage, ob denn gefühlte 100 Gerichte dann auch immer frisch zubereitet sein können, hat man sich damals offenbar nicht gestellt.
Auch in manch anderen Ländern wird diese Unart noch gepflegt, in meiner Zweitheimat Bulgarien ist es nach wie vor Usus, mit einer dicken Speisekarte zu punkten, die man als Gast ja kaum lesen kann, so viel Zeit würde es einem abverlangen.
Nun gut, für uns ist es heute vergleichsweise einfach, uns steht der Sinn nach Pizza. Die gibt’s im Oliva Verde auf drei Seiten, von denen die erste die „Gourmet Pizze“ aufführt, der Rest sind die „normalen“ Pizze.
Die Liebste entscheidet sich für eine Gourmet-Variante, eine „Pizza Lardo“, mit Kirschtomaten, Büffelmozzarella, Speck, Champignons und, auf Extrawunsch, Artischocken. Für mich soll’s eine normale „Provinciale“ sein, mit Schinken, Speck, Pfefferoni und Mais.
Der freundliche Kellner bestätigt uns auf Nachfrage, dass er uns auch scharfes Olivenöl, Chili und Tabasco einstellen wird.
Die Wartezeit gibt uns die Möglichkeit, den Blick durch das Lokal schweifen zu lassen. Es ist etwa zur Hälfte gefüllt, Einrichtung und Deko wirken schon ein wenig in die Jahre gekommen. Der Pizzaofen, der sich prominent hinter der Schank befindet, dürfte einmal ein Holzofen gewesen ein (gewölbte Kuppel), mittlerweile scheint er elektrisch betrieben, zumindest sieht die Frontverkleidung eindeutig danach aus. Muss jetzt deswegen aber auch nicht schlecht sein, alles eine Frage der Temperatur, die erreicht wird.
Mittlerweile hat es Cookie, unser Hündchen, geschafft, sich mit der Leine mehrfach um das Tischbein zu wickeln und kurz, nachdem ich sie entwirrt habe, standen auch schon die beiden Fladen vor uns.
Die Größe ist angenehm (ich mag keine Pizze, die über den Tellerrand hängen), nicht zu klein und nicht zu groß. Der Teig recht dünn, der Rand für mein Dafürhalten zu dick, aber das ist meine persönliche Präferenz.
Die Kirschtomaten auf der Liebsten Pizza stellen sich als normale, frische Tomaten heraus, was der Liebsten ohnedies lieber ist. Die Champignons sind definitiv frisch geschnitten, nicht eingelegt und auch sonst ist die Pizza optisch durchaus ansprechend. Der Lardo ist dünn geschnittener, normaler Bauchspeck, aber auch der erwies sich als tadelloses Produkt.
Meine Provinciale ist reichlich belegt, der Schinken gut, kein Block, der Speck einwandfrei, die Pfefferoni zu meinem Entzücken frische, grüne, grob aufgeschnittene Pfefferoni, keine eingelegten Öl-Dinger. Beim Mais war man sehr großzügig, hätte durchaus weniger sein können. Zwei schwarze Oliven gab’s auch noch, auch die brauch ich nicht auf einer Pizza.
Geschmacklich ist der Teig gut, wenn auch nicht ganz so knusprig, wie ich es gerne habe. Gut gewürzt, actually hart an der Grenze zum Versalzen-sein, stellenweise auch darüber.
Das eingestellte scharfe Öl gut, von spürbarer Schärfe, ohne jetzt waffenscheinpflichtig zu sein. Dafür gab’s noch ein kleines Schüsselchen mit einer aufgeschnittenen Chilischote, die hatte es durchaus in sich. Sowohl Ölflasche als auch Tabasco-Fläschchen waren außen sehr verschmiert, das geht natürlich nach gar nicht.
Insgesamt lassen weder Lambrusco, noch Pizze einen bleibenden Eindruck zurück. Der Lambrusco geschmacklich kein Highlight, deutlich zu warm, die Pizze jetzt nicht schlecht, aber halt auch nicht mehr.
Der Service freundlich, aber jetzt auch nicht etwas, das in Erinnerung bleiben wird. Der Aschenbecher wurde beim Servieren der Pizze gewechselt, dafür ließ man sich mit dem Abservieren wiederum ziemlich lange Zeit.
Zum Schluss gönnte ich mir meinen obligatorischen Ristretto, der wiederum war kurz, stark und gut. Zur Rechnung (€ 40,00 inkl. Maut) wurde ein Grappa aufs Haus gebracht, auch der allerdings geschmacklich maximal Durchschnitt (aber ich weiß schon, einem geschenkten Gaul ...).
Angesichts der doch recht hohen Dichte an guten Pizzerien in der Gegend sehe ich uns dort eher nicht mehr hingehen. Ein bisschen Schade, in der Location und in dem Gewölbe könnte man mit ein wenig mehr Liebe zu Details und Sauberkeit deutlich mehr aus dem Oliva Verde machen.
Ein bisschen ist die Zeit dort stehengeblieben, ein Entstauben im wörtlichen und sprichwörtlichen Sinn täte dem Lokal gut.
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Hab soeben ihre Geschichte studiert....so sweeet...Ich beneide Euch, denn mein lieber Nick (ein Labrador-Mischling) ist nach 16 Jahren nicht mehr bei uns.Allerdings schon seit dem Vorjahr, trotzdem vermisse ich ihn wirklich täglich.