Und noch ein Abend in Linz. Dank einem lieben Freund, der selbst in Linz zu tun hatte, wurde es ein besonderer. Wenn auch das besuchte Lokal selbst nicht in allen Punkten vollends überzeugen konnte.
„L’Osteria“ befindet sich an der Linzer Promenade, direkt neben der Linzer Kaffeehausinstitutio...Mehr anzeigenUnd noch ein Abend in Linz. Dank einem lieben Freund, der selbst in Linz zu tun hatte, wurde es ein besonderer. Wenn auch das besuchte Lokal selbst nicht in allen Punkten vollends überzeugen konnte.
„L’Osteria“ befindet sich an der Linzer Promenade, direkt neben der Linzer Kaffeehausinstitution Traxlmayr.
Das Lokal ist in zwei Teile zu unterteilen: dem vorderen Restaurantteil, und dem hinteren Vinothekenbereich.
Im Restaurant ist der Bär los. Also gleich mal ab in die Weinabteilung, schauen wir mal, was es da alles so zu entdecken gibt.
Selbst hier ist ordentlich was los, die Stehtische und die Bar sind heillos überfüllt, wir finden irgendwo zwischen kurzerhand übereinandergestapelten Weinkartons und Holzkisten Platz für’s Glaserl Wein.
Wichtig: der Raucherbereich ist ein kleines „Kammerl“ abseits von Theke und Eingangsbereich.
Das herzerweichend hübsche Mädl vom Service ist schnell da und bringt auch ebenso schnell den Wein: die Glasweis-Karte ist ordentlich bestückt, da gibt’s Burgenländer wie Kirnbauer ebenso wie Rieslinge aus dem Kamptal oder den sündteuren Barbaresco von Gaja um feudale 24 Euro für’s Achtel. Nein, nicht für die Flasche, für’s Achtel, richtig gelesen. Gaja ist ja ein großer Name, aber für mich gilt: großer Wein vor großem Namen.
Der Riesling von der Langenloiser Toplage Heiligenstein schlägt auch immerhin mit 6,50 zu Buche, doch die Investition lohnt sich. Jederzeit ist mir ein guter Wein lieber als ein stets überteuertes Mixgetränk.
Während dem ersten Achtel kann man die Flaschenweine in der Holzregalwand bestaunen. Ein Who-is-Who der europäischen Spitzenklasse, ein Chianto Classico Riserva von Isole e Olena findet sich ebenso wie Uwe Schiefers Lagenkaiser Reihburg samt 48-Euro-Preisschild. Oho, hier gibt’s also Ab-Hof-Preise für Wein zum Mitnehmen, ansonsten wäre der Preis wohl nicht erklärbar.
Da der Hunger quält, nehmen wir kein zweites Achtel mehr, man könnte es auch nicht in den vorderen Restaurantbereich mitnehmen, da die beiden Bereiche kassentechnisch klar getrennt sind. Macht Sinn, das ohnehin schon große Lokal würde sonst wohl den Überblick verlieren.
Also zurück ins Restaurant, das immer noch ziemlich voll ist – und trotz des Namens nicht so ganz das „Osteria“-Feeling aufkommen lässt. Der trendy-mediterran eingerichtete, große Raum hat den Lärmpegel eines großen Bierlokals, da kann ein hübsches Bild vom alten Fiat 500 nicht viel daran ändern.
Die ersten Tische sind frei geworden – und gleich mal ein Bitburger bestellt, da die Weinkarte im vorderen Bereich Lichtjahre von der Vinothek entfernt ist und der Rückschritt von Lagenwein zu Schankwein unverzeihlich wäre. Ja, das gibt’s hier, wohl nicht zufällig: laut Website ist das Lokal eine Filiale einer deutschen Restaurantkette.
Bitte ein Bit – leider kommt das eigentlich gute Bier mit schon ein wenig erschlaffter Schaumkrone.
Minestrone: die Suppe kommt mit allerlei Gemüse daher, recht große Stücke, aber soweit in Ordnung. Der beigestellte Parmigiano macht Sinn und rundet die Sache auch sehr gut ab.
Während mein Gegenüber eine riesenartige Pizza Rustica bekommt, gibt’s für mich ein Risotto. Ich war neugierig, wie hier das Risotto gemacht wird. Da es unter den Tagesempfehlungen steht – und es mit Steinpilzen und Salsiccia serviert wird, lass ich mich darauf ein.
Trotz enormem Gästeaufkommen kommt die Küche mit der „Auftragslage“ zurecht. Das Risotto, ein Gericht, dass manchmal länger braucht und vor allem ständig gerührt und „beaufsichtigt“ werden will, kommt nach relativ kurzer Zeit daher – zusammen mit der Pizza.
Kurz und gut: nicht schlecht, schmeckt ordentlich – und ist viel zu viel. Weniger am Teller wäre besser, dafür aber mit etwas mehr Liebe und Raffinesse zubereitet.
Heißt: die Steinpilze kommen auch bei mir zuhause aus der Tiefkühltruhe, die gute AEG ist voll davon. April ist ja schließlich keine Steinpilz-Saison.
Pilze enthalten viel Wasser, auch die gefrorenen. Dieses Wasser muss also mal raus. Wenn die Küche schnell sein will, dann verzichtet sie auf eine Zubereitung, die zuerst mal den Pilzen das Wasser abringt.
So muss ich eben die eindeutig wässrigen Pilze fast zur Gänze ignorieren und mich auf den Rest konzentrieren. Das, was das Haus als „Salsiccia“ bezeichnet, ist eine recht pikante Wurst, nicht aber das, was ich vor allem in Süditalien als Salsiccia kennen gelernt habe: schön bröckelige, weiche Rohwurst, die, in der Mitte durchgeschnitten, in die Pfanne gehauen wird. Der Darm wird sodann entfernt und die „Bröckerln“ weiterverarbeitet. So zu sagen eine Art trockeneres, würzigeres Faschiertes.
Wir reden also im Falle von dieser Wurst nicht von der eigentlichen italienischen Salsiccia.
Trotzdem ist das Risotto abgesehen von den Pilzen ordentlich gemacht, der Reis hat den richtigen Biss, die pikante Hartwurst passt nicht wirklich schlecht zum batzerten Reis.
Summa summarum bis dato: flottes, aber vor allem im Restaurantbereich durch den Gästeansturm weniger persönliches Service.
Das Lokal ist enorm groß, der Geräuschpegel auch durch den hohen Raum enorm hoch.
Die Küche ist flott und routiniert, wenn auch die Authentizität der Speisen nicht immer gegeben ist und der Fehler mit den Pilzen einem Schwammerlkenner natürlich auffallen muss.
Top-Weinkeller im hinteren Bereich des Lokals.
Grundsätzlich empfehlenswertes Lokal als Ausgangspunkt für eine Lokaltour in Linz mit mehreren Leuten. Trotzdem muss ich in puncto „vera cucina italiana“ einem anderen Lokal ganz in der Nähe ganz klar den Vorzug geben.
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