am 23. Juli 2013 · Update 26. Jul 2013
SpeisenAmbienteServiceamarone1977 meets Otternase.
Dank des ausgezeichneten Berichts eines weiteren geschätzten Users, SarastroCulinario (--> lesen!!), konnten wir nicht umhin, den polnischen Abend hier im 15. Bezirk auszutragen.
Das Treffen war schon überfällig, nach einem vortrefflichen polnischen Abend samt...Mehr anzeigenamarone1977 meets Otternase.
Dank des ausgezeichneten Berichts eines weiteren geschätzten Users, SarastroCulinario (--> lesen!!), konnten wir nicht umhin, den polnischen Abend hier im 15. Bezirk auszutragen.
Das Treffen war schon überfällig, nach einem vortrefflichen polnischen Abend samt vier Seidln Bier kann man sagen: es hat sich ausgezahlt.
Einziger Wermutstropfen: der ebenfalls eingeplante, geschätzte User schlitzaugeseiwachsam ist gerade nicht im 15. Bezirk unterwegs, er ist in einem anderen Bezirk, geschätzte 8000km weit entfernt, verhindert.
Der international-kulinarische Dreierziegel muss also anderswo stattfinden – aber er wird!
Das oder die „Bacówka" [batsuhfka] befindet sich unweit der U3-Station Johnstraße, Nähe Meiselmarkt.
Reservierung am Vortag kein Problem, die sympathisch-urige Stimme ist mehr als einladend:
„Ja komm her morgen um 7, ist kein Problem!“
Na das ist mal eine Ansage. Als wir tags darauf das Lokal betreten, sind wir vorerst mal die einzigen Gäste.
Frau Chefin, eine adrette Erscheinung, begrüßt uns freundlich, der Sohn (?) zeigt eher wortkarg auf einen der Tische in der Ecke.
Das Lokal (wortwörtliche Bedeutung: „Schäferhütte“!) ist über und über voll ausgestattet mit hellem Holz, die Sitzbank mit der aus einem einfachen, grob bearbeiteten Holzbrett erschwert den Zugang zur Sitzecke.
Der blitzsaubere Tisch ohne Sets, der Serviettenständer mit kleinen vertikal eingeschlichteten Papierservietten (wenn man an einer zieht, kommen alle raus) - und die klassische Niespulver-Menage (Copyright: Otternase).
Die Atmosphäre erinnert an eine polnische Schihütte – und fast kommt uns anhand des sonst (noch) verwaisten Lokals der Gedanke, wir wären zu spät zur polnischen Hüttengaudi gekommen.
Herr Chef betritt die Bühne, das Hemd ob der Temperaturen mit fast schon gewagtem „Dekolleté“ und präsenter wie einladender Stimme: das also war der Herr am Telefon, kein Zweifel.
Kleine Enttäuschung gleich zu Beginn: Bigos gibt es hier nicht. Überhaupt nicht. Der deftige Eintopf mit Kraut und Fleisch ist laut Chef nicht typisch für die Küche der „Berge“, wie er sagt. Wenn ich das richtig verstanden habe, kommen sie aus der Gegend Zakopane, sogleich werden wir also erfahren, was Kamil Stoch und Adam Małysz nach zehn erfolgreichen Trainingssprüngen so zu essen bekommen.
Und das wäre: Eine Krautsuppe mit Kartoffeln und geselchtem Ripperl - ich glaub, sie hieß Kwasnica.
Was soll ich sagen: hätte ich eine polnische Schwiegermutter, und dürfte ich mir wünschen, was sie mir beim Besuch bei ihr zuhause kochen soll, dann das!
Fast ein Hauptgericht, Säure vom Kraut, dazu butterweiche Würferln vom Selchfleisch, ebenso die guten Kartoffeln.
Sein Hauptgang: Otternase wählt die Pierogi, Teigtaschen. Schmeckt, der Vergleich mit unseren Kärntner Fleischnudeln ist allerdings nicht unberechtigt.
Ob die Teigtaschen wiederum die Kärntner, die Polen, die Russen, oder doch die Tibeter erfunden haben, bleibt aber vorerst ungeklärt.
Mein Hauptgang: Krautrouladen, mit schön suppig-fruchtiger Tomatensauce (eine andere Sauce steht auch noch zur Wahl, die ist mir jetzt gerade entfallen).
Was soll ich sagen: hätte ich eine polnische Schwiegermutter, und dürfte ich mir wünschen, was sie mir beim Besuch bei ihr zuhause nach der Kwasnica noch servieren soll, dann das!
Dabei würden sich Mutter und Schwiegermutter bestens verstehen, erinnert mich diese Krautroulade doch irgendwie an jene, die meine Mutter auch immer gemacht hatte. Dies wiederum dürfte auf die Tradition meiner Großmutter zurückgehen, die durch ihre ostdeutschen Wurzeln wohl nicht ganz zufällig mit ähnlichen Rezepten jonglierte.
Duftige Würze der Reis-Fleisch-Fülle, schön zartes Kraut und die fruchtige Sauce. Smacznego!
Während unseres Essens davor, währenddessen und danach ausreichend und in süffiger Qualität vorhanden: Żywiec. Feiner Antrunk, viel wichtiger aber: feiner Austrunk! Na zdrowie!
Kleine Kritik: der sympathische Hausherr war wohl auch wegen des an jenem Abend spärlichen Besuchs mehr mit dem Großbildschirm beschäftigt als mit uns (Tipp: man kann hier soviel ich weiß auch Fußballspiele anschauen).
Gehört auch dazu: je nach Saison und Innentemperatur wird sein Holzfällerhemd zum „Volldekolleté“, aber gut – der Herr ist ja auch hier zuhause und ich werte das als authentisch ;-)
Empfehlung? Absolut – Bigos gibt’s zwar hier nicht, aber vor allem die Krautrouladen waren ein wunderbarer Magenfüller, die Riesentrümmer waren nicht wegzubringen. Nur nicht täuschen lassen, die Speisen sehen weit besser aus als auf den nicht professionell gemachten Fotos in der Speisekarte.
Sollte also z.B. mal Rapid Wien gegen Legia Warschau im Europacup spielen (oder wenigstens der BVB mit seinen polnischen Legionären), dann werde ich mich rechtzeitig um eine Reservierung bemühen. Essen, trinken, Fußball schauen - hat hier sicher eine andere Qualität.
Otternase, bist‘ dabei?
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