Ein wirklich unvergesslicher Abend geht zur Neige und für Spaß und Genuss verantwortlich zeichnet „Alexander - das Restaurant“. Die Wirkungsstätte des zweifachen „junge wilde“-Finalisten Peter Zinter findet man am Marktplatz in Perchtholdsdorf nahe Wien. Im weinbelaubten Innenhof hält man einen T...Mehr anzeigenEin wirklich unvergesslicher Abend geht zur Neige und für Spaß und Genuss verantwortlich zeichnet „Alexander - das Restaurant“. Die Wirkungsstätte des zweifachen „junge wilde“-Finalisten Peter Zinter findet man am Marktplatz in Perchtholdsdorf nahe Wien. Im weinbelaubten Innenhof hält man einen Tisch für uns bereit und ich freue mich auf ein kulinarisches Sommergewitter an diesem lauen Maiabend.
Von den „Strapazen“ eines Nachmittages am Wiener Naschmarkt gezeichnet, beginnen wir unser Menü untypisch mit einem Kaffee um die Lebensgeister zu reanimieren. Diese Atempause gibt uns Zeit, das Ambiente des liebevollen Gastgartens im Innenhof des Restaurants Alexander zu erfassen und die Stimmung zu inhalieren. Schnell fällt die Anspannung des Großstadtrummels von uns ab und wir fügen uns in diese heimelige Gemütlichkeit mit mediterranem Charakter.
Nur wenige weitere Tische sind besetzt. Die Gäste erfreuen sich an ein paar Gläsern Wein und fröhlichen Unterhaltungen. „Das ist wohl der letzte ruhige Samstag in diesem Jahr“, lässt man uns wissen. „Danach geht’s los – eine Hochzeit nach der anderen … dazu kommen Caterings für ORF Produktionen usw.“. Aus diesem Grund hat sich der Küchenchef heute auch einen freien Abend gegönnt. Eigentlich kein gutes Zeichen, aber der „Espuma of the Year 2009“-Gewinner ließ es sich nicht nehmen, zumindest die Menüzusammenstellung und Vorbereitung für unser kleines Dinner selbst zu übernehmen.
Noch während des Kaffees wird uns zum Brot eine üppige Portion Bärlauchaufstrich serviert. Allein der Anblick des kultigen Einmachglases veranlasst mich dazu den Türkentrank schnellstmöglich hinunterzukippen. Eine gute Entscheidung, denn ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen derart köstlichen Aufstrich serviert bekam. Ich vermute hier fanden auch etwas Basilikum und andere Kräuter ihren Weg in die Mischung. Die Tatsache, dass es sich hierbei um den ersten Aufstrich handelt, der im Doppelboch nicht nur Erwähnung findet, sondern einen ganzen Absatz bekommt, spricht für sich. Einfach lecker!
Als Vorspeise begeistert uns die Küche mit einem Schafsjoghurtgupf mit Chilimarmelade, einem in Speck gewickelten, angebratenen Fetakäsestück und eingelegten Zwetschken als fruchtigen Kontrast. Nach ein paar Kombinationsexperimenten offenbaren sich Parallelen zu einem gewissen Molkereiprodukt namens „FruFru“. Ein Vergleich, der für Stimmung bei Tisch und eine beeindruckende Geschmacksexplosion am Gaumen sorgt.
Eine wirklich sensationelle scharfe Fischsuppe folgt und wandelt meine anfängliche Neugier und Vorfreude in Begeisterung. Ich finde Muscheln, Garnelen und Fischfilets in dem asiatisch anmutenden Aromensud mit deutlichen Spuren von Ingwer und etwas Koriander (bei letzterem kann ich mich aber durchaus irren). Eines möchte ich bei diesem Gericht klarstellen: „scharf“ bedeutet hier nicht ein zartes Kribbeln am Gaumen – diese Suppe hat wirklich Brusthaare! Leider konnten mit dieser Capsaicingranate nicht alle meiner Begleiter umgehen und ich erhalte somit die Chance eine Lektion meines Großvaters in die Tat umzusetzen. Frisch nach dem Motto „Lieber den Magen verrenken, als dem Wirt was schenken“ mache ich mich gierig über die Reste her. Peter Zinters Fischsuppe ist eben nichts für kleine Mädchen Seitenhieb angekommen, Snuff?
Der nächste Gang – Thunfischfilet in Sesamkruste an Wasabicreme und Soyasauce mit Ruccola-Tomaten-Salat – kann das Level leider nicht halten. Schnell habe ich genug vom leider zu trocken geratenen Fisch. Wieso wurde der eigentlich durchgegart? Mehr abgewinnen konnte ich da schon unserem Hauptgericht, dem leider nicht mehr ganz so rosa gebratenen Maibock mit Kräuter-Limonensaitlingen. Das kleine Manko bei der Garzeit und Mangel von Salz schiebe ich mal auf die Abwesenheit des Küchenchefs und würze schamlos nach. Ansonsten aber ein wirklich gelungenes Gericht.
Ein Nachtisch in zwei Gängen spaltet die Meinung unserer munteren Runde: Das Gin-Fiz Gelé mit Knisterpulver finden die Herren, die zu Silvester mit dem Molekular-Cocktail-Set spielen durften, aufregend und interessant. „Der kann das besser als wir“, meint Snuff und ich muss unsere Niederlage ebenfalls eingestehen. Die Damen favorisieren hingegen den zweiten Nachtisch: Vanilleeis auf Browniebröseln mit marinierten Erdbeeren.
Zu Grappa und Kaffee gibt’s dann noch eine Exklusivführung durch das Alexander. Ein wirklich liebenswertes Lokal, modern eingerichtet aber bei Gott nicht steril oder gar spießig. Eine weitere Terrasse mit eigener Schank und ein großräumiger Veranstaltungsraum erlauben auch Feiern anderer Dimension als ein Abendessen zu viert. Saalmiete verlangt man hier übrigens nicht.
Zum Abschluss nehmen wir uns noch die Zeit mit unserem Kellner einen Drink an der Bar zu genießen. Wenn man schon vom ersten Moment an wie ein Stammgast behandelt wird, verfällt man schnell in dieses Muster. Bevor wir gehen, meldet sich sogar Küchenchef Zinter noch telefonisch und fragt, ob es uns wohl auch geschmeckt hat. Ein klares „JA“ an dieser Stelle!
Anmerkung: Das war zugegeben kein Exklusivbericht. Habe ich bereits auf doppelbock.at veröffentlicht.
Hilfreich3Gefällt mirKommentieren