am 16. Dezember 2011 · Update 19. Feb 2013
SpeisenAmbienteServiceDer beste Grieche weit und breit - so wurde mir das von mehreren Welsern unabhängig voneinander erzählt. Obwohl das Lokal selbst in der kleinen "Schwestergemeinde" Thalheim jenseits der Traun direkt an der B138 liegt.
Die Lage ist ja perfekt, und dementsprechend voll ist immer der Parkplatz. Be...Mehr anzeigenDer beste Grieche weit und breit - so wurde mir das von mehreren Welsern unabhängig voneinander erzählt. Obwohl das Lokal selbst in der kleinen "Schwestergemeinde" Thalheim jenseits der Traun direkt an der B138 liegt.
Die Lage ist ja perfekt, und dementsprechend voll ist immer der Parkplatz. Beim ersten Besuch gerade mal ein einziger Platz frei, obwohl sich die Autos schon überall gefährlich in die Nachbarswiese hineingeparkt hatten.
Man kommt rein, wird sofort begrüßt, und hat Pech. Kein Platz frei, nicht einmal einer - ich stehe an der Bar, ein riesiges Taferl zeigt Rauchverbot an. Rund um mich herum an der Bar wird gequalmt. Heißt es nicht so im neuen "supertollen" Nichtraucher"schutz"gesetz, dass der größte Teil des Lokals um die Schank herum Nichtraucherbereich sein müsste? Viele Lokale machen's genau umgekehrt - und keinem scheint's zu stören - inkl. jenen, die das kontrollieren müssten...
Nun gut, ich komm an einem anderen Tag wieder - diesmal sind 2 Parkplätze von 300 frei - und ich hab Glück. Ich darf heute essen.
Zugegeben: die Griechen sind absolute Serviceprofis, hier und anderswo. Ich habe selten ein griechisches Lokal erlebt, wo in einem sehr großen Lokal die Organisation nicht gepasst hätte. Begrüßung, Platzzuweisung, Service, kein langes Warten, korrekte Fragen, korrekte Antworten, hat's geschmeckt? Das ganz Persönliche ist natürlich in so einem Großbetrieb unmöglich, aber die 4 Punkte sind trotz allem verdient.
Das Ambiente ist bemüht, Innenarchitekten durften hier gekonnt Hand anlegen. Steinerne Wände, Holz, so mancher ganz anders geformter Tisch, verschiedene Abteile, nette Ideen wie von der Decke baumelnde Vasen mit Olivenzweigen, usw.
In einem Zubau geht grade eine ordentliche Weihnachtsfeier einer gschlossenen Gesellschaft ab, samt griechischem Musiker. Dies hätte auch beim zweiten Abend so bleiben sollen, denn da war dieser in einem der Haupträume gerade dabei, in voller Selbstironie Lieder wie "Es war der Wein von Mykonos, den er sich in die Rübe goss....." zum "Besten" zu geben. "Griechischer Wein" und "Du bist der Stern, der...." - nein aus, aus aus. Dazu kreischt ein Haufen feiernder Frauen unentwegt, als wäre ein gut gebauter Stripper auf der Bühne. So wie Männerrunden grölen, müssen Frauenrunden kreischen.
Wehe, wenn sie losgelassen, aber das ist eine andere Geschichte.
Alles in allem leidet natürlich das eigentlich ambitioniert gestaltete Ambiente, da der Geräuschpegel in einem dermaßen großen Haus ohnehin schon enorm ist.
Das Essen:
am ersten Abend gab's eine feine Tomatensuppe, die Gott sei Dank nicht diese typische Instantsuppe ist (ein bisschen auf den Löffel, Konsistenz mit kleinen dunklen Punkten verrät das.....). Fruchtig, keine Großtat, aber angenehm und nicht überwürzt, auch nicht zu stark gesalzen. Das Sahnehäubchen wäre gar nicht nötig, die Schlagoberszeit habe ich schon längst hinter mir.
Als ich den Kellner frage, ob Suzuki ein griechisches Jägerschnitzel wäre, mißbilligt er meinen Scherz nicht, empfiehlt er mir aber stattdessen eine Goldbrasse, die zwar nicht auf der Karte stünde, aber heute besonders zu empfehlen wäre.
Ich höre auf ihn und sollte dafür belohnt werden. Der Fisch ist zwar vom Grill, was eigentlich nicht so ganz meine liebste Zubereitungsart ist, aber wenn man schon mal beim Griechen ist, will man ja nicht meckern. Die Brasse bietet auch kaum Grund zum Meckern, die ist wirklich gelungen, allerdings sollte man nicht alles so scharf auf den Grill schmeißen wie das Fleisch: Brokkoli z.B. machen sich nicht gut am Grill. Die Röschen haben eindeutig Brandspuren abbekommen. Wer kennt den Geruch von verbranntem Kohl bzw. Kraut oder ähnlichem? - Eben, und genau das trübt ein bisschen das Gesamtbild, schade, ist aber nur ein kleiner Lapsus. Trotzdem: Gemüse, das ist die große Stärke der Italiener.
Dessert am ersten Abend: Yaourti me meli, das Joghurt mit Honig uns Nüssen. Immer ein Hit, auch hier wieder. Die Geschmackskombi ist genial. Kennt witzigerweise kaum jemand.
Zweiter Abend. Dolmades als Vorspeise. Die Röllchen sind nicht schlecht, das Faschierte ist nicht trocken, nicht versalzen, dezent gewürzt. Sonstwo bekommt man eine eigenartige, an Sauce Hollandaise (würg..) erinnernde Sauce, hier ist es eine relativ einfache, mit Mehl oder Stärke reduzierte, ziemliche fade Angelegenheit. Zwar besser als die Packerlsauce zuvor, aber Begeisterung kommt nicht auf. Ich glaub meinem Vorredner ging's nicht viel anders.
Dieselbe Sauce findet sich auch in der Beilage zur Hauptspeise wieder, diesmal werden die Brokkoli damit garniert. Oder besser gesagt, DER. Es ist nur einer, dazu zwei Stücke Karotten und ein kleiner Schöpfer voll mit Tomatenreis. Dieses bisschen Beilage muss mit einem Fleischberg konkurrieren....
Liebe Herrschaften, dass was an Beilage viel zu wenig war, ist an Fleisch viel zu viel. Epidaurus-Teller nennt sich die Kombi aus Gyros, Suvlaki, Suzuki (kein Jägerschnitzel, sondern ein riesiges, ovales Fleischlaberl) und einem Lammkotelett.
Das Lammkotlett war das beste der vier Kandidaten, weil es das naturbelassenste von allen war.
Gyros: ok, bissi fett, Suvlaki auf den Punkt gebraten und zart, Suzuki eigentlich ein Kleinwagen, dieser hier war aber von der Größe her schon eher ein Dodge RAM. Und eines haben die Fleische alle gemeinsam: einen leichten Duft nach dem nicht gerade besten Fett... das merkt man dann viele Stunden später, wenn der Bauch immer noch voll ist und sich das per "Bäuerchen" bemerkbar macht.
Ich bin eben leider verwöhnt, was den Umgang mit Olivenöl angeht.
Was einen meiner Vorredner angeht, so ist von gehobenen Preisen die Rede. Das kann ich nicht teilen, denn was bitte ist "gehoben"? Alles was "teurer" ist als das "Schweinswiener" um 5,90 in der Bahnhofsreste? Gutes Happi will bezahlt werden, hier bekommt man für faire Preise eine angemessene, wenn auch nicht überschäumende Qualität.
Mein Schlagwort gerade für Klassiker wie Gyros, Suvlaki & Co. wäre: weniger ist mehr. Heißt weniger Fleisch, mehr Beilagen. Das Häufchen Beilage musste ich mit Gabelspitzen sparsam dazu essen. Der Fleischberg wiederum war von mir nicht zu bewältigen.
Aber leider gibt's halt doch viele Esser, denen das Viele am Teller wichtiger ist als alles andere. Und schon sind dreimal 5 Punkte samt Dreizeilern vergeben. Nicht mit mir!
Immerhin: der nicht bestellte Metaxa (CaptainKoons: meintest du mit Fruchtlikör vielleicht den?) half ein wenig bei der Verdauung. Vielleicht sind aber auch bei mir die typischen Grilltellerorgien vor 20 Jahren schon zu lange her, um das so einfach wegzustecken. Mein Grillfleischguster ist also wieder für die nächsten Monate gestillt.
Fazit: die Klassiker sind ok, wirkliche Überraschungen sind nicht dabei. Den Fisch kann ich allerdings als Geheimtipp wirklich empfehlen. Joghurt mit Honig ist immer ein Genuss.
Ambientemäßig ist das Lokal sehr empfehlenswert, wenn es darum geht, eine größere Gruppe an einen Tisch zu bringen und dank dem professionellen Service rasch den Hunger aller Beteiligten zu stillen. Ohne Reservierung geht aber dann gar nix.
Für lauschige Candlelight-Dinners allerdings sicher nicht zu empfehlen, dafür ist hier viel zu viel los. Außerdem ist "gute" Küche eben nur "gut", nicht weniger, aber auch nicht mehr.
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Stimmt :-) Schmeckt immer wieder super. In Wels mangelt es zu Mittag leider etwas an den Alternativen. Eigendlich gehen wir immer zu den selben 5 Lokalitäten.