Das Griechenbeisl also.
Eines der ältesten Restaurants in Wien, laut Wikipedia immerhin schon seit 1447 erwähnt und seit 1500 unter verschiedenen Namen als Gasthaus geführt. Im 17. Jhdt. Soll dort der liebe Augustin des Öfteren aufgetreten sein.
Nun ja, unseren Besuch zusammenfassend kann...Mehr anzeigenDas Griechenbeisl also.
Eines der ältesten Restaurants in Wien, laut Wikipedia immerhin schon seit 1447 erwähnt und seit 1500 unter verschiedenen Namen als Gasthaus geführt. Im 17. Jhdt. Soll dort der liebe Augustin des Öfteren aufgetreten sein.
Nun ja, unseren Besuch zusammenfassend kann ich aus dem Augustin-Lied zitieren: „... (fast) alles ist hin ...“. Aber der Reihe nach:
Nach einem Urlaub in den USA verspürten die Liebste und ich bei einem Spaziergang durch die Innenstadt Gusto auf typisch Österreichisches. Irgendwie kam uns das Griechenbeisl in den Sinn, waren wir doch grad in der Nähe und das andere Lokal, das wir ins Auge gefasst hatten (Beim Czaak), war am Sonntag leider zu.
Der Schanigarten war gut besucht, glücklicherweise gab’s für uns aber noch einen schönen Vierertisch. Ein freundlicher Kellner bringt die Speisekarten und wir bestellen:
Eine Bouteille Gelber Muskateller (der Winzer ist mir leider entfallen) aus der Steiermark, sowie eine Flasche prickelndes Mineralwasser. Meine Wahl fiel auf eine Frittatensuppe, gefolgt von einem Rindsgulasch mit Knödel, die Liebste entschied sich für ein Lachsfilet auf einem Salatbett mit Erdbeeren. Die Speisekarte hätte auch Schnitzel, Cordon & Co., sowie eine Stelze angeboten, insgesamt finden sich dort die bekanntesten Protagonisten der österreichischen Küche.
Das Publikum bestand vorwiegend aus Touristen, aber das ist natürlich beim Griechenbeisl nichts Neues (und nicht zwingend etwas Schlechtes). Touristisch war das Lokal ob seiner Geschichte immer schon, ich erinnere mich aber an einige Besuche, die schon viele Jahre zurückliegen, dass man dort schon recht gut essen konnte.
Auftritt meiner Suppe, der Niederlage des Nachmittags. Wenn ich eine Frittatensuppe bestelle, denke ich an eine kräftige, echte Rindsuppe mit hausgemachten, nicht zu breiten Frittaten und etwas Gemüseeinlage. Was mir hier serviert wurde, war eine extrem dünne, mehr nach Wasser, denn nach Rindsuppe schmeckende Suppe, wohl mit reichlich Frittaten, bei denen ich nicht wirklich sicher bin, ob hier nicht zu einem Convenience-Produkt gegriffen wurde. Etwas Gemüse war wohl drinnen, konnte den (fehlenden) Geschmack allerdings auch nicht wettmachen.
Das Rindsgulasch war von Konsistenz und Geschmack recht gut, zwei Scheiben eines blassen und geschmacklosen Semmelknödels gab’s als Beilage. Der Knödel eindeutig ein Fertigprodukt, und leider auch kein sehr gutes. Das Blöde, wenn der Wirt so oft ins Convenience-Regal greift ist halt, dass beim Gast der Verdacht entsteht, auch das Gulasch könnte entweder zur Gänze oder teilweise auch aus einem Fertigprodukt bestehen, was ich ebenfalls sehr schade fände. Gut war’s schon, allerdings bei weitem nicht so gut, wie man sich in Wien ein echtes Wirtshausgulasch, dass tagelang geköchelt hat, dunkel und mit einem guten Fettspiegel ist, vorstellt.
Der Liebsten Lachs war das Erfreulichste unserer Bestellungen. Für mich ein wenig am idealen Garpunkt (glasig) vorbei, aber doch noch sehr saftig, und knusprig auf der Hautseite gebraten. Die Erdbeeren harmonierten perfekt in diesem Lachs-Salatgericht, hier kann man nicht meckern.
Natürlich habe ich die Suppe bei einem unserer Kellner reklamiert, die Beschwerde wurde zur Kenntnis genommen („ich werde es der Küche sagen“) und als Gutmachung gab’s am Schluss einen Espresso und ein Schnapserl aufs Haus.
Eh nett und sicherlich lieb gemeint, mich lässt es dennoch schockiert zurück, dass ein derart traditionsreiches Haus mit dieser kulinarischen Geschichte so stark nachgelassen hat.
Der Service war insgesamt bemüht, freundlich, halt mit ein paar kleinen Schwächen. So wurde am Anfang Gebäck mit zwei Aufstrichen (beide geschmacklich nicht sehr beeindruckend) eingestellt, allerdings leider ohne Besteck. Salz und Pfeffer gab’s auch erst auf ausdrückliche Bestellung am Tisch. Und dann noch etwas, das ich überhaupt nicht mag: Wenn ein Kellner nach jedem auch nur noch so kleinen Schluck Wein das Glas auffüllt, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass die Bouteille so schneller leer wird und er eine Neubestellung verkaufen kann, ist das vielleicht gut gemeint, aber ausgesprochen lästig. Zwischen „aufmerksam“ und „aufdringlich“ ist ein schmaler, aber doch ein Grat.
Insgesamt löhnten wir inkl. Trinkgeld knapp 100 Euro, was für die gebotene Qualität nicht einmal ansatzweise in Ordnung ist.
Man kann in dieser Lage und in diesem Restaurant schon gute Preise verlangen, die Qualität der Speisen muss halt passen. Eine verwässerte Rindsuppe, die außer einem Würfel Suppenpulver nicht viel an „Rind“ gesehen hat, mediokre Frittaten, ein Gulasch mit Convenience-Knödel, dass es in vielen, deutlich günstigeren Beisln viel, viel besser gibt, rechtfertigen dieses Preisniveau jedenfalls nicht.
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