am 10. März 2023 · Update 17. Mär 2023
SpeisenAmbienteServiceMein Cafe Museum
Am Schnittpunkt gleich dreier U-Bahnen, damit nicht nur zentral gelegen, sondern auch bestens öffentlich erreichbar befindet sich das renommierte Cafe Museum. Falls das Wetter verregnet ist, muss man vom Aufgang der Rolltreppe ins Cafe bloß drei Schritte überwinden.
Ich bes...Mehr anzeigenMein Cafe Museum
Am Schnittpunkt gleich dreier U-Bahnen, damit nicht nur zentral gelegen, sondern auch bestens öffentlich erreichbar befindet sich das renommierte Cafe Museum. Falls das Wetter verregnet ist, muss man vom Aufgang der Rolltreppe ins Cafe bloß drei Schritte überwinden.
Ich besuche es gerne als Zwischenstation. Wegen der relativ frühen Sperrstunde mit 21:00 Uhr kann ich es nicht für den späten Absacker nutzen, wiewohl es derart gut liegt, um danach dritter Mann zu spielen, der ins Loch abtaucht damit er des Nachts wieder verschwindet.
Dafür ist es für mich ein sehr guter Treffpunkt um von hier aus eine Tagestour mit Bekannten zu starten. Als sog. Verweil-Cafe nutze ich es weniger, dafür habe ich andere. Der Kulturinteressierte findet einen literarischen Treffpunkt, wenn im Extrazimmer entsprechende Veranstaltungen stattfinden.
Dieses Lokal gehört zum Familienclan der Querfelds. Unter ihren Unternehmen ist es mir das sympathischste, da etwas weniger touristisch frequentiert, etwas weniger Hofratswitwen, eher bunt gemischt und stimmig in seiner Atmosphäre.
Punkto Kulinarik Angebot werden sie nahezu ident geführt, in den teuren Preisen sind sie sich noch mehr einig, weisen dennoch Unterschiedlichkeiten auf, insbesondere die Lokalausstattung. Das Ambiente wirkt in seiner Noblesse weniger altfadrisch als das Landtmann oder Mozart, es ist aber traditionell eingerichtet.
Der Farbton rot herrscht durch die Sitzbankgruppierungen vor, aber es gibt keine verspielte Details und Schnick-Schnack Dekor an den Wänden. Man hat es in letzter Zeit mit Bildern dekoriert. Die Architektur fällt etwas nüchtern aus, ist aber vornehm genug um gehoben zu wirken.
Für die wärmere Jahreszeit ist der Schanigarten trotz hohen Verkehrsaufkommens immer noch attraktiv genug, damit ich mich auch dort platziere. Den Lärm kannst du dir zwar nicht wegdenken, aber die Gestaltung hat Grün-Elemente, als wäre man in einem Park. Einige Lichteffekte erzeugen in der Dunkelheit recht romantische Eindrücke. Ich mag das.
Standard Meinl Kaffee
Die Kaffeeansprache also wieder, hier etwas bündiger, da ich über Meinl schon genug in anderen Rezensionen geschrieben habe. Vielleicht ein paar andere Aspekte .
Beispielsweise ist es für mich eine nette Besonderheit der Tätigkeit des werkenden Baristas bei seiner Arbeit live zuzusehen. Zwei mächtige von Meinl gesponserte Apparaturen sind im Eingangsbereich unübersehbar untergebracht. Rund herum alles mit Geschirr angeräumt, wie das so üblich ist.
Meist werken dort Mädels, eines davon ein ebenso attraktiver Anblick und es gibt gleich vis-a-vis Sitzplätze. Wenn ich sie ergattern kann, dann sitze ich gerne dort und wechsle meinen Blick zwischen Kaffeezubereitung, dem Lokal zur Linken oder Rechten umherschweifend oder auf mein Tablet gerichtet.
Die Kellner machen hier gerne Zwischenstation, nicht nur um ihre Bestellungen aufzugeben oder abzuholen, sondern auch um sich miteinander etwas auszutauschen, weil es dafür kaum andere Bereiche gibt. Dann schnappt man so manches mit auf, nicht weil ich es darauf anlege, sondern einfach, weil meine Ohren noch besser funktionieren als meine Augen.
Der dargereichte Espresso ist mir in der Standardzubereitung üblicherweise wieder zu schwach, aber davon habe ich schon mehrere Lieder gesungen. Es erfolgt das übliche Kellner-Gast Prozedere eines angeregten Austausches das zu optimieren, dann wird er auch sehr gut.
Meine Kaffeehaus Kulinarik
Ich konsumiere mit Vorliebe Zwischengerichte, wie ich das für das traditionelle Kaffeehaus als seine Stärke ansehe. In Summe sind diese sehr gut. Sehr angetan bin ich von den Sacherwürsteln, die man auch mit Gulaschsaft bestellen kann, der in einer kleinen Porzellan-Sauciere am Teller mitserviert wird.
Die Teller tragen wie auch die Kaffeehäferl je nach Cafe ihre eigene Namensaufschrift, hier also „Cafe Museum“. Recht speziell ist der Senf, grobkörnig, mir etwas weniger sympathisch, aber dafür ein hausgemachtes Senfragout, dazu frisch geriebener Kren, ein Essiggurkerl, als unbedingtes Muss noch eine Handsemmel und meine Wenigkeit kann man damit glücklich machen.
Das kleine Gulasch ist hin und wieder eine Prüfung, mal haut es hin, mal ist es schon überstrapaziert zu oft aufgewärmt. Man sagt ja, dass Gulasch aufgewärmt noch besser ist als frisch zubereitet. Das stimmt, hat aber klarweise auch seine Grenzen. So war es beim letzten Besuch und ich habe es auch urgiert.
Das Ganze war mehr ein Gatsch, indem man den Saft nicht mehr so ganz von den Wadschunken-Stückerln unterscheiden kann und es erhielt auch eine bittere Note. Dann rettet auch nicht das gute Ottakringer Original dazu oder die perfekte Handsemmel.
Ich habe diese Erfahrung nicht nur im Cafe Musuem gemacht, sondern kenne es auch vom Cafe Mozart, dem quasi Schwesternbetrieb. In der Hinsicht wird m.E. zu hoch gepokert. So habe ich mir nun vorgenommen das nicht mehr durchgehen zu lassen. Es war einfach einmal zuviel aufgewärmt. Dies schreibe ich nun nicht nur aus Laune, sondern auch aus Erfahrung.
Der Kellner nahm es mit Anstand zur Kenntnis, kommentierte, es sei schade, denn an sich sei man stolz auf die Gulaschtradition, wie es die Gäste auch loben. Er hat aber in der Küche nachgefragt und es wurde bestätigt, dass man es mit der Aufwärmerei übertrieben hatte.
Na also, das sagte ich ja, ich erhielt dafür das nachträglich bestellte Soda zum Kaffee gratis von ihm als Trostpflaster, meines hingegen konsumierte ich in Form einer kleinen Marille. 😉
Was die Gulaschsuppe anbelangt, so war sie bislang immer sehr gut, oder sagen wir so, ich kann über keine mir in Erinnerung geblieben andere Erfahrung berichten. Das haut hin.
Wie in allen Cafes diese Schlages muss ich das Frühstücksortiment über den grünen Klee loben. Ohne auf Einzelheiten einzugehen ist das eine der absoluten Stärken derjenigen Cafes, die ich aufgrund dessen nicht umsonst in meinem Guide „Traditionelle Kaffeehäuser“ aufliste.
Last but not least – my typical comments
Auch hier sei erwähnt, dass ich die Wr. Küche nicht als die wirkliche Stärke ansehe, sieht man vom Klassiker Schnitzel ab. Aber bitte, wer das nicht kann, würde es nicht verdienen, auch nur erwähnt zu werden.
Erneut erteile ich dem Kaiserschmarren eine Absage. Dazu werden von der Landtmann-Produktion vorgefertigte Pack’l angeliefert, was man sozusagen nur mehr noch ins Pfandl zum Aufwärmen schmeißen muss und fertig ist die Show. Das bedeutet nicht, dass er deswegen schlecht ist, nur halt nicht meins.
Ich sehe aber gerne zu wie an Nachbartischen immer wieder auch sehr kultivierte Damen ihn schmatzend und mit lobenden Worten begleitend genussvoll einnehmen. Sind es Touristen, dann schweige ich als Gentlemen und erhalte dafür auf diese Weise meine angeregte Kaffeehausunterhaltung.
Dafür wird wieder eine gute Apfel- oder Topfenstrudel Tradition gepflegt, yeah, that’s Vienna, my good guys, dafür verirren sich auch viele her, wiewohl ich davon nicht so oft Gebrauch mache. Nun, nach Bier und Gulasch geht das meist nicht mehr.
Der Service ist professionell, das Auftreten vieler Kellner auch mit einer guten Portion Wr. Schmäh gewürzt und das macht eine klare Sehr gut Note aus. So bin ich es in den Querfeld-Cafes gewohnt, es steht dies damit repräsentativ für alle anderen, subjektiv empfinde ich es hier noch um eine Grad besser, das ist mitunter auch der Grund, dass ich es deswegen bevorzuge.
Interessant ist, dass man hier 1/4l Soda nicht gratis dazu bekommt, wenn man ein Glas Wein bestellt, warum weiß ich nicht. Während das im Landtmann und Mozart Standard ist, werden hier 2€ verrechnet. Einen Grund konnte man dafür nicht angeben, ist eben so.
Die Preissituation habe ich nur angedeutet mit teuer, Querfeld eben, man kann sich diesbezüglich über die HP einen Überblick verschaffen und die aktuellen Karten (Frühstück, Speisen und Getränke) per PDF herunterladen.
Das Fazit
Ich überlege, was ich hier als ein Fazit sage: Wie üblich nörgle ich über den Meinl Kaffee, wiewohl ich eh keinen anderen mehr mag als diesen, ärgere mich immer wieder über ein hin und wieder verpatztes Gulasch, greife mir auf den Kopf für so manche Preise und muss jedem erklären, dass der Kaiserschmarren hier ein Schmarr‘n ist.
Und trotzdem komme ich immer wieder her und freue mich auch darauf. Warum das so ist? Nun, ich mag das Cafe Museum wie es ist und möchte kein anderes, oder anders ausgedrückt: Ich bin halt ein typischer Wiener mittlerweile schon älterer Prägung. Einen anderen Grund könnte ich nicht angeben. 😊
Hilfreich4Gefällt mir3Kommentieren
Danke für die Info. Ich kann's kaum glauben, es wurde nun der Preis für meinen großen Espresso von zuletzt 6€ auf nun 6,90€ erhöht. Sorry, da stimmt wirklich was nicht mehr. Das sind 15% Aufschlag. Damit hinterfrage ich wirklich weitere Besuche.