Staribacher.
Der Staribacher.
Ein Fixpunkt, wenn man in der Gegend ist.
Wir hatten vor Jahren das Vergnügen des "kitchentable", ein kleiner Hochtisch mit ein paar Sitzplätzen direkt in der Küche. Man konnte, natürlich mit einigem Abstand, alles beobachten, der Crew beim Schneiden, Braten und A...Mehr anzeigenStaribacher.
Der Staribacher.
Ein Fixpunkt, wenn man in der Gegend ist.
Wir hatten vor Jahren das Vergnügen des "kitchentable", ein kleiner Hochtisch mit ein paar Sitzplätzen direkt in der Küche. Man konnte, natürlich mit einigem Abstand, alles beobachten, der Crew beim Schneiden, Braten und Anrichten zusehen. Der Chef kam laufend an den Tisch, erklärte Zutaten und Zubereitungsarten, die ich mir nicht alle merken konnte, erzählte von der mit dem lokalen Fleischhauer gemeinsam fabrizierte Wildsalami. Und man konnte all diese Highlights verkosten, die ausservierten Teller lebten von der detailreichen Erklärung, wie sie zustande kamen.
Leider wird dieses Amüsement aus diversen Gründen derzeit nicht (mehr) angeboten, darum reservieren wir im Restaurant für ein Abendessen. Wir haben auch schon im Hause genächtigt, und kennen uns gut aus, demzufolge sind wir sehr positiv überrascht, dass der doch große Parkplatz proppenvoll ist, sehr schön, das gönnt man. Die Tafel vor dem Eingang verkündet – Restaurant heute ausgebucht – na GsD haben wir reserviert.
Wir warten dann artig (gefühlt zu lange) bei der großen Theke, um an unseren Platz gebracht zu werden. Zuerst können wir die komplett leere Terrasse begutachten – aufgrund des aufkommenden Windes entscheiden wir uns für indoor.
Wir bevölkern den insgesamt dritten Tisch im großen Wintergarten/Veranda. Wo seid ihr den alle? Im Laufe des Abends sollten sich noch weitere 2 Tische füllen. Das war es.
Der Tisch ist fein eingedeckt, weißes Tuch am Tisch, dieses komische Derivat aus Stoff und Zellpappe, das gerne eine Serviette sein möchte. Blumen und Kerzendeko, sowie erstaunlicherweise Salz- und Pfefferstreuer, Hochlehner in weißem Kunstleder, gute Beleuchtung des kompletten Raumes, Durchbruch in den Nebengastraum mit Blickachse bis zu Theke.
Die Speisekarte wird gereicht, diese (immer schon) überschaubar, aber das soll ja ein Qualitätsmerkmal sein. Eben kurz noch mal nachgeschaut, seit Monaten dasselbe Angebot, das überrascht doch.
Gedeck (3,50)
Körbchen mit dreierlei Brot, jeweils zwei kleine Scheiben, das Weißbrot/Baguette nicht mehr so recht knusprig; in einer weißen Dreierschale aus feinem Porzellan – bekommen wir Speckestragon (vergleichbar mit einem Verhackerten, aber feiner und raffiniert gewürzt), aufgeschlagene gesalzene Butter (steht für sich selbst) und Kürbispesto (frischer Kürbis sehr fein gehackt und ebenso perfekt mit Gewürzen aufgepeppt). Leider sind die Carbs fast zu wenig für die Menge an Aufstrichen.
Sulz vom Styriabeef (9,50)
In ordentlich dicken Scheiben wird das Beef mit eine ‚Aspik-Kruste‘ mit kleingeschnittenem Gemüse aufgeschichtet, darüber roter Zwiebel und Friséesalat mit Kürbiskernöl; das Ganze garniert mit Dottercreme und Senfkaviar. Senfkaviar war diesen Sommer die neue It-Zutat, sehr oft anzutreffen, wobei das Wort Kaviar irreführend ist und nur die Form der Senfkügelchen erinnert daran, geschmacklich kommt nur Essig und Süße in Form von Zucker oder Honig, sowie Gewürze dran.
Rindertartar (13,90)
Wie mit einem Eisportionierer sind zwei Gupferl des Tartars angerichtet, es ist eine Mischung aus perfekt geschnitten und dazwischen eine undefinierbare, fast cremig Textur. Klassisch gewürzt. Mir persönlich fehlt der tomatige Geschmack. Die Tomatenmarmelade ist nämlich mit einem Extrawisch am Teller, darauf ein Wachtelei samt Salz. Als Ergänzung Trüffelcreme mit Cherrytomaten und frischen Kräutern. Über all dem thront ein hauchdünn geschnittene, getoastete Schwarzbrotscheibe. Ein echtes Kunstwerk. Wenn ich ganz tief in mich hineinhöre schmeckt mir aber die Version mit direktem Tomatengeschmack und einem ganzen Korb voll getoasteter Dreiecke lieber. Zwiebel hat mir auch gefehlt. Jammern auf hohem Niveau.
Gebratener weißer Heilbutt (23,50)
Das Fischfilet ist wie gezeichnet, ausreichend groß und perfekte Dicke, auf den Punkt gebraten in einem Sud zum Reinlegen, geschmacklich dominiert von den Röstzwiebeln. Als Beilage Buchenpilze, die mit den frischen Kräutern auf dem Filet angerichtet werden, wieder ein bissl vom Safterl drüber. Ebenso zwei Klacks vom Petersilienpüree – davon könnte mehr sein.
Ausgewogene Balance mit wenigen Zutaten, Kompliment an die Küche.
Glacierte Kalbsleber (21,50)
Ich mag Leber, immer. Glaciert ist aber nicht meine bevorzugte Zubereitungsart. Bis jetzt. Sie ist natürlich schon von guter Qualität an sich, aber auch perfekt zubereitet. Gut gesäubert, ziemlich dicke Stücke, sie glänzen, mit ein paar Röstaromen. Dazu gibt’s kleine Karfiolröschen, ein Süßkartoffelpüree zum Niederknien, aus diversen Gemüsestücken sind Pilze nachgebaut und es gibt Zweierlei von der Zwetschke, eingelegte Früchte und als Jus/Safterl. Die andere Interpretation, Früchte zur Leber zu servieren. Alles richtig gemacht.
Beilagensalat gemischt (4,90)
Wir teilen uns einen Salat, dieser ist so wie immer in dieser Gegend, in allen Restaurants bis zu Buschenschanken hin, von allem etwas, Käferbohnen, Kernöl. Vielen Dank, als Getränk ein Weißburgunder (4,80), Dessert hat keinen Platz mehr.
Fazit:
Die Vierer-Kette ist sicherlich nicht schlecht, in diesem Ranking hätte es für den historischen kitchentable allerding für die Speisen eine 6 gegeben. Es wäre gemein zu behaupten, der Staribacher ist nicht mehr das, was er einmal war. Oder doch? An den Preisen kann es nicht wirklich liegen, denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass Gernesser für Qualität bereits sind, etwas mehr zu zahlen.
Die Mitteilung des ausgebuchten Restaurants beschäftigt mich noch länger. Warum macht man so was? Hat man zu wenig Personal, oder möchte man elitär wirken? Retrospektiv eigentlich nur peinlich und unnötig. Das sichtbare Personal war noch dieselbe Besetzung wie vor Jahren, gut einerseits, nicht verwunderlich andererseits, da zum Teil Familie, wie das Original des Sommeliers. Der macht seinen Job perfekt, denn die Gäste aus unserem Nachbarland kosten die buchstäblich buchdicke Weinkarte auf und ab.
In der Küche wage ich zu behaupten, hat sich etwas getan, die Handschrift ist irgendwie anders, obwohl laut Homepage auch hier alles seit 30 Jahren unverändert ist. Vielleicht ist es auch das.
Ich bin mir aber sicher, wenn wir in der Nähe sind, wird’s ein Wiedersehen geben.
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Staribacher ist auch für uns immer wieder ein Fixpunkt in der Südsteiermark.