am 6. Dezember 2024 · Update 8. Dez 2024
SpeisenAmbienteServiceLa Strada 27/29 – auf der Suche nach meinem Ultimo (Besserwisser aufgepasst, guideverdächtig! 😉)
Animiert durch die Lobesrede auf das Lokal des Vorrezensenten wagte ich sozusagen den Sprung ins kalte Wasser. Ein authentisches Flair, echte Italiener im Service, hervorragende Pizzen, das lockte mich hinter dem gemütlichen Ofen von zu Hause hervor.
Ich bin ohnehin noch auf der Suche für das Ultimo einer Pizzeria, also gesagt getan, es wurde die nächste Gelegenheit gesucht und gemeinsam mit einem Freund aus Anlass einer persönlichen Geschäftsangelegenheit für uns reserviert. Die U4-Station Friedensbrücke in unmittelbarer Nähe bedeutet für mich einen einfachen Anreiseweg.
Erster Eindruck
Es war abends gegen 19:00 Uhr, von außen dringen sanfte Gelbtöne durch die Fenster des Ecklokals in mein Auge, die sich beim Betreten des Lokal intensiviert hatten, leicht schummrig die Atmosphäre, klein und überschaubar der Gastraum, ein Ziegelmauerwerk fällt angenehm auf und sehr gut besucht. Bin ich tatsächlich in einem Stück Italien?
Nach kurzer Begutachtung erblickt mich eine Servicedame, die mir meinen Tisch zuweist. Neben mir eine Art Holzwand mit künstlichem Efeu überzogen, der auch das weitere Lokal durchzieht. Wiewohl nicht echt, sieht es dennoch recht gut aus.
Was aber auch auffällt ist die minimalistische Tischgröße. Jo mei, die sind ja noch kleiner als ich sie schon anderorts kritisiere. Der 2-er Tisch hat gerade mal die Abmessungen von 50x70 so schätzko-jetko, aber ich habe für gewöhnlich ein brauchbares Augenmaß, also +/- 10% Fehlertoleranz.
Pizza & Spaghetti + Getränke
Der Service ist alsbald zur Stelle, es sollte sich herausstellen, dass der nette jüngere Mann in der Tat ein waschechter Italiener ist und wir geben unsere Order ab.
Da es meinen bevorzugten Primitivo Salento nur flaschenweise gibt und meine Begleitung Biertrinker ist, so erhielt er sein Stiegl Goldbräu und ich ein 1/8 Chianti Classice. Von dem brauchte ich später noch zwei Nachfüllungen. Er ist zwar leicht, erwies sich dennoch auch als wertvoller Speisenbegleiter.
Ich wurde bei den Speisen schon von den Online-Fotos bzgl. Spaghetti-Carbonara betört, das man hier in der Tat ohne Obers zubereitet. Diese Wahl war ein Winner. Serviert auf einem etwas eigenwillig geformten Steinteller, dafür nett präsentiert kam sie wirklich optisch 1:1 wie auf den Fotos zum Tisch. Dagegen sah die Pizza Funghi meines Partners fast wie 0815 aus.
Ein Stück davon des Randes abbekommen überzeugt jedoch mit qualitativ hochwertigem Teig und sehr gutem Aroma. Die Auflagen habe ich nicht probiert, aber da vertraue ich dem Urteil meines Freundes und auch meinem Vortester. Alles passt.
Zu meiner Carbonara holte ich mir, neugierig wie ich bin, noch weitere Informationen beim Kellner ein, das sich für mich als weiterer Gewinn zeigen sollte, denn die Italiener lieben wohl nur eines noch mehr als „i suoi bambini e la sua famiglia” (dazu hat mir der Google-Translater geholfen), und zwar wenn man ihr Essen lobt.
So hatte ich in Erfahrung gebracht, dass man die Sauce aus einer Mischung aus Pegorino und Parmesan und klarerweise Ei macht, ja und sonst braucht man nichts. Die Pfeffernote war zu sanft, hier musste die Mühle am Tisch nachhelfen.
Schön untermengt finden sich sanft angeröstete Guanciale-Streifen, die im Gaumen einen zarten Crash verursachen. So bin ich das noch nicht gewöhnt, aber alles andere als unangenehm. Ich tippte zuerst auf Pancetta, da sie nicht so fettig daherkam wie ich das gewohnt bin, aber ich sollte mich irren.
So musste ich nach der Herkunft fragen, und siehe da, solches kommt direkt aus Italien. Man verlässt sich da wenig auf unsere Händler und Lieferanten. Der Kellner gab mit einen Tipp in der Nähe in der Porzellangasse, wo man auch gute Qualität erhält. Eines habe ich beschlossen. Guanciale nicht mehr vom Nachmarkt, der seinen Ruf damit für mich nun auch in der Hinsicht verspielt hat.
Ausklang und Schlussbemerkungen
In der Hinsicht bin ich ein Gewohnheitstier und kann einen Italiener kaum ohne Ristretto und Grappa & Co abschließen. Auch da konnte man punkten mit Cafe Varesina mit 95% Arabica-Anteil und einem Grappa Barrique, der, ehe ich es aussprechen konnte, gleich so empfohlen wurde.
Das war in der Tat so auferbauend, dass ich es nochmals ordern musste, mein Freund hielt es eher mit Pinot Grigio. Hat sich also etwas von der italienischen Seele schon in mir etwas eingepflanzt? Jedenfalls lobe ich nochmals unsere eloquente Servicekraft, die bereitwillig alles mit freudigen Blicken beantwortet, was ich erfragt hatte.
Nach dem Erbitten der Rechnung, die sich inklusive Maut auf die runde Summe von 100€ aufgerundet hatte, erhielten wir noch das Angebot einer kleinen Abschlussrunde auf Haus, ganz nach unserer Wahl und ich einigte mich mit meinem Freund auf 2 Limoncello als sozusagen Absacker. In Süditalien, so habe ich mir sagen lassen, wäre man beleidigt dies anders zu ordern oder gar auszuschlagen.
Die Frage nach dem Wiederkommen hat sich wohl erübrigt, ja natürlich, und das als eingefleischter Wr-Küche-Fan. Dafür muss ich lediglich die Minitischchen in Kauf nehmen. Aber da ich auch gerne allein unterwegs bin, so stellt das keine größere Hürde da.
Das Ultimo ist insgesamt damit zwar noch nicht erreicht, aber es war der erste Italiener nach laaanger, laaanger Zeit, der mich mit Spaghetti Carbonara endlich auch zufriedengestellt hatte, wozu auch die gute Serviceleistung mit beigetragen hatte. Italiener haben also auch was, nicht nur echte Wiener mit gutem Schmäh. Das nächste Mal dann auch Pizza.
Euer WrK-Fan
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