Abseits vom Uni-Getummel. Nur ein paar Stationen mit einer der zahlreichen Bim-Nummern vom Schottentor. Den Tag dort gemütlich ausklingen lassen ist eher unpassend. Das Lokalkonzept (Selbstbedienung) ist ideal für ein zügiges aber entspanntes Mittagessen. Da lässt sich's nach der Mittags-Rush-Hou...Mehr anzeigenAbseits vom Uni-Getummel. Nur ein paar Stationen mit einer der zahlreichen Bim-Nummern vom Schottentor. Den Tag dort gemütlich ausklingen lassen ist eher unpassend. Das Lokalkonzept (Selbstbedienung) ist ideal für ein zügiges aber entspanntes Mittagessen. Da lässt sich's nach der Mittags-Rush-Hour wirklich entspannt und ruhig essen. Aber vor allem eigentlich konstant gut. Nicht nur geschmacklich, auch ernährungsphysiologisch ideal. Gute Zutatenqualität. Man wird satt, wenn man die richtige Bestellung aufgibt und bleibt trotzdem fit. Auch im Kopf. Keine Chemie in den Saucen - die werden alle selbst gemacht. Sogar die Sojasauce wurde dort selbst angesetzt. Das konnte man auch schmecken. Kein Zweifel im Wintersemester 2012/2013. Die Studierende hat den Golfprofessor dahin entführt und somit als beglaubigten Zeugen. Auch der war überzeugt.
Leicht sirupartige Konsistenz, rund und dezent süßlich und erstaunlich aber rauchig im Geschmack. Einfach die beste Sojasauce, in die wir bisher getunkt, gerührt und gelöffelt haben.
Ganz komplex im Geschmack waren da auch alle anderen Saucen, die zur Auswahl standen, um dem Hot Pot oder seinem Wok-Gericht eine ordentliche Geschmacksbombe zu geben. Nudeln wurden auch selbst gemacht, Gemüseeinlage wirklich schön frisch und knackig. Aus dem puren Tofu wird durch vorheriges separiertes Anbraten - ja oder sogar frittieren - auch noch das beste rausgeholt. Trotzdem behält er seinen asketischen Geschmack und wird nicht übertüncht. Ja, auch Tofu hat einen nussig leichten Eigengeschmack und wenn der Sojakäse gut produziert wurde, dann schmeckt der auch ohne Klimbim - in der dezent milden Miso-Suppe. Die Ex-Vollzeit-Vegetarierin weiß das zu schätzen. Immer noch, trotz gelegentlichem Fleischkonsum. (Wir beide haben die Fleischeslust aber halbwegs unter Kontrolle.)
Von der Uni zwangsversetzt und freiwillig den Job gewechselt - ist ein Mittagessen auf der Durchreise seither auch nicht mehr möglich und die Guthaben-Karte in der Lade versunken. Jetzt aber die Gelegenheit: für den Einkaufsstreifzug durch die Innenstadt wieder geborgen. €32,20 waren noch drauf.
Nur leider ist jetzt im Xo nicht mehr ganz alles so wie es war. Die Miso-Suppenvariante gibt's nicht mehr und auch die Sojasauce ist verdächtigt, ein mäßiges Massenprodukt zu sein. Das wussten wir bei unserem Ansturm auf einen der Hochtische noch nicht. Wir waren blind vor Hungersnot und haben einfach drauf los bestellt wie gewohnt. Ungewohnt klein und ungepflegt war die Speisenkarte und der fehlende Haken am Tisch für Rucksack oder heute eben Handtasche. Aber gut, solang' alles andere noch stimmig ist, ist es auch in Ordnung. Wir haben im Voraus bezahlt, also wollen wir auch eine möglichst gute Verköstigungsleistung dafür.
Bestellt wird bei der höflichen jungen Dame bei der Kasse und von dort nimmt die Speisenbeschaffungsbeauftragte auch gleich die Getränke mit. Einmal eine "All I need"-Limonade (0,3 Glasflasche € 2,90) für's weiße Westerl und die dunkle Seite der Macht kriegt das böse: Cola Light (0,5 Plastikflasche € 3,40). Die Scheinheilige kann sich immer noch nicht merken, dass ihr Golfologe das Böse direkt aus der Flasche trinkt. Sie trinkt's nämlich nie in der Öffentlichkeit und zu Haus' immer nur inkognito aus dem Glas.
"All I need" im Erstversuch: erstaunlich gutes Getränk. Ähnlich dem Kombucha aber ohne Germ-Geschmack und viel weniger süß. Ihr hat's geschmeckt und sich geärgert, dass sie nicht alle angebotenen Kostproben bislang eingesackt hat. Egal, es geht um's Essen.
Der Fleischeslustige verliert die Kontrolle. Und er will: Den Hot Pot mit Rind, Udon-Nudeln dazu Gemüse und das alles auch noch "hot & spicy" (€ 7,20). Die Puristin braucht was bissfesteres aus dem Wok und will eigentlich fleischlos bleiben: Udon Nudeln mit Gemüse und Tofu in "Bangkok" Sauce. (€ 6,90) Da fällt uns ein, dass die Schüsseln dort müsli-schüssel-groß sind. Vielleicht noch eine Vorspeise? Nein, Suppe kriegt der Fleischtiger schon, die Tofufreundin will keine Hühnersuppe ohne Einlage in Vorspeisengröße. Salat bei gefühlten windigen 14 Grad Außentemparatur ist auch nicht passend. Es gibt aber Gyoza. Ui, mit Schweinefleisch. Blöd, aber da die sich auf der Website immer sehr gerühmt haben, mit ihrer Qualität der Rohzutaten - regional und wenn großteils sogar in Bioqualität, ist doch nichts dagegen zu sagen. Also 2x 6 Stück Gyoza mit Bärlauch-Schweinefleischfüllung (€ 10,90).
Nein, es wird sich nicht strikt an eine Kochkultur gehalten. Es gibt dort asiatisches Essen. Und wenn's an unseren Geschmack angepasst ist, umso besser! Dann schmeckt's uns halt. Ist ja angepasst. Die junge Dame an der Kassa war so freundlich und ist noch extra in die offene Schauküche gelaufen, um die Gyoza zuerst zubereiten zu lassen. Weil die sollen ja unsere Vorspeise sein. Wir wollen auch alles warm und hintereinander essen. So ist das mit uns Europäern. Für gewünschte Abwechslung ist heut eh kein Platz: alles gleichzeitig kriegen wir auf den Bistro-Hochtischen sowieso nicht unter.
Die Gyoza sind abholbereit kann die Sehstarke am Flachbildschirm oben ablesen. Schön sieht das aus. Die Stücke liegen weich gedämpft und leicht knusprig angebraten auf einem Salatbett mit einem außergewöhnlich gutem Erdnussdressing. Den Teigtaschen sieht man an, dass sie handgemacht sind und die Fülle besteht zum Großteil aus Bärlauch, das Schweinefleisch ist wirklich sehr zaghaft dosiert - zum Glück für uns. Wir mögen Schweinefleisch eh nur selten gern, das muss schon wirklich top Qualität haben und das ist dort mittlerweile fraglich. Weil auf der Website kann man bezüglich hoher Zutatenqualität wirklich NICHTS mehr finden. Auch nicht über selbstgemachten Nudelteig oder ähnliches - obwohl der Teig dieser Gyoza wirklich toll war. Hauchdünn, angenehm - so schafft man 6 Stück ganz locker. Genau richtig als Vorspeise. Den vielen Bärlauch im Inneren mögen wir gern, es hätt' eine Spur würziger sein können. Dazu gab's aber eine Sauce auf Essigbasis, ziemlich scharf und zum Teil war da frischer Ingwer, der da drinnen geschwommen ist, dran schuld. Schwarze Sesamkörner oben drüber - für uns fast perfekt.
Nach dem guten Einstieg dürfen wir unsere Nudelschüsserln abholen. In Erinnerung an die gute Sojasauce füllen wir gleich zwei kleine Schalen damit voll und merken: hoppla, da stimmt was nicht. Ungewohnt dünnflüssig diese Sauce. Hm, naja egal: Chiliflockensesamöl rein und geht schon. Ja, schon aber so(oo) gut ist es nicht mehr. Wir tragen's mit Fassung zu unserem Tisch - auch die Schüsserln. Heiß, alles sehr heiß und fast alles frisch auf die Minute zubereitet. Nur der Tofu ist schon vorbereitet in einem großen Plastikcontainer zu sehen, das war im vorvergangenen Winter nicht so.
Schade, das merkt man jetzt schon an der Konsistenz. Er ist zwar schon für sich allein angebraten worden, aber naja eben nicht leicht knusprig an den Kanten. Nur weich labbrig. Dafür ist da knackiger Pak Choi und ebenso die Karotten. Weich angeschmurgelter Chinakohl. Die dicken Udonnudeln, so wie sie sein sollen: ohne biss, keine Spur von al dente. Gut so. Mit der cremigen Curry-Sauce im Bangkok-Stil bis auf die gelbe Farbe wurde alles eingehalten, was die Speisenkarte versprochen hat: gelbe (rot laut Speisenkarte) aromatisch-würzige Currysauce mit Limettenblättern, Koriander, Minze und Zitronengras. Wagemutig: die Sojasauce mit Chili drüber gekippt und voila - es hat dann noch besser und ordentlich herzhaft würzig scharf aber leider nicht mehr süß-rauchig geschmeckt. Trotzdem: Alles schön patzig zum Reinlöffeln. Ein wärmendes Wohlfühl-Schüsserl. Mit den Stäbchen mussten wir aufgeben. Alles schaffen wir mit Stäbchen - nur keine langen Nudeln. Wir haben dann die italienische Technik angewandt. Und wir konnten alles aufessen und die guten Saucenreste bzw. den Hot Pot auslöffeln.
Auch ein angehender Golfprofi kann den Hot Pot nur mit Löffel bewältigen und auch die Gabel braucht er für seine langen dicken Nudeln. Die tiefen Aromen der Suppe lassen alles andere komplex schmecken. Gut würzig, auch hier wie auf der Speisenkarte versprochen: aromatisch aus frischen und getrockneten Chilischoten mit Sambal und Sesamöl. Farblich gibt's keine Beschwerden, weil die Farbe wurde in der Speisenkarte nicht explizit zugesagt. Die Rindfleischstückchen auch eher vereinzelt, aber die Proteineinlage (ob vegetarisch oder vom Tier) war immer schon sehr sparsam. Geschmack ist viel besser als anderswo, aber Fleisch gibt's anderswo mehr im Schüsserl. Aber das kennen wir im Xo. Wie gewohnt. Das geht in Ordnung, wenn zu dem Preis tatsächlich gutes dafür wenig Fleisch serviert wird. Jetzt ist uns beiden sehr warm.
Nicht alles wie erwartet und gewohnt. Eigentlich eher leicht abgesunken - das Qualitätsniveau. Auch auf der Website rühmt sich das Xo nicht mehr selbst mit den hausgemachten Saucen, Nudelteigvarianten, Bioqualität und Verzicht auf Geschmacksverstärker.
Ungewöhnlich, denn eine richtig markante Verschlechterung ist nur an den Kleinigkeiten (Soja-Sauce, Tofu) offensichtlich und schmeckbar. Aber es wurde schon (damals nach dem Umzug vom Hohen Markt)eingespart und jetzt auch in den Ring-Galerien wird weiter geknausert. Nur an Komponenten, die schwer zu erschmecken sind und fraglich bleiben (Bio, Geschmacksverstärker in Fertigsaucen, Convenience-Nudelteig).
Wir Europäer tun uns da schwer aber wir werden die Infolücke füllen und nachfragen. Noch sind wir trotzdem zufrieden und satt. Wir hoffen das bleibt so. € 42,20 zu zweit ist für eine arbeitende Studentin noch leistbar aber dann muss Qualität und Geschmack schon passen.
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