Die japanische Küche ist nicht so vielfältig wie die chinesische, dafür lässt sie sich in Bezug auf die Qualität und Frische der Speisen nicht übertrumpfen. Genau das schätze ich an der japanischen Küche. Viele Chinesen haben eine "Lala"-Mentalität, man begnügt sich mit wenig Kompetenz, Fachwisse...Mehr anzeigenDie japanische Küche ist nicht so vielfältig wie die chinesische, dafür lässt sie sich in Bezug auf die Qualität und Frische der Speisen nicht übertrumpfen. Genau das schätze ich an der japanischen Küche. Viele Chinesen haben eine "Lala"-Mentalität, man begnügt sich mit wenig Kompetenz, Fachwissen und Genauigkeit. Dagegen sind Japaner eher bekannt eine fast manische, besitzergreifende Einstellung gegenüber hohen Standart zu haben. Man könnte zum Spaß sagen, die Arbeitseinstellung der Japanern sind den Deutschen etwas ähnlich. Chinesen dagegen eher wie Italiener, Kultur, Kunst und Kulinarik hat man in Hülle und Fülle.
Am Freitag war der Tag verregnet, trotzdem war das Restaurant gut besucht. Meine Frau und ich mussten nach dem Betreten kurz warten bis jemand uns beim Empfangsbereich ansprach. Paar Minuten später führte eine Dame uns direkt ins große Zimmer, wo man traditionell sich wie in Asien auf den Boden setzen kann. In China war es vor langer Zeit genau so, Sesseln wurden erst im 7. Jahrhundert populär. Bevor man sich auf den Platz begeben darf, müssen natürlich zuerst die Schuhe ausgezogen werden.
Ich habe vor unserem Besuch die Karte von Nihon Bashi schon auf dessen Homepage angesehen. Deshalb konnten wir uns recht schnell entscheiden. Ich nahm das Mittagsmenü Katsu Don (Reisschale mit Schweineschnitzelstreifen, Ei und Zwiebeln), meine Frau wählte ein kleines Sushi Ume als Vorspeise. Zu zweit teilten wir uns ein Shabu Shabu, ein japanischer Hot Pot.
Das Warten war zwar nicht kurz, aber durch eine kleine Begrüßung aus der Küche konnte man die Zeit etwas überbrücken.
Sushi und meine Reisschale kamen fast zeitgleich. Ich hatte begleitend zum Menu einmal Misosuppe und eingelegtes Gemüse. Mein Katsu Don war wirklich köstlich, das panierte Fleisch wurde zuerst frittiert und dann mit Sojasoße und Ei übergossen. Der Reis war durch den süßlichen Soja-Marinade sehr wohlschmeckend und hatte eine gute Konsistenz.
Das Sushi Ume war erste Klasse. Der Reis ist ordentlich gekocht und genau richtig mit Essig vermengt. Besonders die Technik des Formens ist sehr wichtig. Der Reis darf weder zerfallen noch zu dicht aneinander gedrückt werden. Als Kriterium kann man einen Zahnstocher in den Reis stechen und den Nigiri-Sushi anheben. Zerfällt der Reis, war es zu leicht geformt. Dann kann man das Sushi in die Hand nehmen und gegen das Licht halten. Sind die einzelnen Reiskörnern schon stark aneinander gepresst bzw. es dringt kein Licht mehr durch, dann war zuviel Kraft im Spiel. Der Reis wird nicht mehr von selbst Speichel in der Mundhöhle aufnehmen können und der Geschmack lässt nach. Zahnstocher war keins auf dem Tisch, konnte ich nicht ausprobieren. Aber das zweite Kriterium war auf jeden Fall erfüllt. Ich konnte das Tamago Suhi (Eierstich) und ein Maki probieren, perfekt.
Nachdem wir aufgegessen haben räumte die Kellnerin ab und wir warteten ca. 15 Minuten auf das Shabu Shabu. Die Dame kam zuerst mit einer Elektrokochplatte, danach mit diversen Sachen wie Eisentopf, eine Kanne heißes Wasser, Metallsieb, Soße usw.. Dann kam das Fleisch und das Gemüse. Äußerlich habe ich mir ein stärker marmoriertes Fleisch vorgestellt, später beim Kochen stellte sich auch heraus, dass die Scheiben eher zu dick geschnitten sind und es war wirklich etwas zu mager. Das Gemüse bestand aus Spinat, Karotten, Tofu, Chinakohl und Lauch. Die Kellnerin meinte lächelnd, dass wir sicher schon wissen wie man Hot Pot isst, aber führte trotzdem uns noch einmal alles vor. Sehr nett.
Zum Shabu Shabu wurden zwei Soßen gereicht, eine süssliche Sesampaste und eine japanische Essigsoße. Vom Geschmack her gefällt mir der chinesische Hot Pot "Huo Guo", besonders die nordchinesische Variante viel besser. Zwar verwenden wir auch eine Sesampaste, aber mit viel mehr Geschmack, angereichert durch fermentierten Tofu und chinesischen Schnittlauchblüten. Außerdem verwenden wir Nordchinesen in erster Linie Lammfleisch, das mit mehr Fett und den besonderen Eigengeschmack auch mehr Charakter hat. Rindfleisch und Schweinefleisch mit genug Fett kann man natürlich auch nehmen, aber ein hauchdünner Schnitt ist sehr wichtig. Die japanische Essigsoße gefällt mir deutlich besser, zwar einfach, aber passt gut zum Gemüse und das magere Fleisch.
Zum Beginn des Essens kam die Dame mit Gewürzen, geriebener Rettich, fein geschnittener Lauch, Salat, eine kleine Schale Reis und einmal extra bestellte Nudeln zum Kochen. Die Gewürzmischung bestand hauptsächlich aus Chili, das Gefäß hatte die Form vom Flaschenkürbis, ein begehrtes Motiv für Gesundheit in China. Der Salat war mit wenig japanischen Sesam-Dressing überzogen, man konnte nicht viel schmecken.
Insgesamt finde ich die Speisen sehr gut. Sushi und Katsu Don waren top, Shabu Shabu war nicht schlecht, punktet aber etwas weniger. Das nächste mal esse ich lieber chinesischer Hot Pot.
Zum trinken hatten wir einmal Oolong Cha und einmal Genmai Cha. Wir bezahlten insgesamt 71€, exklusiv Trinkgeld. Ich muss dazu sagen, die kleine Schale Nudeln für 6,9€ zu verkaufen ist schon recht teuer.
Das Personal ist bemüht die Kunden so gut wie möglich zu betreuen. Beim Bestellen antwortete die Dame zwar mit "Ja", aber von der Schnelligkeit und Akzent her klang es viel mehr wie das japanische "Hai!". Recht lustig. Aber sonst sprach sie fließend deutsch, Respekt.
Fazit: Das Nihon Bashi ist auf jeden Fall eins der authentischen japanischen Lokalen in Wien, echte japanische Küche, Management, Einrichtung, Personal und Service. Die Qualität der Speisen sprechen für sich, Geschmack generell top. Ein Wiedersehen ist garantiert!
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