am 5. August 2022 · Update 26. Aug 2022
SpeisenAmbienteServiceSteckerlfisch, eine aussterbende Kultur? Hier noch nicht!
Vor mehreren Jahren entdeckte ich auf einer Urlaubsreise mehr oder weniger zufällig diesen minimalisitisch geführten, aber auf seine Weise sehr urigen Grillplatz. Angelockt vom Holkohlenduft gepaart mit aufkommendem Hunger trieb es mich...Mehr anzeigenSteckerlfisch, eine aussterbende Kultur? Hier noch nicht!
Vor mehreren Jahren entdeckte ich auf einer Urlaubsreise mehr oder weniger zufällig diesen minimalisitisch geführten, aber auf seine Weise sehr urigen Grillplatz. Angelockt vom Holkohlenduft gepaart mit aufkommendem Hunger trieb es mich dorthin um zu sehen, was es denn da so gäbe.
Die Lage selbst, direkt am Traunsee mit fantastischem Blick auf den gegenüberliegenden Traunstein spricht schon für sich. Die Tische wurden mittelweile völlig erneuert, sind wie die Bänke aus Vollholz und fein säuberlich lackiert. Das wurde im Laufe der letzten Jahre derart verbessert und hat das Ambiente sehr gehoben.
Beim Erstbesuch teilte man mir mit, es gäbe Saibling mit Brot und ich war einverstanden mir einen bringen zu lassen. Ich war erstaunt, dass es damit auch war. Auch sonst gibt es nichts weiteres, keine Salate oder etwas Senf. Also Fish & Bread und zum Aufbessern Zitrone und ein Fläschchen Knoblauchöl.
Etwas anderes gibt es nicht. Man lebt aber sichtlich gut davon, denn auch dieses Mal war die Hütte g‘steckt voll, sodass es nicht leicht war einen Platz zu ergattern. Aber man setzt sich dazu und später setzten sich wieder andere zu uns, nachdem der Platz wieder freigeworden ist.
Weiters war es anfangs überraschend, dass es keine Teller gibt. Es wird ein Korb dargereicht, darin Schwarzbrot, schlichte weißfarbene Servietten, ein Stück Zitrone und Gabel pro Fischbestellung, aber der Fisch kommt auf einem simplem Stück festerem Papier und fertig.
Getränke gibt es nur in Flaschen, lediglich der Wein kommt, man sehe und staune, in einem alten, klassischen Weinglas mit grüner Rebenverzierung mit Henkel. Dieses Mal sollte es aber hitzebedingt ein Radler sein.
Trotz der einfachen „Küche“, man kann ja als solche davon gar nicht sprechen, hat der Service alle Hände voll zu tun. Neben der Chefin wuzzlen ein paar jüngere Mädels unaufhörlich von Tisch zu Tisch um Getränke oder Fisch anzuliefern. Bezahlt wird am Ende bei der Chefin, zumindest war das bei meinen Besuchen bislang so.
Man kommt kaum mit den Bestellungen nach, die Wartezeiten waren dennoch trotz der hohen Frequenz und Hitze (puh !) kaum der Rede wert. Die Getränke waren quasi sofort an Ort und Stelle und der Saibling nach gefühlt ca. 10 Minuten.
Das war mehr als nur in Ordnung zur Hochsaison. Zuguterletzt wird man belohnt mit betörendem Duft und erstklassig gegrillten und gewürzten Saibling. Der Fisch ist ein Leckerbissen und Highlight. Die professionelle Würzung und Grillzubereitung kann man m.E. kaum übertreffen. Aber klar, man macht ja nichts anderes. 😊
Das Geheimnis wird gelüftet
Beim ersten Besuch habe ich die Chefin ausg‘fratschelt, wie denn das Fischerl so zubereitet wird und habe bereitwillig das Geheimnis entlüften können. Also, man nimmt den Fisch, mariniert ihn mit Olivenöl, Knoblauch, Oregano, etwas Chili und ausreichend Bäckereisalz ordentlich ein und lässt ihn über Nacht liegen, damit sich alles schön hineinzieht.
Am nächsten Tag kommt er direkt auf den Grill und das Ergebnis ist ein absolut Klasse rauchiger Geschmack vom Holzgrill samt den duftenden Aromen der knusprigen Haut, welche die Marinade aufgesaugt hat, genial!
Die hübsche Hell-Dunkel-Musterung an der Oberfläche erhält der Saibling von der Grillzange, in die er eingeklemmt wird und mit der er regelmäßig gewendet wird. Schwupp di Wupp, so ist die G'schicht im Handumdrehen geschätzt 10 Minuten fertig.
Abschließende Bemerkungen
Es ist immer wieder ein Erlebnis für eine kurze Rast auf ca. 30-40 Minuten einzukehren, um dann seine Reise fortzusetzen. Das ganze Vergnügen ist um ca. 15€ pro Nase zu haben, Cash klarerweise, hat aber schon so manch gehobenen Lokalbesuch getoppt.
Früher nannte man diese Art Lokal soweit ich mich erinnere Steckerfischrestaurant und war entlang der Seen in Österreich sowohl bekannt als auch beliebt. Solches Kleinod hat leider einen großen Rückzug angetreten.
So bin ich doch froh und dankbar, dass diese Kultur hier noch hochgehalten und gepflegt wird. Solange die Chefin hier am Werk ist wird es nicht aussterben und für mich, so Gott will und ich noch lebe, nicht der letzte Besuch gewesen sein.
Die letzte Sache wäre, wie bewertet man solches in einem Forum für Kulinarik? Ehrlich gesagt weiß ich das nicht, da ich keinen direkten Vergleich anstellen kann, so vergebe ich der Einfachheit halber eine rundum "Sehr gut" Note.
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Rodauner: virologisch bin ich voll bei Dir - aber hier sollte es doch in 1. Linie und ausschließlich um die schönen Dinge (Essen und Trinken) im Leben gehen. Ich lese mit sehr großer Begeisterung Deine Rezensionen und Erfahrungsberichte auf ReTe auch Deine Fotos sind animierend… Für Corona gibt es mittlerweile eigene Foren - oder noch besser FB! 😜