am 19. November 2012 · Update 21. Jun 2014
SpeisenAmbienteService***************** UPDATE VOM 13.05.2014 *****************
Florian Oswald, nicht bloß ein sehr guter Koch, für mich viel mehr ein „Food-Artist“, zauberte wieder einmal mit viel Liebe, Hingabe und Kreativität ein wunderbares 11-Gang-Menü auf den Tisch. Eingeleitet wurde der Abend vom sehr netten...Mehr anzeigen***************** UPDATE VOM 13.05.2014 *****************
Florian Oswald, nicht bloß ein sehr guter Koch, für mich viel mehr ein „Food-Artist“, zauberte wieder einmal mit viel Liebe, Hingabe und Kreativität ein wunderbares 11-Gang-Menü auf den Tisch. Eingeleitet wurde der Abend vom sehr netten Stv. Restaurantleiter, Michael Holcik, der bereits bei der Reservierung vermittelte, man freue sich schon auf uns – es war ja nicht unser erster Besuch in der M-Lounge. Durch den Abend wurden wir dann sehr freundlich, zuvorkommend und kompetent von einem „alten Bekannten“ aus dem Restaurant „Oskar’s“, dem tatsächlich noch recht jungen Manuel Feigl, begleitet.
Unser 11-Gang-Menü bestand aus:
Gruß aus der Küche = Tomatenschaumsuppe
1. Gang = Noriblatt-Garnelenrolle mit Mangochutney (statt Reisblatt)
2. Gang = Indische Joghurtsuppe
3. Gang = Fenchelpokara mit Pistazien-Koriander Raita
4. Gang = Karotten-Ingwershot
5. Gang = Hummus mit Stangensellerie
6. Gang = Gemüsecurry
7. Gang = Zitronensorbet auf Grenadine
8. Gang = Tandoori-Hühnchen mit Brokkoli und Naan-Brot
9. Gang = Panna Cotta mit Beeren
10. Gang = Frappierte Lychees
11. Gang = Nougatpraline
Ohne die einzelnen Gänge im Detail zu bewerten, das habe ich ja bereits nach einem anderen Besuch hier getan, würde ich heute genau gleich benoten, lediglich beim Service gibt es ein deutliches Upgrade auf ebenfalls 4 = SEHR GUT!
******************** UPDATE ENDE ********************
Im Zuge des „Fine-Dining-Festivals“ besuchten wir endlich auch einmal die „M-Lounge“ mit einem Gutschein für ein „Fine-Dining-Festival-Gourmetmenü für 2 im Wert von EUR 116,00 um EUR 58,00 (11-Gänge)“. Die „M-Lounge“ ist ein weiteres Lokal der Hackl-Gastronomie-Kette (Oskars, Kornhäuslturm, Arkadensaal, Roter Salon, 5-Senses) und liegt vis á vis vom „Grünauer“ in 1070 Wien.
Das Motto der „M-Lounge“ liegt in der Präsentation kleiner, feiner Gerichte, teilweise mediterran oder auch japanisch oder generell asiatisch angehaucht. Durchaus könnte man vereinfacht sagen, hier werden internationale „Tapas“ serviert. Verwendet werden hierfür reine Aromen wie Chili, diverse Gewürze, Knoblauch und frische Kräuter. Die zahlreichen kleinen Gänge werden rasch aufeinanderfolgend serviert und teilweise wirklich sehr kreativ angerichtet. Für die Küchenqualität zeichnet der Küchenchef, Florian Oswald.
Wir hatten natürlich rechtzeitig reserviert, wenngleich zu unserer Zeit das Lokal noch leer war. Die Reservierung per Mail wurde prompt und sehr freundlich beantwortet: „Wir freuen uns auf Sie… have fun, enjoy …and rock the kitchen!“ Sehr nett wurden wir von der Servicekraft empfangen, und wir durften uns hinsetzten, wo immer wir wollten – es wurde der allerbesten Ehefrau von allen zuliebe der Raucherbereich direkt vor der Bar. Die Einrichtung der „M-Lounge“ ist absolut ansprechend, sehr modern, geradlinig und trotzdem attraktiv und gemütlich. Im Raucherbereich sitzt man auf bequem gepolsterten Hochstühlen, im Nichtraucherbereich dominieren Sofas, Fauteuils und Couchtische das Interieur – ebenfalls absolut gemütlich und einladend. Die große, lange Bar wurde ebenfalls eher schlicht und sehr modern gestaltet, aber auch hier wurde durch Licht und blaue Barhocker alles sehr ansprechend und freundlich gestaltet. Die Lampenschirme im Stile der 70er-Jahre ergänzen und unterstreichen den angenehmen, positiven Eindruck.
Als Aperitif hatten wir einen „Campari Orange“ (EUR 5,50), der sehr gut gemixt und ebenso gut gekühlt war. Besonders positiv: es wurde ganz frisch gepresster Orangensaft hierfür verwendet. Zu den Speisen wünschten wir uns einen „Wiener gemischten Satz“, jedoch kannten wir den von Rainer Christ noch nicht. Völlig unproblematisch durften wir diesen verkosten und entschieden uns auch dann für ein Flasche „Wiener Gemischter Satz 2011(nicht wie in der Karte angegeben 2010) - Rainer Christ Jedlersdorf“ (EUR 19,80 die 0,75l-Flasche) – er begleitete uns vorzüglich durch alle Gänge und war noch dazu durchaus preiswert. Die Tischeindeckung mit den zahlreichen Besteckteilen für die 11 Gänge wirkte spektakulär, und es stand auch noch diverses Reservebesteck zur Verfügung. Erwartet hätten wir Stoffservietten, jedoch war für uns die Eindeckung mit Papierservietten auch kein Beinbruch. Das Lokal hat keine Hauben oder Sterne und daher finde ich das absolut vertretbar, besonders wenn es sich um ein Cocktail-Bar-Lounge-Restaurant handelt.
Gruß aus der Küche „Hühner-Kokossuppe mit Chili“ – eine äußerst schmackhafte und cremige Suppe, die nicht zu kokoslastig war, wurde serviert. Der Schärfegrad war genau richtig, das Hühnerfleisch war zart und saftig, und wir waren mit dieser Suppe absolut zufrieden – AUSGEZEICHNET.
1. + 2. Gang (die Gänge wurden zusammengefasst): „Warmes Pitabrot mit Rote Rüben Aufstrich und Kren“ sowie „Ziegenkäseröllchen im Zucchinimantel“ – das Pitabrot hatte uns überhaupt nicht überzeugt, da man sich unter einem Pita etwas Anderes vorstellt, es war eher weich wie Toastbrot. Der Rote Rüben Aufstrich war sehr gut abgeschmeckt und harmonierte mit dem Kren natürlich ausgezeichnet. Das Ziegenkäseröllchen war mit feinem und nicht „ziegigem“ Frischkäse gefüllt, die Zucchini frisch, fein gehobelt und leicht sautiert, der Sesam dazu passte absolut gut – glattes GUT, aber eher nichts Außergewöhnliches.
3. Gang: „Garnelensalat im Reisteig auf mariniertem japanischen Krautsalat“ – dieser Gang war einfach eine Wucht, der Salat wurde ausgezeichnet mariniert, die Cocktailgarnelen waren sehr gut, nicht trocken und man servierte den Salat sehr attraktiv auf einem Reisteigblatt. Der Krautsalat war ebenfalls sehr gut mariniert und hatte die erwartete Schärfe – ein glattes AUSGEZEICHNET.
4. Gang: „Marokkanische Linsensuppe mit Topikokaviar“ – überraschend wurden hier nicht typischerweise rote sondern gelbe Linsen verwendet. Die Suppe wurde sehr toll etwas exotisch abgeschmeckt, hatte eine leichte, passende Kreuzkümmelnote und war wunderbar cremig. Der Topikokaviar hatte eine sehr interessante Farbe (Topiko = Kaviar vom Fliegenfisch) und schmeckt sehr frisch und absolut nicht „fischig“ – ebenfalls AUSGEZEICHNET.
5. Gang: „Huhn und Tofu Tempura im Wasabimantel auf Rettichröllchen und Sojaespuma“ – das Huhn war relativ geschmacksneutral, aber saftig. Der Wasabimantel war sehr passend und schmackhaft, der Tempura leider nicht knusprig, wie es sein sollte. Die Rettichröllchen waren frisch und der Sojaespuma war sehr cremig und schmeckte sensationell. Sehr originell wurde dieser Gang zweistöckig serviert – ein glattes GUT.
6. Gang: „Granatapfelsorbet mit Prosecco und Aperol“ – der Gang wurde sehr gut geeist mit wohlschmeckendem Prosecco serviert. Das Sorbet war absolut fruchtig und hatte einen Hauch Melonenaroma, was aber eher der Kombination aus Granatapfel und Aperol zuzuschreiben war – SEHR GUT.
7. Gang: „Cremiges Risotto auf gebratener Jakobsmuschel auf weißer Zitronensauce“ – das Risotto war etwas zu flüssig aber doch bereits beginnend cremig und geschmacklich gut abgeschmeckt. Der Reis war jedoch eindeutig noch zu körnig – zwei bis drei Minuten länger und das Risotto wäre perfekt gewesen. Die Jakobsmuschel konnte leider auch nicht sehr überzeugen, sie war einfach zu durch und nicht mehr zart. In Summe war das eher MÄSSIG denn gut.
8. Gang: „Ofenspargel mit gegrilltem Rinderfilet, Beurre blanc und Couscous“ – auch dieser Gang wurde wieder sehr attraktiv angerichtet. „Beurre blanc“, die klassische helle Buttersauce der französischen Küche, die normalerweise eher zu Fisch und hellem Geflügel serviert wird, hätte etwas cremiger sein dürfen, vom Geschmack her aber war sie sehr gut. Der Spargel war intensiv schmackhaft und auf den Punkt gegart, der Rucola sehr frisch. Beim Rinderfilet hätten wir eher auf Hüferl oder Beiried getippt, da es recht grobfasrig war und absolut nicht zart. Auch der Garpunkt konnte uns nicht überzeugen – zu durch, wenn auch gut gewürzt. Couscous ist sicher nicht jederfraus/-manns Sache, mir schmeckt er sehr gut, und er war absolut passend. In Summe gebe ich für diesen Gang ein glattes GUT.
9. Gang: „Spargel Panna Cotta mit Karamell und frischen Erdbeeren“ – das Panna Cotta war mehr Creme als Panna Cotta, die Geschmacksaromen harmonierten aber absolut toll miteinander, die Zuckerperlen hätten nicht mehr sein müssen, die Konsistenz war jedoch eben nicht so überzeugend. Gerade noch ein GUT, weil der Geschmack in Summe neu und harmonisch war.
10. Gang: „Geeiste Weisse Schokoladekugeln mit Nougat Trüffelcreme“ – eine Trüffelcreme oder eine Schokoladetrüffel hat natürlich weder mit der Trüffel (Pilz) noch mit etwaigem Trüffel-Öl (Öl mit Trüffelpilz oder nur Aromaten davon) zu tun. Der Begriff „Trüffel“ kommt davon, weil man Schokoladetrüffel ebenfalls als rar und wertvoll wie den Trüffelpilz einschätzte. Pilz und Praline haben aber, außer manchmal einer gewissen optischen Ähnlichkeit, absolut nichts gemein. Serviert wurden zwei „Schoko-Trüffel-Kügelchen“ auf eingefärbtem Eis – spektakulär und attraktiv. Geschmacklich erinnerten sie am Ehesten an „Giotto“ – leichter Knuspermantel und innen cremig, schokoladig. In Summe wirklich GUT, aber je ein Schoko-Trüffel-Kügelchen als eigenen Gang zu servieren, ist etwas verwegen.
11. Gang: „Bananen-Nougat Cupcake“ – der Biskuitboden hatte relativ wenig Bananengeschmack, war aber flaumig und von guter Güte. Eine sehr cremige Nougat-Schlagoberscreme, die oberste Schicht verfeinert mit leichter Mandel- bzw. Marzipannote, vollendeten das Törtchen. Ja, man verwendete recht uninspiriert die fertig zu kaufenden zweifarbigen Schokoladenröllchen zur Verzierung. Ich sehe darin kein großes Problem, denn Konditoren kaufen auch Schokoflocken, eingelegte Kirschen, Zuckercouleur, Marzipanrohmassen, etc. zu. In Summe ein glattes GUT.
Zum Abschluss gab es noch einen Gruß aus der Küche „Süßes Spinatwaffel-Cornet mit schwarzer Kirsche & Marzipanfüllung“ – abermals ein Beweis, wie völlig unterschiedliche Aromen harmonieren können. Ein knuspriges, leicht süßes „Stanitzel“ gefüllt mit einer leichten, sehr cremigen Marzipan-Obers-Creme wurde serviert. Vollendet wurde der Genuss mit einer großen, eingelegten schwarzen Kirsche. Ein wunderbarer Abschluss – SEHR GUT.
Ein doppelter Espresso (EUR 3,60), hier leider ein Nespresso, konnte mich nicht überzeugen. Der „Grappa Traminer Aromatic Po di Poli“ (EUR 4,10 für 2cl) war jedoch ausgezeichnet - ein aromatischer Grappa aus Trester vom Gewürztraminer, kräftig und fast schon harzig im Geschmack, trotzdem aber absolut mild und kaum vorhandener Schärfe.
Summa summarum gebe ich für die Speisen ein glattes SEHR GUT. Bei 11 Gängen kann man es nicht allen recht machen, und manchmal trifft man den Geschmacksnerv des Gastes nicht ganz. Es ist hier nicht billig, aber trotzdem leistbar, und hochwertige Produkte haben eben ihren Preis. Der hier betriebene Aufwand ist enorm, und das Anrichten der Speisen gestaltet sich sehr kreativ, ästhetisch bis originell. Es gibt durchaus Schwankungen in den einzelnen Gängen, die man in den Griff bekommen sollte. Generell aber ist zu bemerken, Florian Oswald versteht sein Handwerk durchaus. Die Kombination so unterschiedlicher Aromen zu einem überraschenden Gesamtprodukt beeindruckt.
Für das Ambiente der „M-Lounge“ (nicht jedoch für den straßenseitigen Gastgarten im Sommer), gebe ich gerne ein AUSGEZEICHNET. Man hat hier absolut stimmig zum Konzept und mehr als nur gefällig für dieses Lokalgenre eingerichtet. Dass die Sanitäranlagen TOP sind, muss nicht extra erwähnt werden.
Der Service war nicht besonders aufmerksam während unseres Besuches. Manchmal wurde lieber in der Küche geplaudert oder gekostet, statt bei uns leeres Geschirr abzuräumen. Man war aber freundlich und höflich, jedoch Wein wurde uns nur für die Verkostung eingeschenkt. Erwähnenswert ist jedoch, dass der sehr nette, weltoffene Küchenchef mehrmals während der Gänge nach uns sah und fragte, wie es denn schmecke – toll. Daher in Summe ein GUT, dass aber vom Küchenchef gerettet wurde.
Fazit: nicht billig, aber einmal etwas Anderes, Außergewöhnliches. Ich finde die „M-Lounge“ hat ein absolut tolles Konzept und stellt eine interessante Ergänzung für die Wiener Kulinarikwelt dar. Man kann den Wert des Gutscheines nur schwer nachrechnen, weil andere Speisen als á la carte geboten wurden, aber dieses Erlebnis wäre uns auch EUR 116,00 wert gewesen, wenngleich da und dort für unseren Geschmack auch Schwächen erkennbar waren. Zum Abschied gab man uns den Wunsch nach einer Bewertung auf „tripadvisor“ oder „facebook“ sowie ein kleines Geschenk (wunderbare dunkle Trüffelkugeln) mit. Ich empfehle die „M-Lounge“ mit ruhigem Gewissen - kein alltägliches Erlebnis, aber ein echtes Erlebnis, das man sich unbedingt einmal gönnen sollte.
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Oh ja, die Tom Kha Gai Suppe dort ist großartig, ich bestelle sie jedes mal! Ebenso das Risotto! Schade finde ich nur, dass oft nicht alle Speisen da sind. Das sagen sie zwar gleich am Anfang dazu, aber dann hätte ich genau drauf Gusto...! ;-)