Es war wieder mal soweit, in unserer gewohnten Runde hieß es kulinarisches Neuland zu entdecken. Ich freute mich sehr, dass die Wahl diesmal aufs Blue Mustard fiel, viel hatten wir schon darüber gehört, über die pompöse Einrichtung und die gute Küche. Höchst gespannt trafen wir pünktlich um 19:30...Mehr anzeigenEs war wieder mal soweit, in unserer gewohnten Runde hieß es kulinarisches Neuland zu entdecken. Ich freute mich sehr, dass die Wahl diesmal aufs Blue Mustard fiel, viel hatten wir schon darüber gehört, über die pompöse Einrichtung und die gute Küche. Höchst gespannt trafen wir pünktlich um 19:30 ein. Der erste Eintrag: In einer Art Foyer ein alter Wohnwagen und ei paar Stehtische (möglicherweise für die Raucher?), verstanden wir nicht ganz, möglicherweise aber aufgrund der Architektur nicht anders möglich. Dann ging es mal rein ins Restaurant. Was einem zuerst ins Auge fällt ist die große Bar mit der Nachbildung der Fenster des Stephansdoms, diese steh sehr zentral in der MItte des Raumes, davor der Barbereich, sodaß man für einen kurzen Moment versucht ist zu glauben, dass das Restaurant sich woanders befindet. So musste man halt durch den Barbereich in Richtung Bar, wo uns die Mäntel abgenommen wurde, hier entdeckten wir dann auch den Restaurantbereich (der sagen wir mal extrem dünn besetzt war, aber gut, es war Montag...): Einerseits hinter der Bar leicht erhöht, andererseits seitlich der Bar, wo auch unser reservierter Tisch war. Diese Tische waren in einer Art Käfig mit Stahlsäulen platziert, überall baumelten alte Glühbirnen mit dicken Glühdrähten. Schon ein sehr originaller Still, sehr hell, sehr schreiend, ist natürlich Geschmackssache, aber wir wussten ja schon vorher in etwa was uns erwartet. Der Rest des Lokals ebenso in warmes Orange getaucht über Ornamente überall. Ich kann mir nicht helfen, mich hat das Alles extrem an das Filmplaket vom Film "Der große Gatsby" aus 2013 erinnert. Aber wie gesagt: ein sicher eigenwilliger Stil, aber nicht unschick. Was allerdings unschick war, war die Tatsache, dass ich mit meinen 190cm Körpergröße ohne Bücken unseren Tisch kaum erreichen konnte und wir hatten noch einen Tisch direkt am Gang, uns war es ein Rätsel, wie man die Tische ganz hinten erreichen konnte, da musste man echt an 3-4 Tischen vorbei "wurschteln". Das hätte man evtl. besser lösen können.
Los ging es erstmal mit einem Apertitif (ich hatte einen Campari Soda, da kann man fast nichts falsch machen, schönes Verhältnis, eine Scheibe Zitrone, gut so), dazu gab es frisches Gebäck mit Salzbutter, danach ein Blick in die Karte: Es gibt 4-Gang Menüs, die sich thematisch auf eine Reise begeben: So gab es ein Menü Vienna - Budapest oder Sydney - Singapur, in denen die Gerichte sich an diese Regionen anpassten. Kein schlechter Ansatz wie ich fand, auch die Karten an sich sehr stimmig zum Konzept. Neben den 3 Themenmenüs gab es dann auch das Überraschungsmenü in 3,4,5 gängiger Ausführung. Wir entschieden uns für die Carte Blanche in 5 Gängen, diese kann allerdings nur für den gesamten Tisch serviert werden, dazu wurde auch eine Cocktailbegleitung angeboten: Nicht unspannender Ansatz, zumal ich glaube, dass man mit Cocktails ganz andere Akzente noch setzen kann zu den Gängen, "sicherheitshalber" entschieden wir uns dann aber doch für flaschenweise Wein.
Dann ging es auch schon los mit dem ersten Gang und das war auch schon unser erster Kritikpunkt: Kein Gruß aus der Küche? Bei einem Menüpreis für 5 Gänge von knapp € 90,00 könnte man das meiner Meinung nach durchaus erwarten. Das gleiche galt übrigens auch für den süßen Gruß danach, ebenso Fehlanzeige. Nun gut, jetzt aber zum ersten Gang: Seeberg Saibling aus dem Knappengraben - frischer Seesaibling zu einer Rolle geformt, gefüllt mit Seesaibling Mousse, dazu sehr schön knackiges Gemüse (Pilze, Kürbis), dazu eine Vinegrette. Ein sehr guter und leichter Start, die Säure von der Vinegrette vielleicht eine Spur zu dominant, trotzdem nach der Enttäuschung des fehlenden Gruß aus der Küche erstmal Widergutmachung.
Weiter ging es mit dem nächsten Gang: hummer & pork rib dashi - für uns der beste Gang des Abends: ein sehr geschmackvoller Pork Rib Sud, darin zwei Stück Hummer (die wirkten leider etwas zäh), gehobelte Steinpilze, ein Ravioli gefüllt mir Hummercreme sowie ein Weinblatt gefüllt mit Schweinsfaschiertem. Ein sehr, sehr geschmackvoller Gang, sehr intensiv aber gleichzeitig sehr schön abgestimmt, nicht eine Zutat mochte man missen, einfach großartig! Aber dabei schon das "Aha" Erlebnis: Diese Gänge kannten wir doch alle von den anderen Menü, "Ja", sagte man uns, "die Carte Blanche ist eine MIschung der anderen Menüs". Hmm, nicht das was ich mir persönlich unter einem "Überraschungsmenü" vorstelle, zumal damit auch der schöne Ansatz der kulinarischen Themenreise verloren geht, aber gut.
Weiter ging es mit black pudding & bretonischer wildfang - ein Stück gedämpfter Seesaibling (wenn ich die Dame richtig verstanden habe), dazu eine art geschichteter Strudel mit Blutwurst, dazu ein Lauchfond. Auch ein durchaus stimmiger und guter Gang! Ich als Nicht-Innerein-Esser (schade, Blutwurst esse ich halt doch gerne) bekam für den Strudel ein Erdäpfelpürree, hat dem Gerich dann glaub ich doch etwas an Pepp genommen.
Als Hauptgang ging es weiter mit Duck-Fusion - ein Gericht mit einem Stück Entenbrust (gut, aber nicht perfekt gebraten), einem Kürbiskuchen (für mich eine Spur zu trocken) und dazu eine Curry-Kokosmilch-Sauce (die war wirklich großartig sämig und lecker!). Begleitet wurde das Ganze von einem Stück Rotkraut, schön säuerlich mariniert und noch knackig. Ein guter Hauptgang, mehr aber auch nicht.
Das Dessert dürfte dann "K.U.K" gewesen sein: Ich kann es nicht besser beschreiben als eine Art große Schwedenbombe. Unten ein Bisquitte oder eine Waffel, darüber unterschiedliche Schichten Schokomousse, das Ganze mit Schokolade überzogen und als Höhepunkt ein flüssiger Kern aus Salzkaramell. Wow, was für ein Geschmackserlebnis, handwerklich auch wirklich schön gemacht, allerdings schon fast zuviel des Guten: Nach soviel Schokolade und Süße, ist einem schon fast schwindlig. Aber durchaus sehr lecker!
Jetzt ein Wort zum Service: Die Dame die für uns zuständig war, war überragend freundlich und professionell, so brachte sie meinem Mädl zweimal eine INgweressenz, weil sie leider unter einer kleinen Magenverstimmung litt. Sie hörte auch, dass wir untereinander über noch eine Flasche Wein sprachen und brachte unaufgefordert nach dem Austrinken der aktuellen Falsche die Karte, ebenso wurde bei den Speisen auf die Magenverstimmung Rücksicht genommen. Das gilt für das ganze Personal: Sehr bemüht, sehr professionell. Was mir halt nicht so gut gefallen hat war, dass unsere Dame gleichzeitig auch sagen wir mal sehr, sehr unterkühlt war. Nicht unfreundlich, aber halt auch nicht wirklich herzlich. Auch wurden wir nicht gefragt ob wir Kaffee oder Digestif wünschten und unter den jungen Kollegen passierten ein paar wuzi kleine Service-hoppalas. Aber in Summe sehr zufriedenstellender Service!
Unser Fazit: Das Ambiente ist sicherlich gewöhnungsbedürftig aber nicht unschick, das Service unterkühlt aber höchst professionell, die Gerichte konnten solide überzeugen, Hummer & Pork Rib Sashi war für mich ein echtes Highlight. Schade der fehlende Gruß aus der Küche und das Preis Leistungsverhältnis: Die Flaschenweine für mich eher im oberen Segment angesiedelt und € 88,00 für das 5-Gang Überraschungsmenü ist jetzt auch kein wirkliches Schnäppchen. Probieren sollte man es schon, ob wir so oft wiederkommen werden ist eher ungewiss.
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