Die 10er Marie ist der älteste Heurige in Wien - die Buschenschank in Alt-Ottakring wurde bereits 1740 urkundlich erwähnt.
Vor einigen Tagen hatten wir wieder einmal spontan Lust und Laune auf einen gemütlichen Abend mit einigen "Gspritzten" und einem kleinen Imbiss. Also nachmittags rasch zum...Mehr anzeigenDie 10er Marie ist der älteste Heurige in Wien - die Buschenschank in Alt-Ottakring wurde bereits 1740 urkundlich erwähnt.
Vor einigen Tagen hatten wir wieder einmal spontan Lust und Laune auf einen gemütlichen Abend mit einigen "Gspritzten" und einem kleinen Imbiss. Also nachmittags rasch zum Telefon gegriffen, bei der "10er Marie" angerufen und einen "Tisch für Zwei" für denselben Abend reserviert.
Mit Öffis bestens erreichbar: etwa 2-5 Gehminuten entfernt die Linien 10, 44, 46 und die Endstation U3. Das Auto kann zu Hause bleiben - die Parkplätze hier sind ohnehin sehr rar.
Die Schaltzentrale für neu eintreffende Gäste und für alle Servicebelange ist der junge Herr (vielleicht ist es auch ein andermal eine Dame) bei der Weinausschank. Wir wurden freundlich begrüßt, unsere Reservierung war sofort im Computer gefunden und uns wurde im selben Raum (Schankraum?) ein kleiner Tisch ideal für 2 bis maximal 4 Personen angeboten.
In diesem Schankraum sind hauptsächlich kleinere Tische für 2-4 Personen bzw. manche auch für bis zu 6 Personen. Das finde ich sehr angenehm - seit Corona habe ich gerne auch zu zweit meinen Tisch alleine und möchte nicht zu einer großen Runde dazugesetzt werden.
Zitat von früher bei manchen Heurigen: "Für Zwei reservieren wir nicht, aber wir finden sicher ein Platzerl zum Dazusetzen".
Für größere Gruppen gibt es natürlich noch weitere Räumlichkeiten: Keller, Presse, Scheune, Winzerstube, Stüberl und G’wölb und im Sommer der Garten/Hof - laut Homepage für Gruppen von 20 -200 Personen.
Obwohl der Heurige doch recht groß ist, durch die Aufteilung in die vielen Räumlichkeiten ist es überall gemütlich und man fühlt sich wohl. Trotzdem Größe funktioniert der Service perfekt: sehr freundlich und super schnell beim Aufnehmen der Bestellungen, Lieferung der Getränke/Speisen, Abservieren, Fragen nach weiteren Wünschen bis hin zum Bezahlen.
Alles Top organisiert.
Rasch haben wir unsere Getränke - einen halben Liter Weißwein und ein halber Liter Soda - zu Selbermischen der Gspritzten bestellt und bekommen. Es gibt eine große Auswahl an Weiß- und Rotweinen aus dem Familienweingut Fuhrgassl-Huber (ein Achterl zwischen 2,30 und 4,90 Euro).
Bei den Speisen gibt es zwei Möglichkeiten: aus der Speisekarte bestellen oder vom typischen Heurigenbuffet selbst holen.
Das Heurigenbuffet bietet umfangreiche warme Speisen (Grillhenderl, Kümmelbraten, Schnitzel, Fleischlaberl, Blunze, etc.) und kalte Speisen (Wurst, Käse, Aufstriche, etc.), Salate und Süßes. Obwohl laufend nachgeliefert wird, hängt das aktuelle Angebot davon ab, wieviel von den anderen Gästen schon weggekauft wurde.
Wir haben aus der Speisekarte ein gemeinsames halbes Backhenderl (14,50 Euro) bestellt und die Salate dazu selbst vom Buffet geholt, weil wir hier die Salatauswahl selbst bestimmen konnten.
Übrigens: das Backhenderl war ganz hervorragend, saftig und mit einer richtig knusprigen Panier, so wie wir es lieben.
Resümee: Ein sehr gelungener Abend. Da wir in der Nähe wohnen, werden wir bald wieder vorbeikommen.
OK, doch noch ein kleiner Verbesserungsvorschlag:
Die Toiletten sind zwar meist sauber, aber schon sehr in die Jahre gekommen. Auch in Hinblick auf die vielen internationalen Gäste und den guten Ruf des Lokals könnten sie eine Runderneuerung vertragen.
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PS: Nur für interessierte Hobby-Historiker hier ein kurzer Ausflug in die Geschichte der 10er Marie.
Die 10er Marie ist der älteste Heurige in Wien - die Buschenschank in Alt-Ottakring wurde bereits 1740 urkundlich erwähnt.
Als 1740 die Buschenschank in Alt-Ottakring Nr.10, damals noch Vorstadt, noch der Familie Haimböck gehörte, war sie schon ein sehr bekanntes und gern besuchtes Lokal. Und das nicht nur wegen der hervorragenden Weine und der Atmosphäre, sondern auch der wunderschönen Tochter der Haimböcks, Maria, wegen. So erhielt der Heurigen schon in jener Zeit seinen Namen: „10er Marie“.
Um 1870 übernahmen die Urgroßeltern Käthe Musils den Heurigen. Die Haimböcks behielten den Nebenheurigen.
Seit 1939 bewirtschaftete Käthe Musil den Heurigen, der ein In-Treff für einheimische und internationale Promis aus Politik, Kultur und Wirtschaft wurde.
Bis zum Jahr 1986 - da entschied Käthe Musil schweren Herzens, das anstrengende Wirtinnenleben aufzugebenda. Die 10er Marie wurde geschlossen.
Der Betrieb im Nebenheurigen Haimböck lief vorerst ungestört weiter. Bis zum Versuch, aus beiden Lokalen - 10er Marie und Heuriger Haimböck - eine Kombination aus Heuriger mit Gasthausbrauerei zu machen.
Das gesamte aufwendige Projekt ging schief und schlitterte letztendlich in den Konkurs.
Einige Zeit danach wurde die 10er Marie inklusive Nebenheuriger Haimböck von der Neustifter Heurigendynastie Fuhrgassl-Huber aus der Konkursmasse übernommen und das unter Denkmalschutz stehende Haus stilvoll renoviert. Im Jahr 1993 wurde dann hier die "neue 10er Marie" von Gerti Huber eröffnet.
Die Informationen stammen aus verschiedenen Quellen im Internet: 10er Marie Homepage, Wien Geschichte Wiki, Zeitschrift Wiener Volksliedwerk Bockkeller Jänner 2006, etc.
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Eine interessante und lesenswerte Bewertung! Leider hat die Qualität - besonders im Service hinter der "Essensausgabe" sehr nachgelassen! Auch die Qualität der Speisen war - subjektiv betrachtet - schon einmal besser (ich bin bis gestern gerne in diesen Traditionsbetrieb gegangen!) Ich denke, jeder Gast sollte seine eigene Erfahrung machen!