Viel wurde in den verschiedensten Medien schon geschrieben über das „Kogel 3“ seit der Eröffnung des Restaurants Ende Juli diesen Jahres. Der Tenor aller Berichte war mehr als positiv, ein guter Grund, sich selbst ein Bild zu machen und dem „K3“ einen Besuch abzustatten. Ein Termin in Leibnitz bi...Mehr anzeigenViel wurde in den verschiedensten Medien schon geschrieben über das „Kogel 3“ seit der Eröffnung des Restaurants Ende Juli diesen Jahres. Der Tenor aller Berichte war mehr als positiv, ein guter Grund, sich selbst ein Bild zu machen und dem „K3“ einen Besuch abzustatten. Ein Termin in Leibnitz bietet sich für einen Abstecher perfekt an und so kommen mein Kollege und ich früher als erwartet in den Genuss eines Lokalaugenscheines.
Die Anfahrt führt uns vorbei am Grottenhof und am recht bekannten GH Staribacher, relativ gut beschildert weiter hinauf auf den Berg. Der Parkplatz ist noch fast leer, als wir pünktlich um 12 Uhr eintreffen.
Der erste Eindruck ist ein sehr guter und das liegt nicht nur am herrlichen Wetter an diesem Tag. Moderner Sichtbeton in Holzoptik begrüßt uns am Eingangstor, der Rollrasen ist akkurat verlegt und das Gebäude wirkt perfekt herausgeputzt wie für ein Katalogshooting. Wir sind sehr angetan von den positiven Eindrücken am Weg zum Reservierungsbuch, das unweit vom Eingang zum Gastraum aufgebaut ist. Wir warten ein wenig, aber es nimmt sich keine der drei Servicekräfte (alle in Lederhose und Polo Ralf Lauren Hemd) unser an – dafür, dass das Lokal seit rund drei Minuten geöffnet hat sind sie schon relativ intensiv beschäftigt. Ich spreche einen jungen Herrn an und erkundige mich nach meiner Reservierung – ein zweites Buch im Gastraum wird konsultiert und nach weiteren langen Minuten werden wir zum Tisch begleitet. Ein etwas holpriger Start, aber der Ausblick in die steirischen Weinberge versöhnt.
Wir sind an einem Tisch zu sitzen gekommen, der sich auf der überdachten Terrasse wiederfindet. Auf der einen Seite schließt ein Loungebereich mit bequemen Sesseln und Kamin an, dessen Schiebetüren aus Glas ganz geöffnet sind und so ein fließender Übergang zwischen Drinnen und Draußen sichergestellt wird. Auf der anderen Seite im sehr schönen Arkadenbereich warten runde Tische auf größere Gästegruppen. Im Inneren gibt es noch eine rustikale Stube für die kühleren Tage. Zwei weitere Terrassen – eine vor dem Haus, eine zweite etwas weiter unten direkt im Weingarten – bieten ebenfalls sehenswerte Ausblicke. Die eingesetzten Materialien hinterlassen einen sehr hochwertigen und ausgesuchten Eindruck, die Partnerschaft mit Didi Mateschitz bei diesem Projekt dürfte sich positiv auf das verfügbare Budget ausgewirkt haben. Die Gastgeber sind mit dem Cafe Elephant in Leibnitz bereits sehr gut etabliert und keine Neulinge in der Branche.
Für unseren Tisch ist eine junge Dame zuständig, die uns begrüßt und die Speisekarten überreicht. Wir bekommen auch eine sehr gut sortierte Weinkarte, den dazugehörigen Weinkeller kann man im Untergeschoß bestaunen.
Die Karte ist übersichtlich gestaltet, von der Küchenlinie gibt man sich vorwiegend traditionell und bodenständig. Um das Traditionelle noch zu unterstreichen, wird die Suppe in einem urigen Kochtopf serviert, aus dem man sich selbst bedient – nach dem Motto die Oma hats gekocht. Von den offenen Weinen werden jeweils zwei bis drei Winzer pro Weinsorte angeboten, wir starten mit einem Weissburgunder (Euro 5,50) und einem Sauvignon Blanc (Euro 5,90) vom Weingut Tement. Die Weine werden am Tisch eingeschenkt und mit Leitungswasser serviert. Fast zeitgleich bekommen wir das für die Mittagszeit fast schon unübliche Gedeck, bestehend aus zwei Schnitten Brot und einem geschmacklich nicht sehr beeindruckenden, Liptauer-artigen Aufstrich.
Inzwischen treffen zahlreiche weitere Mittagsgäste ein – zu reservieren ist speziell bei schönem Wetter vermutlich keine schlechte Idee. Gute 15 Minuten nach der Bestellung werden unsere Vorspeisen serviert.
Beef Tartar vom Almochsen (Euro 15,90). Das Gericht wird auf einem Holzbrettchen serviert. Das Tartar findet sich in einem kleinen Einweckglas, im Deckel des Glases ist ein mit Sprossen garniertes gekochtes, in Spalten geschnittenes Ei abgelegt. Essiggurkerl, Kapernbeeren und ein Mini-Maiskolben sind am Fleisch drapiert, zwei Scheiben Toast und zwei Portionen Butter vervollständigen das Gericht. Das Fleisch ist dem Vernehmen nach geschmacklich sehr gut und angenehm gewürzt. Die Portion erscheint auf den ersten Blick klein, ist aber für eine Vorspeise gut dimensioniert.
Kalt geräucherte Lachsforelle mit Salat Waldorf und Ildefonso vom Pumpernickel (Euro 12,90). Der Teller ist nett angerichtet, die vier Scheibchen Fisch wirken allerdings fast ein wenig verloren. Der minimalistische Auftritt ist doppelt schade, denn der Fisch ist geschmacklich hervorragend. Der Waldorfsalat ist ganz ok, die Ildefonsokreation ist leider der Tiefpunkt des Gerichtes. Die drei gestapelten Scheiben Pumpernickel sind mit einer Art Frischkäse bestrichen und so hart, dass man sie kaum zerteilen kann. Im Mund immer mehr werdend kommt beim Essen keine rechte Freude auf, das bröselige Brot, das wir schon vom Gedeck her kennen reißt das Ruder auch nicht mehr herum.
Im Viertelstundentakt geht’s weiter und wir bekommen unsere Hauptspeisen.
Schweinsbackerl an Zweigeltsauce, Schwammerlpolenta und Sommergemüse (Euro 18,90). Der erste Eindruck vom Teller verwirrt mich, denn die Sauce erinnert an vieles, nur nicht an Rotwein. Die drei Schweinsbackerl sind geschmacklich ok, wurden lange geschmort und sind entsprechend zart. Die Polentaschnitte hätte ich mir angebraten gewünscht, dann hätte sich die gummiartige, angetrocknete Oberfläche vielleicht vermeiden lassen. Das Sommergemüse besteht aus Karotte, Karfiol, Zucchini und Lauch in kleinen Mengen, aber immerhin handelt es sich um frische Ware. Zwei getrocknete Scheiben Salami hinterlassen ebenso wie die Deko Fragezeichen. Die an ein kleines Häkeldeckchen erinnernde, schwarze Substanz regt weder an sie zu verkosten, noch ist sie ein optisches Highlight – warum legt man die auf ein Teller?
„In griechischen Olivenöl poeliertes Lachfilet mit Selleriemouse, dazu rote Rüben Salsa“ sic! Die Mouse war dann doch ein Mousse und künstlerisch am Teller verteilt. Darauf zwei Tranchen Lachsfilet mit Haut. Ich musste mich schlau machen, wie poelieren funktioniert – die Zubereitungsmethode hat auf jeden Fall zu einem sehr zarten und geschmackvollen Fisch geführt. In der Salsa sorgt Kren für Feuer, auch auf diesem Teller findet sich die unsägliche Häkel-Deko in schwarz. Der Kollege gönnt sich zum Fisch noch ein Achterl SB Rosengarten vom Weingut Kodolitsch (Euro 5,90).
Beim Abservieren wird höflich nachgefragt, ob alles zu unserer Zufriedenheit war, wir trinken noch gemütlich aus und bitten um die Rechnung, die in Summe knapp über 83 Euro ausmacht.
Zum Fazit: Das K3 ist ein Lokal in traumhafter Lage mit sehenswertem Blick in die steirischen Weinberge bis weit in den Süden. Sehenswert ist auch das Lokal selbst im Hinblick auf das Konzept, das Design und die eingesetzten Materialien – lediglich die zahlreichen Rechtschreibfehler in der Speisekarte wollen nicht ganz zum perfekten Bild passen. Das Service hat nach einem sehr holprigen Start einen passablen Job erledigt. Die konsumierten Weine waren sehr gut, die Auswahl ist beeindruckend. Die von uns gegessenen Speisen haben uns nur teilweise überzeugt. Die Qualität der einzelnen Komponenten der Gerichte erschien hochwertig, allerdings hatten wir ein wenig den Eindruck, alsob sich die Küchecrew erst einspielen muss. Preislich bewegt man sich im oberen Drittel der Skala, der Ausblick ist den hohen Preis wert, die Küche blieb bei unserem Besuch einiges schuldig.
Hilfreich17Gefällt mir11Kommentieren