Unser letzter Besuch beim Fischerwirt in Gratwein ist wohl schon 3 oder 4 Jahre her, den Heringschmaus von damals haben wir noch in guter Erinnerung. Es wird also Zeit, wieder einmal zum Fischerwirt zu fahren, außerdem bin ich meiner Schwester und meinem Schwager eine Gegeneinladung schuldig. Und...Mehr anzeigenUnser letzter Besuch beim Fischerwirt in Gratwein ist wohl schon 3 oder 4 Jahre her, den Heringschmaus von damals haben wir noch in guter Erinnerung. Es wird also Zeit, wieder einmal zum Fischerwirt zu fahren, außerdem bin ich meiner Schwester und meinem Schwager eine Gegeneinladung schuldig. Und so passt es, dass ich nach kurzer Rücksprache mit meiner Schwester beim Fischerwirt anrufe und problemlos einen Tisch für 4 Personen für den gewünschten Termin (unter der Woche) reserviere.
Wir werden von einem Kellner freundlich empfangen und zu unserem reservierten Tisch geführt, der sehr schön gedeckt wurde. Wir sitzen in der sog. Fischerwirt Stub‘n, die aus einem größeren und einem anschließenden kleineren Raum besteht und für etwa 50 Personen Platz bietet.
Die Gaststube ist gediegen und geschmackvoll mit hochwertiger Tischlerarbeit eingerichtet. Ob die durchsichtigen Designersessel aus (glaublich) Acryl zur Einrichtung dazu passen, bin ich mir zunächst nicht sicher. Der Tischler hätte sicher Sessel aus Holz gemacht. Also wird wohl ein Innenarchitekt seine Hände im Spiel gehabt haben, der möglicherweise mit diesen Sesseln absichtlich einen Kontrapunkt zur sonstigen Einrichtung setzen wollte. Die Sessel haben die gleiche hellbraune Lederpolsterung wie die an den Wänden verlaufende Sitzbank und sind so in die übrige Einrichtung „integriert“. Insgesamt also doch ein recht stimmiges Bild. Die Sessel sind auch stabil und bequem, wie mir meine Schwester und mein Schwager bestätigen. Die Tische sind ausreichend groß. Die Wände, Nischen und auch die Decke sind teilweise vertäfelt, aufgrund der leicht rötlichen Farbe tippe ich auf Kirschholz. In einer Ecke sieht man oberhalb der Sitzlehne einen Teil eines schönen Kachelofens mit weißen Kacheln und kleinen goldfarbenen Verzierungen. Der Raum hat Atmosphäre, man fühlt sich wohl und gut aufgehoben.
Die Speisekarte ist so, wie ich sie mir in einem guten Lokal vorstelle, nicht zu umfangreich, aber auch nicht zu klein und gut „durchgemischt“, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Betont wird die gute Steirische Küche, es gibt aber auch allerlei Spezialitäten, die recht verheißungsvoll beschrieben sind.
So gibt es zB bei den kalten Vorspeisen ein „Butterfischcarpaccio an winterlichen Blattsalaten, mariniert mit Limetten,-Jungzwiebelvinaigrette und eingelegtem sauren Kürbis“ (€ 7,80).
Im Abschnitt „Aus der Steirischen Wirtshauskuchl“ wird ein „Steirerschnitzel vom Steirischen Premiumschwein gefüllt mit Geselchtem und Kräutertopfen in Kürbiskernpanade an Schwammerlreis (€ 11,50) angeboten.
Unter den „Köstlichen Fleischgerichten“ findet man u.a. eine „Zarte Entenbrust, rosa gebraten auf dunkler Hollersauce, dazu Apfelrotkraut und Erdäpfelroulade mit Maronifülle“ (€ 17,70) oder einen „Steirischen Mostbraten vom Premiumrind, ganz mager-gebratene Rindsschulter in Mostsauce mit Briocheschnitte und Bratapfel mit Preiselbeeren“ (€ 13,80).
Für Fischliebhaber („Aus See und Meer“) gibt es eine „Birkfelder Forelle (von Kulmer-Fisch aus Birkfeld) im Ganzen gebraten mit Petersilerdäpfel und hausgemachter Kräuterbutter“ (€ 14,90) oder „Calamari & King Prawns Garnelen mit Knoblauch-Olivenöl und Weißbrot“ (€ 19,50).
Unter den vegetarischen Gerichten finden sich u.a. „Erdäpfelnockerl mit Kürbissugo und Murtaler Steirerkäs überbacken“ (€ 8,90).
Soweit ein kleiner Streifzug durch die interessante Speisekarte, die auch zeigt, dass der verantwortliche Koch bemüht ist, Traditionelles mit eigener Kreativität zu verfeinern. Wer die Speisekarte nachlesen möchte, sei auf die Fotos verwiesen, wobei zu bemerken wäre, dass die Speisekarte leicht auf die Adventzeit adaptiert wurde.
Nun zu unseren Speisen:
Ich nehme die SCHILCHERCREMESUPPE MIT ZIMTHAUBE (€ 4,20), die zwar schön cremig ist und auch im Geschmack gut rüberkommt, dennoch hätte die „Schilchernote“ etwas stärker ausgeprägt sein können.
Als Hauptspeise wähle ich das „RINDERFILETSTEAK VOM OSTSTEIRISCHEN VULKANLAND, DAZU GETRÜFFELTES KARTOFFELPÜREE UND WINTERLICHES GEMÜSE MIT BUTTERBRÖSEL (€ 25,50). Am Teller liegt ein großes Stück Steak, herrlich saftig, trotz seiner Höhe von 3-4 cm durchgehend medium gebraten, also genau wie bestellt, mit bester Bißkonsistenz und wirklich sehr gut gewürzt. Einfach beste Fleischqualität sehr gut zubereitet. Das getrüffelte Kartoffelpüree schlichtwegs ein Traum. Das Gemüse - nur zart mit Butterbrösel versehen – auch sehr gut Ich bin mehr als zufrieden. Das Steak war besser als in den angeblich so auf die Zubereitung von Steaks spezialisierten Lokalen, in denen ich zuletzt war, die alle kennen und die ich daher hier nicht nennen muss. Wenn ich an meinem Gericht überhaupt etwas bekritteln kann, dann nur, dass vom ausgezeichneten getrüffelten Püree zu wenig am Teller war.
Critica nahm ein KASTANIENSCHAUMSÜPPCHEN MIT GLACIERTEN KASTANIENSTÜCKEN (€ 4,50), die - im Gegensatz zu meiner Schilchercremesuppe - richtig gut nach Kastanien geschmeckt hat. Die Kastanienstücke in der Suppe waren hervorragend. Critica war zufrieden, sie verwies jedoch wertfrei darauf, dass es sich bei beiden Suppen ihrer Meinung nach um „Fertigprodukte“ gehandelt habe.
Zum Hauptgang nahm Critica die „KRONEN VOM HIRSCHRÜCKENFILET MIT KÜRBISKERNKRUSTE AUF WILDGLACE, DAZU ERDÄPFEL-PREISELBEERKNÖDEL (€ 20,80). Am Teller liegen 3 kleine Hirschkarree-Stücke- eine eigene (oder eigenwillige?) Interpretation einer (Hirsch-)Krone. Davon abgesehen ist das Hirschfleisch von bester Qualität, geschmacklich sehr gut zubereitet, gut gewürzt und in Verbindung mit dem top abgeschmecktem Wildglace und den Erdäpfelknödeln mit Preiselbeerfüllung ein Erlebnis für den Gaumen. Ich darf ein Stück (eine „Krone“?) kosten, von der Kürbiskrenkruste schmecke ist zwar nicht viel, trotzdem Kompliment an die Küche für dieses sehr gute Gericht. Der von Critica bestellte VOGERL-KARTOFFELSALAT ist zwar frisch und auch gut mariniert, aber als Portion viel zu klein.
Meine Schwester und mein Schwager nehmen nach einer gemeinsam verzehrten FRITTATENSUPPE (€ 2,90) die SCHWEINSMEDAILLONS AUF SCHWAMMERLSAUCE MIT KRÄUTERKNÖDEL UND BROKKOLI MIT MANDELBUTTER (€ 15,50). Naheliegenderweise war hier die Fleischportion (wesentlich) größer als bei mir und Critica, so durfte ich auch ein Medaillon kosten. Auch hier – gar nicht mehr überraschend – beste Fleischqualität sehr gut zubereitet. Das Medaillon selbst schmeckte zwar etwas trocken, im Verein mit der excellenten Schwammerlsauce dennoch ein Genuss.
Da ich eingeladen hatte, durfte ich auch den Wein auswählen. Ich entschied mich für einen TENUTA RESERVE, einem Cuvee aus Zweigelt, Blaufränkisch und Cabernet-Sauvignon, im Barrique ausgebaut, vom bekannten Weingut Goldenits (€ 32,50). Ein wirklich guter Wein mit einem herrlichen Duft nach Beeren und im Geschmack fruchtige Kirschen und feine Holznoten. Dieser Wein ist seinen Preis wert, es waren auch alle mit meiner Auswahl zufrieden. An dieser Stelle sei bemerkt, dass der „Fischerwirt“ über eine sehr gut sortierte Weinkarte verfügt.
Zum Nachtisch vergönnte ich mir ein VANILLEKIPFERL-PARFAIT MIT WINTERLICHEM ZWETSCHKENRÖSTER UND SCHLAGHAUBE (€ 6,90). Am Teller 3 große Scheiben Parfait, tatsächlich mit Vanillekipferl-Geschmack, gut, auch der Zwetschkenröster gut, insgesamt aber nicht aufregend.
Critica probierte das STEIRISCHE BRATAPFELTIRAMISU IM GLAS MIT RUM UND APFELSPIEGEL (€ 6,70). Auch gut, im Geschmack sogar besser als mein Parfait, einen Rum konnte ich aber nicht ausmachen. Critica bemerkte wieder, dass beide Desserts (gute) Fertigprodukte waren (es gibt da eine Firma, die sich auf die Herstellung von Gastro-Desserts spezialisiert hat).
Für das Gedeck muss nichts bezahlt werden. Man bekommt zwar keine Stoffserviette, aber eine ordentliche Zellstoff-Serviette. Das Besteck selbst ist von sehr guter Qualität.
Nach dem Essen hat mir ein freundlicher Kellner über mein Ersuchen das neu gestaltete „Gwölb 2.0“ im Keller gezeigt, welches nur am Wochenende geöffnet ist. Ich konnte einige Fotos machen, auf die ich hier verweise. Ein schönes ca 150 m2 großes Gewölbe, das als Bar, Lounge und Restaurant (und für kleinere Hochzeiten) genutzt wird und sehr stimmungsvoll gestaltet und eingerichtet wurde. Am Ende des „Gwölbs“ schließt sich auch eine kleine, aber sehr feine Vinothek an, die auch für Restaurantzwecke genutzt werden kann.
Im Erdgeschoß gibt es noch neben der eigentlichen Gaststube mit Schankbereich und Stammtisch den großen Panthersaal für bis zu 180 Sitzplätze. Der Raum ist teilbar und wird für Hochzeiten und größere und kleinere Gesellschaften verwendet. Weiters gibt es noch das sog. „Kernstockstüberl“ aus dem Jahr 1911 (mit dunkel getäfelten Wänden und gedrechselten Holzsäulen). Von diesen Räumen kann ich leider keine Fotos anbieten, weil ich nach der ausgiebigen Besichtigung des Gwölbs und der Vinothek im Keller meine Lieben nicht länger warten lassen wollte. Ich hoffe, dass ich das nächste Mal die Gelegenheit haben werde, auch diese Räume zu fotografieren.
Fazit: Wir waren von der sehr guten Qualität der Küche angenehm überrascht. Am Service gab es nichts auszusetzen. Wir wurden freundlich und kompetent bedient. Das Ambiente in der Fischerwirt Stub’n bietet einen hohen Wohlfühlfaktor. Ich Kann daher das Lokal insgesamt und mit gutem Gewissen sehr empfehlen, weil auch das Preis-Leistungs-Verhältnis absolut passt. Wir werden sicher wieder kommen und das nächste Mal einen Platz im Gwölb reservieren.
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