Das „L’idea al Teatro“ befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Raimundtheater, daher sollte man natürlich Zeiten vor oder nach einer Vorstellung für den Besuch des Lokales eher vermeiden – es ist sehr gut besucht und beliebt in dieser Gegend.
Das „L'idea al Teatro“ ist fest in türkischer Hand,...Mehr anzeigenDas „L’idea al Teatro“ befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Raimundtheater, daher sollte man natürlich Zeiten vor oder nach einer Vorstellung für den Besuch des Lokales eher vermeiden – es ist sehr gut besucht und beliebt in dieser Gegend.
Das „L'idea al Teatro“ ist fest in türkischer Hand, mehrere Generationen der Familie Altikulac sind hier am Werk (Vater, Söhne,…). Aus diesem Grund sollte es dem Gast auch nicht verwundern, wenn im Internet „Pizzen“ statt „Pizze“ und in der Speisekarte „Octobus“ oder „Ruccola“ erwähnt wird – es tut aber schon weh, wenn man es nicht zusammenbringt, eine fehlerlose Speisekarte zusammenzustellen, sei es auch mit Hilfe von außenstehenden Personen. Ich möchte jedoch an dieser Stelle erwähnen, dass es mir persönlich recht egal ist, woher der Pizzaiolo stammt, wenn er nur recht gute, relativ authentische Pizze fertigt.
Die Pizzeria/das Ristorante hat einen kleinen, straßenseitigen Schanigarten direkt in der Wallgasse, der aber bei Schönwetter immer hoffnungslos überfüllt ist. Das Lokal, beheimatet in einem Eckhaus zur Liniengasse, macht von außen den Eindruck, wie wenn man einmal zwei Lokale bzw. Geschäfte räumlich zusammengelegt hätte – zwei Eingänge (Raucher- und Nichtraucherbereich) und eine Stufe im Lokal zum Raucherbereich und zur Schank, um den Niveauunterschied auszugleichen.
Das „L’idea al Teatro“ verfügt glücklicherweise über eine Klimaanlage, die bei einer Außentemperatur von immerhin etwa 33°C brav ihren Dienst verrichtete. Das Mobiliar besteht vorwiegend aus dunklem Holz, die Tische sind allesamt adrett mit Stofftischtüchern eingedeckt und schöne Weingläser stehen bereits für den Gast parat. Im hinteren Gastraum (NR) kann man einen Blick in die Küche machen, wo ein Koch und ein Pizzaiolo am Werken waren. Umrahmt wird dieses große Küchenfenster, von einem großen „Theatervorhang“ aus Holz – sehr adrett, die Köche stehen also auf der „Bühne“.
Wir wurden freundlich und herzlich empfangen und konnten uns den Tisch im Nichtraucherbereich aussuchen. Alsbald wurden die Getränke abgefragt und auch rasch danach serviert - „Apfelsaft mit Leitungswasser“ (EUR 2,50 / 0,5l) sowie ein „Clausthaler Alkoholfrei“ (EUR 3,30 / 0,5l). Beim Studium der Speisekarte trifft einen dann aber einmal der Schlag. An die 200 verschiedene Gerichte sind auf der Speisekarte vermerkt. Ich bitte das richtig zu verstehen, eine abwechslungsreiche Speisekarte ist schon gewünscht, aber diese nahezu grenzenlose Auswahl erschlägt den Gast. Schon alleine die Tageskarten könnten für eine ausreichend große Speisenauswahl in einem Restaurant reichen. Die beste Tochter von allen und ich waren aber in der glücklichen Lage, dass wir schon im Vorhinein wussten, un jedem Fall die Pizze hier zu probieren.
Nachdem im „L’idea al Teatro“ nicht nur ein „Standard-Carpaccio“ sondern auch ein Carpaccio von dem von mir heiß geliebten „Bresaola“ angeboten wird, musste ich dieses unbedingt probieren. „Bresaola“, ein luftgetrockneter Rinderschinken, ist eine tolle Spezialität aus Nord-Italien und meiner Meinung nach etwas milder und zarter als das „Schweizer Bündnerfleisch“ – hier sogar aus dem Rinderfilet gefertigt, was nicht unbedingt üblich und schon gar nicht ein Muss ist.
„Carpaccio di Bresaola“ (EUR 10,60) – serviert wurde das Carpaccio mit frischem Rucola, frischem Parmesan, grünem Pfeffer, Basilikum-Öl und dunklem Balsamico-Essig. Obendrein gab es noch als Gebäck frische und heiße Pizzastangerl von flaumig-knuspriger Qualität. Der Bresaola war wunderbar dünn geschnitten, traumhaft marmoriert und äußerst zart. Der Balsamico-Essig war ebenso wie der Rucola und der Parmesan von guter Qualität, die Würzung sehr gelungen. Beim Olivenöl (Basilikum-Öl) werden sich wohl die Geister scheiden, es hatte eine durchaus kräftige und leicht bittere Note. Anzunehmen ist, dass bei diesem Olivenöl die Kerne mitgepresst wurden, das macht das Öl bitterer aber auch geschmackvoller, ist aber eher in Griechenland und Spanien, denn in Italien üblich. Es ist jedoch aus meiner Sicht sowieso eine traditionelle „Glaubensfrage“ bezüglich der Herstellungsvariante. Keinesfalls würde ich es, wie in manchen Publikationen veröffentlicht, als einen Qualitätsmangel sehen. In Summe war das Carpaccio SEHR GUT, der allerletzte Pep, ein gutes Pesto vielleicht, hat mir aber doch gefehlt.
Eine „Pizza Margherita“, die auf der Rechnung „Margharita“ genannt wird (EUR 6,10) – brennheiß, frisch aus dem elektrobetriebenem Steinofen, wurde die Pizza serviert und wunschgemäß mit extra Knoblauch (EUR 0,40) garniert. Wer hier extra Knoblauch bestellt, sollte wissen, dass hier in etwa eine halbe Knolle pro Pizza verarbeitet wird – frisch, absolut nicht bitter und g’schmackig. Den „Tanz der Vampire“ im benachbarten Raimundtheater müsste man aber an diesem Tag mit Sicherheit, wegen Fernbleiben derselben, absagen. Der Pizzateig war geschmacklich äußerst gelungen, ein Blasen werfender, knuspriger Rand sowie ein dünn ausgezogener Fladen machten bereits rein optisch glücklich. Schade aber, dass man den Mozzarella nicht zum Pizza-Standard erhoben hat – „normaler“ Pizzakäse aus der Großpackung wird hier leider geschmolzen. In Summe wäre die Pizza sehr gut gewesen, allerdings nur, hätte man Mozzarella verwendet – somit ein glattes GUT.
Eine „Pizza con Prosciutto“ (EUR 9,70) bestehend aus Tomaten, Mozzarella, Parmaschinken, Rucola und frischem Parmesan. Für die Pizza selbst gilt bereits Erwähntes, jedoch war diese Pizza, bedingt durch den Mozzarella, um eine Klasse besser. Der Prosciutto wurde ausreichend dünn geschnitten und, wie es sich gehört, erst nach dem Backen aufgelegt – durch die Resthitze aus vom Pizzaofen „schmilzt“ der Prosciutto regelrecht. Der Schinken hatte gute und nicht erschlagend würzig-salzige Qualität, der Rucola war frisch und mit dem guten Parmesan wurde nicht gespart. Ein glattes SEHR GUT.
Einmal ein „Dolce Misto Al Teatro“ (EUR 8,90) – ein Potpourri aus Desserts der Italienischen Küche wurde serviert. Das „Tira mi su“ war sehr cremig und nicht zu süß, die beiden „Schokoladenmousses“ (weiße und dunkle Schokolade) sehr luftig und schokoladig, die „Profiteroles“ waren guter Standard. Garniert wurde die Dessertvariation mit ausreichender Auswahl an exotischen Früchten wie Ananas, Banane, Melone, Passionsfrucht und Physalis bzw. Kapstachelbeere. Ein glattes und gutes GUT gebe ich hierfür, weil irgendwie einfach der letzte Kick, auch beim Anrichten, fehlte.
Für die Speisen gebe ich in Summe gerne ein gutes GUT. Man fertigt im „L’idea al Teatro“ durchaus gute Pizze aus einem offensichtlich „gut eingefahrenen“ Steinofen. Manko: Mozzarella ist nicht der Standard-Käse für die Pizze.
Dem Ambiente gebe ich auch ein GUT, das aber durch die alten, abgenützten Sanitäranlagen bedingt ist. Auch so manche Lüftungsdüse sollte man unbedingt einmal reinigen. Schade, denn sonst ist das Lokal durchaus ansprechend. Positiv zu erwähnen ist die gut funktionierende Trennung der Nichtraucher- und Raucherbereiche. Die Wände werden mit unzähligen Bildern geziert, die teilweise auch zum Verkauf stehen.
Für den Service hätte ich gerne ein „Sehr gut“ gegeben, man war aufmerksam, höflich und hilfsbereit, eigentlich einem Lokal ohne Hauben und Auszeichnungen sehr angemessen. Aber lautstarke Diskussionen auf Türkisch interessieren den Gast, auch wenn er sie nicht versteht, wohl kaum. Im Gegenteil, wirken diese äußerst störend und befremdend – der Tonfall war nicht wirklich höflich. Daher gibt es leider auch nur ein GUT.
Fazit: ich sehe keinen Grund, das „L’idea al Teatro“ nicht zu empfehlen. Die Speisen waren durchwegs gut, das „Carpaccio di Bresaola“ sogar sehr gut. Man sollte darauf achten, Pizze immer mit Mozzarella zu bestellen. Ich finde, man ist nicht bei allen Speisen günstig, aber in Summe durchaus im akzeptablen Bereich. Zahlreiche, bereits im Lokal bekannte Abholer während unseres Besuches zeugen auch von der guten Qualität. Für größere Feiern oder Feste kann man den großen Keller belegen. Eine Empfehlung von mir für das „L’idea al Teatro“, ein übrigens rollstuhltaugliches Restaurant, wobei die beengte Größe des WCs wohl ein Hindernis darstellen wird.
Hilfreich8Gefällt mir6Kommentieren
Vielen Dank, HrMann! Und auch schönen Dank für den interessanten Link. Gerade zum Thema Olivenöl findet man mehr als zahlreiche, teilweise auch ziemlich konträre Publikationen - nur eines ist gewiss: von gutem Olivenöl hat noch keiner Gallensteine oder zu hohes LDL-Cholesterin bekommen... Danke noch einmal vom Gerry