Wir begannen klassisch mit Bruschetta. Wer glaubt, dass man hier nichts falsch machen kann, der hat wahrscheinlich nie selbst welche gemacht. Denn die falschen Tomaten ließen den Happen fad schmecken, das falsche Brot würde ihn in kürzester Zeit unessbar hart oder aber lätschert machen. Sagen wir...Mehr anzeigenWir begannen klassisch mit Bruschetta. Wer glaubt, dass man hier nichts falsch machen kann, der hat wahrscheinlich nie selbst welche gemacht. Denn die falschen Tomaten ließen den Happen fad schmecken, das falsche Brot würde ihn in kürzester Zeit unessbar hart oder aber lätschert machen. Sagen wir so: Zumindest in Sachen Pomodori hat man sich hier absolut nicht vergriffen, der Belag der Brötchen war herrlich. Beim Brot selbst wurde aber das Kunststück vollbracht, dass ein und dasselbe Scheibchen getoastetes Weißbrot gleichzeitig beinhart als auch etwas wässrig war. Danke für dieses neue kulinarische Erlebnis!
Ein Highlight bei den Vorspeisen aller Lokale der Familie sind die fast schon legendären Mozzarella- und Schinkenteller. Wir hatten etwas Burrata und Prosciutto Crudo. Beide waren traumhaft, und das ist der Tatsache zu verdanken, dass die Betreiber laufend Frischware aus Italien importieren und zum Teil tatsächlich selbst vom jeweiligen Produzenten abholen. Das führt dann logischerweise zu so ziemlich dem Besten, was man aktuell in Wien bekommen kann.
Der Fokus des Lokals dürfte wohl eindeutig bei Pizza liegen, das lassen zumindest die Speisekarte und die für die Größe des Lokals gigantischen Pizzaöfen vermuten. Selbige sind zwar „nur“ elektrisch und nicht mit echtem Holz befeuert, bei der richtigen Rezeptur ist das aber egal. Angeboten werden hier runde römische Pizze, also jene dünnen, knusprigen, belegten Fladen, die man bei uns immer noch fälschlicherweise für echte neapolitanische Pizza hält. Durch die geringere Teigmenge und weniger Triebmittel liegt eine gut gemachte römische Pizza weniger schwer im Magen und ist noch dazu viel bekömmlicher. Wir probierten sowohl von der Margherita, der Quattro Formaggi und der Quattro Stagione mit Artischocken, Schinken und vielem mehr. Ich muss jetzt gar nicht auf jede Einzelne genauer eingehen, sie waren allesamt köstlich. Der Teig hatte den perfekten Biss, die Tomatensauce – wo vorhanden – hatte eine herrliche Balance von Süße und Säure, der Käse war ein Traum und alle Beläge von der edelsten Sorte.
Ein absolutes Aushängeschild einer jeden Osteria ist der Fleischsugo. Ob man diesen nun Bolognese oder Ragu nennt ist egal, nur sollte man diesen Sugo niemals mit Spaghetti bestellen. Das zeugt entweder von Unwissen oder von Ignoranz und ist mindestens genauso niederträchtig, wie in München nach 12 Uhr eine Weißwurst zu essen oder beim Heurigen ein Bier zu bestellen. Und so werden, wie es in Bologna üblich ist, im „Pulcinella“ natürlich Tagliatelle zum Ragu serviert. Die handgemachten frischen Nudeln sind hervorragend, nur das Ragu selbst ist etwas unterwürzt, man möchte fast sagen ein klein wenig fad. In Zeiten, in denen so ziemlich jeder Koch mit Sous vide arbeitet, kann man aus dem günstigsten Fleisch die besten und intensivsten Ragouts zaubern. Wie hier eine so uninspirierte Sauce entstehen konnte, ist mir wirklich ein Rätsel.
Insgesamt sind wir aber recht begeistert wieder aus der „Trattoria Pulcinella“ herausspaziert, denn die Pizze gehören sicherlich zu den besten, die man in Wien bekommen kann. Das Ragu hatte für mich persönlich wenig Raffinesse, aber das war nur eine Momentaufnahme. Die Antipasti waren zum Großteil sensationell, allein das Bruschetta-Brot war in meinem Fall suboptimal – aber das ist Kleinkram …
Der Service war freundlich und flink, also ausgezeichnet, und alleine für die Möglichkeit eine derartige Pizza jetzt am Naschmarkt zu bekommen, würde ich jederzeit wiederkommen!
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Nein, Stephan, leider ist das noch kein Allgemeinwissen. Und erschreckenderweise trifft das nicht einmal auf die von dir erwähnten Lokale zu...