Nach einem beruflichen Termin in Wien nutzte ich die Gelegenheit, meinem Neffen, der vor einigen Jahren samt Familie nach Wien übersiedelte, einen Besuch abzustatten. Nach Besichtigung seines Büros in der Mariahilferstraße stellte sich dann die Frage, wohin wir essen gehen. Mein Neffe schlug zwei...Mehr anzeigenNach einem beruflichen Termin in Wien nutzte ich die Gelegenheit, meinem Neffen, der vor einigen Jahren samt Familie nach Wien übersiedelte, einen Besuch abzustatten. Nach Besichtigung seines Büros in der Mariahilferstraße stellte sich dann die Frage, wohin wir essen gehen. Mein Neffe schlug zwei wohl sehr gegensätzliche Lokale vor, nämlich das Gasthaus Pfudl, ein echtes Wiener Beisl, wie er anmerkte, oder das „modernere“ Freiraum. Irgendwie haben wir uns dann alle drei (seine Gattin war mit von der Partie) für das „Freiraum“ entschieden.
Schon beim Betreten hat mich das Lokal ob seiner Größe ziemlich beeindruckt. Der moderne Einrichtungsmix mag Geschmackssache sein, mir hat er jedenfalls gefallen. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich mich sofort auf einem der stylishen gelben Lounge-Sessel an der einen Bar oder einem der roten Sessel an der anderen Bar niedergelassen (wobei man statt Sessel eigentlich „Fauteuil“ sagen müsste). So schlenderten wir durch die verschieden eingerichteten Räume bis in den hinteren Bereich des Lokals, wo wir an einem für uns reichlich großen runden Tisch Platz nahmen. Bei der Einrichtung hat man viel und gut überlegt. Durch die verschiedenen Einrichtungen und Farben werden „Abteilungen“ geschaffen, der Raum wird so aufgelockert, ohne seine Großzügigkeit zu verlieren.
Um 16.30 Uhr war das Lokal noch recht schütter besucht. Mein Neffe klärte mich aber auf, dass das Lokal am Abend „g’steckt voll“ sei und dass man dann trotz der Größe des Lokals kaum einen freien Platz mehr ergattern würde.
Ich bestellte aus der umfangreichen Speisekarte (aus den „specials“) die Tagliatelle mit Rindersteakstreifen und Eierschwammerl (€ 14,50) und zum Trinken ein Becks alkoholfrei (€ 3,80). Mein Neffe wählte das bifteki mit tsatsiki (€ 13,80) und seine Gattin den Crispy-Chicken-Salat (€ 10,50) und zum Trinken orderten beide ein Mineral (Römerquelle, € 2,50). Die Speisekarte ist relativ umfangreich, die Getränkekarte sogar beeindruckend umfangreich. Bei einem großen Speisenangebot bin ich immer etwas skeptisch, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Qualität oft mit der Quantität des Angebots nicht mithalten kann. Aber es könnte ja sein, dass in einem so großen Lokal die Aufgaben der Küche auf mehrere Köche „aufgeteilt“ sind, also nicht jeder Koch alles machen muss.
Alle drei Speisen wurden gleichzeitig und auch ohne längere Wartezeit serviert (es waren noch nicht viele Gäste im Lokal). Leider waren meine Tagliatelle enttäuschend: Die Nudeln waren nicht al dente sondern zu hart. Trotzdem war ein Teil der Nudeln fest zusammengeklebt, was mich verwundert hat, weil ich davon ausgegangen bin, dass Nudeln dann zusammenkleben, wenn sie zu lange gekocht wurden und daher zu weich sind (was mir auch schon passiert ist). Critica hat mich später aufgeklärt, dass es sehr wohl möglich ist, dass die Nudeln zu hart sind UND zusammenkleben uzw dann, wenn das Wasser zu wenig heiß ist und/oder die Nudeln zu wenig lang gekocht wurden und/oder zu viele Nudeln im Wasser waren. Die „Rindersteakstreifen“ (lt Speisekarte) waren keine „Streifen“ sondern kleine dünne „Plättchen“, die auch irgendwie komisch – für mich undefinierbar – geschmeckt haben. Ob die dünnen Plättchen schon etwas alt waren, kann ich höchstens vermuten, aber nicht bestätigen. Die „Kombination“ mit dem (zu vielen) Ruccola-Salat war auch keine gute Idee. Da das Gericht insgesamt geschmacklich viel schuldig geblieben ist bzw überhaupt merkwürdig geschmeckt hat, habe ich den untauglichen Versuch unternommen, dem Gericht mit Parmesan (war extra mit € 1,00 für ein kleines Schälchen zu bezahlen) eine bessere Geschmacksnote zu geben. Naja, es kann nicht jeder Tag Sonntag sein.
Ich habe meinen Neffen und seine Gattin freilich gefragt, wie sie mit dem, was sie bestellt haben, zufrieden sind. Beide erklärten mir, dass sie zufrieden bzw sehr zufrieden sind. Ich habe mir die Frage gestellt, ob sie tatsächlich zufrieden sind oder dies nur behauptet haben, weil sie das „Freiraum“ vorgeschlagen hatten oder ob auch nur die Ansprüche unterschiedlich sind, wobei ich durchaus geneigt bin, letzteres anzunehmen. Leider hatte ich keine Möglichkeit, das bifteki und den Crispy-Chicken-Salat zu kosten Rein optisch hatten alle 3 Gerichte beim Servieren einen sehr guten Eindruck vermittelt, ja, trügerisch auch meine Tagliatelle (siehe Foto).
Zum Abschluss haben wir dann alle Marillenknödel bestellt. Nachdem ich nach einer kleinen Ewigkeit deponiert habe, dass wir jetzt aber schon sehr lange warten, verwies mein Neffe darauf, dass in der Speisekarte bei den Marillenknödeln eine Wartezeit von 20 Minuten vermerkt ist. Nach einer weiteren kleinen Ewigkeit wurde dann aber auch mein ansonsten sehr geduldiger Neffe unrund. Dann kam die Kellnerin (ohne Marillenknödel) und informierte uns, dass mit den Marillenknödeln leider nichts wird, weil die Knödel „einen Virus haben“ (sollte wohl spaßig gemeint gewesen sein). Dass wir das nach zwei kleinen Ewigkeiten des Wartens nicht spaßig gefunden haben, muss ich nicht näher erläutern. Ich vermute, dass das Wasser, in das der Koch die Marillenknödel gegeben hat, nicht heiß genug war und dass die Knödel deshalb im Wasser richtig zerfallen sind. Und hier schließt sich der Kreis, weil wohl auch das Wasser für meine Tagliatelle nicht heiß genug war. Einem guten Koch sollte so etwas aber nicht passieren.
Die Kellnerin hat uns statt der Marillenknödel ein Eis angeboten. Zuerst wollten wir nicht, weil wir uns schon auf die Marillenknödel eingestellt hatten und die Kaffees längst ausgetrunken waren, haben dann aber doch zugestimmt. Wir bekamen dann einen Teller mit einem Löffel Bananeneis (sehr gut, sehr cremig) und einem Löffel Schokoladeeis (auch gut). Wenigstens mussten wir das Eis nicht bezahlen.
Mein Fazit: Ein interessantes vielseitiges Lokal mit einer wenig überzeugenden Küche. Wenn ich wieder hierher komme, dann nur, um den einen oder anderen der rund 200 Cocktails zu probieren.
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