adn1966 goes Beisl, the sequel.
Mein Besuch im Sagmeister hat mich ja relativ ratlos zurückgelassen. Mehr Schatten als Licht und in Summe keine tolle Erfahrung. In zwei Kommentaren zu meiner Review erwähnten meine Testerkollegen dajohnny und seinegottheit das Gasthaus Wagner als bessere Altern...Mehr anzeigenadn1966 goes Beisl, the sequel.
Mein Besuch im Sagmeister hat mich ja relativ ratlos zurückgelassen. Mehr Schatten als Licht und in Summe keine tolle Erfahrung. In zwei Kommentaren zu meiner Review erwähnten meine Testerkollegen dajohnny und seinegottheit das Gasthaus Wagner als bessere Alternative, ein Lokal Ecke Schlachthausgasse/Baumgasse, das ich am Heimweg vom Flughafen wohl schon wahrgenommen hatte, bisher aber noch nie besucht habe. Die Kommentare weckten meine Neugier, also nichts wie hin.
Das Gasthaus Wagner liegt ja praktisch auf meinem Heimweg und nach einem langen, stressigen Tag im Büro am Airport beschloss ich, dem Gasthaus Wagner die Chance zu geben, meine Gasthaus-/Beislwelt wieder geradezurücken. Die Bewertungen auf ReTe sind durch die Bank sehr positiv, Hoffnung auf ein besseres Abendessen kommt auf.
Das Lokal ist relativ klein (5-6 Tische, eine Schank) und vom Ambiente her ein klassisches Wirtshaus. Holzvertäfelung an den Wänden, Holztische und –sessel und eine klassische Wirtshausschank. Und, was mich persönlich sehr, die 591 146 Unterschreiber des Don’t Smoke Volksbegehrens sicherlich weniger freut, es ist ein Raucherlokal. Offenbar mit guter Belüftung, verraucht ist es nämlich gar nicht, obwohl zu etwas weniger als 50% gefüllt.
Ich werde von der Wirtin sehr freundlich begrüßt und wähle einen Tisch in der Ecke des Lokals, von dem aus ich das Ambiente des Lokals auf mich wirken lassen kann. Die Speisekarte wird gereicht, auf das „special of the day“, das auf einer Tafel an der Wand angeschrieben ist (Parmesanschnitzel mit Schinken und Käse überbacken, pikantes oder Senfschnitzel und Naturschnitzel) wird freundlich hingewiesen und meine Getränkewünsche werden abgefragt. Ich eröffne mit einem kleinen Bier und schau mir das Lokal einmal näher an. Sehr sauber ist es, kein schmuddeliges Wirtshaus, sehr gepflegte Tische, Menage in der Mitte, Salz- und Pfeffermühle, Servietten, ein Behälter mit Besteck und auch Zahnstocher. Vorbildlich. Zahnstocher sind zwar ein kleines Detail, ich persönlich finde es lästig, diese extra nach dem Essen bestellen zu müssen.
Die Wirtin ist ausgesprochen freundlich, kommt nach kurzer Zeit vorbei, um sich zu erkundigen, ob ich schon etwas gefunden habe und lässt mir dann noch etwas Zeit, um auszusuchen. Die Karte ist relativ klein (Eiernockerln, Käsespätzle, Naturschnitzel, Cordon und Wiener vom Schwein. Punkt. Ein paar Desserts, sowie wahlweise eine Frittaten- oder Leberknödelsuppe. Klassische Wirtshauskarte, mehr braucht’s aber auch nicht. Die Specials auf der Tafel an der Wand ergänzen die Auswahl, passt. Ich bin ja kein Freund riesiger Speisekarten, mag’s eher puristisch. Klein soll sie sein, die Auswahl, dafür aber frisch und gut zubereitet. Gut, die Liebste würde möglicherweise eine mangelnde Salatauswahl und zu wenig vegetarische Alternativen monieren, wir wollen aber nicht vergessen, dass wir es mit dem Wagner mit einem klassischen Wirtshaus zu tun haben, insofern ist das Speiseangebot durchaus stimmig.
Um die Vergleichbarkeit mit dem Sagmeister herzustellen bestelle ich die Frittatensuppe und das Wiener vom Schwein mit Salat.
Die Suppe kommt nach kurzer Zeit in einer Suppentasse daher, und schon geht das Gasthaus Wagner gegen das Sagmeister mit 1:0 in Führung. Die Frittaten sind auch hier hausgemacht, aber feiner in Textur und Geschmack. Ein bisschen viele Frittaten vielleicht, aber geschmacklich hervorragend. Und die Suppe erst. Als hätte man meine Sagmeister Review gelesen und es bewusst anders gemacht. Eine „ungepimpte“, echte, ehrliche Rindsuppe, kräftig und gut im Geschmack, mit Gemüsestücken und, man staune, klein geschnittenen Rindfleischstücken, die geradezu noch einmal unterstreichen, dass man hier auf ehrliches Suppenhandwerk wert legt. Simply perfect.
Die Suppe hat gut gesättigt, aber durch das Schnitzel muss ich jetzt durch, das Match Wagner:Sagmeister geht quasi in die zweite Halbzeit. Noch während ich meine Suppe löffelte, hörte ich in der Küche, wie mein Schnitzel geklopft wurde, sehr gut.
Das Lokal ist, wie gesagt, annähernd halb voll, mir gegenüber sitzt ein Herr, der sich eine Spätzlepfanne mit Zwiebeln, Käse und Speck munden lässt, in der anderen Ecke des Lokals wird von einer 5er Runde an einem Stammtisch angeregt über die Vorzüge/Berechtigung von Jazz vs. volkstümlicher Musik diskutiert, herrlich. Angenehme Wirtshausatmosphäre, klassisches Wien, ich fühl mich wohl.
Mein Schnitzel wird vom Chef persönlich serviert, ein Teller mit 3 (!) Stücken Schnitzel, auf denen je eine Zitronenspalte thront. Dazu gibt’s ein kleines Schüsserl, das bis über den Rand mit gemischtem Salat gefüllt ist. Ein bisschen schwer zu essen, weil so voll, aber nett angerichtet. Der Salat (grün, Kraut, Kartoffel und Gurken, dazu als Deko eine halbe Kirschtomate) ist leicht süßlich, sehr frisch und sehr gut. In der Menge ein bisschen zu gut gemeint, wobei mein Urteil hier möglicherweise nicht ganz aussagekräftig ist, wie viele meiner xy-Chromosom-Genossen bin auch ich nicht so der Salat-Fan. Im Sommer kann man mich das ein oder andere Mal zu einem Thunfischsalat verführen, beim Bulgaren sowieso als traditionelle Begleitung des Schnapses vor dem Essen, sonst hält sich mein Salatkonsum zum Leidwesen der Liebsten in homöopathischen Grenzen. Aber frisch war er, der Salat beim Wagner, mit guten Erdäpfeln, gutem, knackigen Kraut und guten Gurken.
Das Schnitzel: tadellos. Saftig, zart, würzig, allein die Panier könnte noch etwas mehr souffliert sein. Eine ganz glatte Panier ist oft ein Indikator auf Ausbacken in der Fritteuse, wobei eines der drei Stücke wiederum optisch durchaus nach Pfannenschnitzel aussah.
Geschmacklich ein klares 2:0 für das Wagner im Match gegen das Sagmeister.
Als Begleitung wählte ich noch ein Achterl Gelber Muskateller (der Winzer wurde mir leider nicht genannt), der ebenfalls sehr mundete.
Das Dinner schlug sich mit sage und schreibe rund € 17,00 zu Buche, 20 mit Trinkgeld, für ein vergleichbares Abendessen in dieser Qualität zahle ich normalerweise annähernd das Doppelte.
Mein Fazit: hoher Wohlfühlfaktor durch Ambiente und sehr herzlichen, freundlichen Service, gute, ehrliche Küche. Die Portionen sind meiner Meinung nach auch hier zu groß, vor allem um diesen Preis. Wer, bitte, kann nach einer Suppe drei Stück Schnitzel essen, ohne sich danach nur mehr voll zu fühlen? (ich gab nach zwei Stücken w/o, und auch das zweite Stück war schon zu viel). Die Öffnungszeiten sind recht spartanisch angelegt, werktags only, Küche nur bis 20:00.
Insgesamt aber war es ein schöner Besuch und meine Beislwelt ist jetzt wieder etwas geradegerückt. Beim Wagner versucht man nicht, den Wirtshausweg in Richtung Restaurant/Moderne zu verlassen und das ist gut so. Eine kleine Karte, frische Zutaten, ehrliches Küchenhandwerk, sehr, sehr moderat kalkuliert, - so einfach geht’s.
Chapeau, Gasthaus Wagner, I’ll be back.
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Asiatische Kueche haengt mir langsam zum Halse raus...