Am Wellenspiel kommt man in Krems nicht vorbei. Es gehört gemeinsam mit dem Genussspiel im Einkaufszentrum Mariandl, dem Schauspiel in St. Pölten und der Konditorei Raimitz in Stein zum Imperium. Das jüngste Kindl von Otto Raimitz ist das Marktspiel in der Kremser Landstraße. Irre was man aus ein...Mehr anzeigenAm Wellenspiel kommt man in Krems nicht vorbei. Es gehört gemeinsam mit dem Genussspiel im Einkaufszentrum Mariandl, dem Schauspiel in St. Pölten und der Konditorei Raimitz in Stein zum Imperium. Das jüngste Kindl von Otto Raimitz ist das Marktspiel in der Kremser Landstraße. Irre was man aus einer geschlossenen Bankfiliale im wahrsten Sinn des Wortes herausstemmen kann.
Die Lage ist nahezu perfekt, an der Donaulände gelegen, man kann das Treiben auf und neben dem Wasser beobachten, Kreuzfahrtschiffe, Schlepper und Privat-Bötchen ziehen vorbei, während man bei Sonnenschein auf, der mit großen Schirmen beschatteten Terrasse sitzt, bei Nässe oder Kälte im Innenbereich, der durch große Glasfronten Schutz bietet. Nachteilig ist die Rückseite, wo einem gleich die Verkehrshölle samt Kreisverkehr erwartet; Parkplätze gibt es öffentliche, aber doch etwas entfernt. Reservierung ist empfehlenswert, sonst muss man mit Liegestühlchen und Beistelltisch an der Seite des Wellenspiels vorliebnehmen – für Getränke allemal ausreichend.
Es ist unter der Woche mittags, trotzdem haben wir reserviert, was auch gut war. Wir werden nach den G-Formalitäten am Empfangs-Tresen in einem Höllentempo zum Tisch geleitet, dass man die Servierkraft fast aus den Augen verlieren kann – so viel zur Größe der Terrasse, wo wir unseren zugeteilten Tisch in Beschlag nehmen, direkt an der Glasfront. Die dottergelben Schirme tauchen alles in etwas morbides Licht, wenn die Sonne scheint, blendet es trotz allem, ist es wolkig, möchte man die Nachttischlampe anknipsen. Ein Kellner bringt und Clipboards mit Formularen und Kugelschreiber. Alle am Tisch müssen zuerst die Büroarbeit erledigen, das geht viel besser, erstens digital und dann kann eine Person alle Gäste erfassen. Erst danach bekommen wir die Speisekarten, auch auf einem Klemmboard mit Gummizügen in den Ecken, das zweite Blatt drunter muss man feinmotorisch herauspuhlen, das dritte Blatt ist - leer – sehr belustigend …
Man versucht Internationalität zu vermitteln: Elsässer Flammkuchen, Bruschetta Caprese, Backhendlsalat, Avocado-Lachsbowl, Wiener Schnitzel, Steak, Miesmuscheln, Moussaka.
Wochentags noch ein Menü von 11:30-14:00 Uhr um rund EUR 10,- mit einer Suppe, wie z.B. Schweinefilet mit Bandnudeln, Paprikahendl; das zweite Wahlgericht ist vegetarisch und einen EUR billiger, so etwa Gemüsestrudel, Gemüsegröstl, Moussaka etc.; Freitag scheint Pasta-Tag zu sein.
Crispy Chicken Burger – EUR 13,80
Die Wahl fällt auf einen Burger, weil da unserer Meinung nach, die Preisgestaltung noch in Ordnung ist (einen Wassermelonen-Fetasalat mit Pinienkernen und Oliven um EUR 11,90 bekommt man at home ohne große Anstrengung für die Hälfte zuwege). Pommes sind dabei, das steht aber nirgends.
Den Burger-Gusto dürften mehrere haben, denn es dauert nicht einmal einen Abstecher in die Sanitärräume, und die Burger stehen am Tisch.
Wirklich hervorragend, da sind richtig ordentliche Hühnerschnitzel verarbeitet worden. Nicht auf Zeitungspapierdicke geklopft, sondern ein dickes Filet, umhüllt von einer knusprig-krachenden Panier, mit fehlt wieder mal ein bissi Salz. Der Sesam-Bun, Cheddar und die Salatbegleitung sind unaufgeregt. Die Chili-Mayonnaise fällt nicht auf, soll heißen – wenig und nicht scharf, die Avocado etwas lieblos zermatscht.
Bei der Sauce (extra je EUR 1,40) wurde uns empfohlen: ‚nehmt’s anfoch von oin, mir stöns auf a Tablett‘ - gut, machen wir so.
BBQ – rauchiger Gout, großer Ketchup-Anteil
Guacamole – ich liebe Avocado, hier fehlt Salz und Säure. Im Burger auch Avocado – aber alles meins😊
Cocktail – Cocktailsauce, wie sie im Buche (in der Flasche?) steht.
Chimichurri – Knoblauch war hier definitiv keiner drinnen, die Kräuter haben’s grün gemacht, aber viel zu viel Öl, da noch dazu nach oben gestiegen ist.
Aioli – kann man wenig falsch machen, hat sehr gut geschmeckt.
Laut Karte allesamt selbst gemacht. Bei zweien habe ich meine Zweifel.
Im dem klassisch-neumodischen Gitter-Körbchen mit Stiel werden zwei Sorten Fries serviert, klassische Pommes und etwas größere Schnitz mit Schale. Nicht gesalzen und auch – mutmaßlich verordnungsbedingt – keine Streuer am Tisch. Trotzdem haben sie gut geschmeckt.
Nachdem wir auch unser Soda-Mix-Getränk Marille-Rosmarin (EUR 3,80) ausgetrunken haben, das sehr erfrischend war, ich aber schon etwas gefälliger dekoriert gesehen haben, gönnen wir uns noch zum kleinen Espresso (EUR 2,70)
Crème Brûlée von der Tonkabohne mit Himbeeren und Bitterschokolade (EUR 7,90)
Serviert in einem Steingut-Pfännchen. Mit Zucker wurde hier wahrlich nicht gespart. Und der Brenner hat ganze Arbeit geleistet, denn der Deckel ist echt hart, beim Reinstechen klappt die Glasur links und rechts neben der Gabel hoch, wie man es leiwand nur von der Sachertorte kennt. Echte Vanille(schoteninhalt) ist verwendet worden, man sieht die Pünktchen. Ich persönliche hätte weder das, zugegebenermaßen perfekte, Himbeereis und auch nicht die Krümelei gebraucht. Eine gute Crème Brûlée steht alleine am besten da, leider gab es als zweite süße Alternative nur einen Schokoladenbrownie mit Ananassorbet, Olivenöl und Meersalz (EUR 8,50).
Fazit:
Wenn man die – doch schon Jahre zurückliegende – Bewertung von Besserwisser zur Betrachtung heranzieht, hat das Wellenspiel doch an Qualität verloren.
Obwohl wir prominent am Terrassenausgang sitzen, werden wir für mehr als eine halbe Stunde – nachdem wir unsere Burger gegessen haben - komplett vergessen. Das passiert leider öfter, Hauptsache, es haben alle schnell was am Tisch. Beim Gang zur Toilette werde ich auch Zeuge eines offen ausgetragenen Streites unter dem Personal, auch das macht man nicht coram publico. Wir sind aber hartnäckig und verlangen nochmals nach der Karte, die bekommen wir nicht, weil wir nach unseren Wünschen gefragt werden. Die Antwort, was man als süßen Abschluss bietet, kommen genau die beiden Desserts aus der Karte – wie originell.
Ich bin froh, dass wir uns einerseits nichts Höherpreisiges (Lachsforelle, Rinderfilet oder Steak) bestellt haben und andererseits, dass ich jetzt weiß, dass ich bisher nichts versäumt habe, nicht beim Wellenspiel gewesen zu sein.
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Danke für den Kurzbericht. Animiert mich es auch mal nicht nur als Zwischenstation für Kaffee oder einen Longdrink zu nutzen, wenn wir mit dem Schiff Richtung Dürnstein abreisen. Einziger Nachteil: Es ist dort (im Sommer) unter Tags extrem heiß.