Bekannte haben uns das erst vor relativ kurzer Zeit neu eröffnete Gasthaus "Zum Rebstock" in Leibnitz, Bahnhofstraße 15, empfohlen, weil man hier gut bzw gutbürgerlich essen könne. Das Lokal befindet sich von außen etwas unscheinbar in einem länglichen einstöckigen Gebäude. Wäre da nicht vor dem ...Mehr anzeigenBekannte haben uns das erst vor relativ kurzer Zeit neu eröffnete Gasthaus "Zum Rebstock" in Leibnitz, Bahnhofstraße 15, empfohlen, weil man hier gut bzw gutbürgerlich essen könne. Das Lokal befindet sich von außen etwas unscheinbar in einem länglichen einstöckigen Gebäude. Wäre da nicht vor dem Haus ein auf einer Stange montiertes kleines Schild mit der Aufschrift "Restaurant Zum Rebstock", würde man nicht vermuten, dass sich in diesem Haus ein Gastlokal befindet. Direkt vor dem Gebäude gibt es einen kleinen Gastgarten, den man aber von der Straße wegen der davor befindlichen Hecke auch nicht gleich sehen kann. Mit etws mehr optischer "Auffälligkeit" würde man wohl mehr Laufkundschaft ansprechen.
Die Einrichtung erscheint für ein Gasthaus oder Restaurant etwas ungewöhnlich. Gleich nach dem Eingang befindet sich auf der linken Seite eine große lange Bar. Auf der rechten Seite vor den Fenstern eine lang gezogene Bank, davor einige Tische und Sessel. Die Bar geht vorne nach links ums Eck und führt in einen weiteren ca quadratischen Gastraum mit ca 5 Tischen, die sich um eine auf 3 Seiten umlaufende Bank gruppieren. Die Bänke sind durchgehend mit Leder oder mit leder-ähnlichem Material gepolstert, die Rückenteile abgesteppt. Die dunklen Sessel im Thonet-Stil dunkelrot gepolstert. Die Tische mit 2 Tischtüchern rosa passend zur Farbe des Fliesenbodens gedeckt. Das ganze Interieur macht einen gemütlichen aber leicht kitschigen Eindruck. Dann habe ich plötzlich ein deja-vu, die Einrichtung kenne ich doch, vor etwa 10 Jahren habe ich hier mit einer kleinen Runde gute Cocktails getrunken. Bei der Chefin nachgefragt bestätigt mir diese, dass das Lokal einmal eine Cocktail-Bar war und zwar das "London Inn". In den letzten Jahren 2-3 Jahren hätten es schon 2 Pächter mit einem Gasthaus versucht, seien aber mehr oder weniger gescheitert. Sie würden es nun mit einem neuen Konzept mit primär steirischer und teilweise auch österreichischer und internationaler Küche und einem sehr guten Weinangebot versuchen, daher auch der Name "Zum Rebstock".
Die Speisekarte bietet einen interessanten und ausgewogenen Bogen von bekannter Hausmannskost bis zu diversen Schmankerln und Spezialitäten. So gibt es als Vorspeisen ein Sulzerl vom Spanferkel oder Rauke (Ruccola) mit Hendlstreifen in Asmonte (Piccata vom Hendl). An Suppen werden eine Rindsuppe mit Frittaten, eine Knoblauchcremesuppe aber auch eine Toskanische Fischsuppe angeboten. An Hauptgerichten gibt es zB Schweinefiletspitzen in Pfefferrahm, Steirisches Wurzelfleisch, Steirische Hendlbrust in Kürbiskern oder einen Rostbraten nach "Almbauer Art" u.a. Auf der Tageskarte gibt es auch ein Rumpsteak mit Eierschwammerlsauce und Schupfnudeln (€ 19,50). Es gibt aber bodenständig auch ein "normales" Wiener Schnitzel oder ein Cordon Bleu, beides mit Buttererdäpfel und Preiselbeeren. Wer fleischlose Kost bevorzugt, kann zwischen gebackenen Käse-Spinattascherln mit Salatteller oder Schwammerlnudeln mt Blattsalaten wählen. An Süßspeisen werden zB Mohnnudeln, Kaiserschmarrn oder Marillenpalatschinken angeboten.
Mich gelüstet nach der Knoblauchcremesuppe (€3,80) und dem Steirischen Wurzelfleisch (€ 9,90). Critica wählt zur Vorspeise einen gemischten Salat (€ 3,90) und dann das Rebstockschnitzel (€ 11,80). Die Bedienung durch die Chefin erfolgt freundlich und zuvorkommend, sie beantwortet auch geren alle Fragen und scheint sich über das Interesse der Gäste zu freuen. Die Wartezeit auf die Speisen hält sich im üblichen und erwarteten Rahmen.
Die Knoblauchsuppe wird sehr heiß serviert. Die Konsistenz ist in Ordnung, geschmacklich ist die Suppe Durchschnitt. Die kleinen Semmelstücke auf der Suppe sind leider batzweich.
Dafür ist das Steirische Wurzelfleisch ein Highlight. Gekochtes vom Schwein im Gemüsesud, serviert in einer schwarzen Pfanne mit reichlich Wurzelwerk, Erdäpfeln und Kren. Das Fleisch ganz zart und in Verbindung mit dem Wurzelwerk und dem Kren ein wahrer Genuss. Die leicht speckigen Erdäpfel runden das Geschmackserlebnis sehr schön ab. Auch der Gemüdesud schmeckt sehr gut und wird von mir zur Gänze ausgelöffelt.
Der gemischte Salat besteht aus verschiedenen in Streifen geschnittenen Blattsalaten mit Ruccola, Mais und Krautsalat. Der Salat macht einen frischen Eindruck, die Marinade (mit Kernöl) aber etwas dünn.
Critica ist mit ihrem Rebstockschnitzel (mit Schwammerln und Rahmnudeln) "nur" zufrieden. Ich habe nur die Rahmnudeln gekostet, die waren hervorragend. Optisch hat mich an Critica's Teller gestört, dass alles irgendwie "auf einem Haufen" war. Es wäre zumindest "schöner" gewesen, wenn die kleinen Schnitzerl, die Schwammerl und die Rahmnudeln nicht auf- sondern nebeneinander angerichtet worden wären. Man isst ja auch mit dem Auge.
Zur Bewertung der Speisen möchte ich festhalten, dass die Speisen im Schnitt mit 3 zu bewerten gewesen wären, da aber das Steirische Wurzelfleisch wirklich sehr gut war, scheint mir die Note 4 knapp aber doch gerechtfertigt. Der Koch kann's.
Zum Ambiente wäre noch festzuhalten, dass sich das Lokal zB für eine Geburtstags- oder Firmenfeier sehr gut eignen würde. Die Raumaufteilung und Einrichtung war natürlich für eine Cocktailbar geplant, sie ist auch leicht kitschig, aber durchaus gemütlich.
Fazit: Ein neues Gasthaus/Restaurant mit guter und ambitionierter Küche mit noch etwas Luft nach oben. Die Speisen sollten optisch etwas ansprechender serviert werden. Alles in allem ein positiver Lichtblick für die Leibnitzer Gastronomie.
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"Ein wenig wirkt das Lokal wie ein hochklassiges englisches Pub": Das Lokal war früher tatsächlich ein Pub (bzw eine Cocktail-Bar), nämlich das "London Inn". Die Einrichtung ist geblieben (siehe meine Bewertung).