Nach vielen Jahren fiel mir heute wieder der Schmitzberger ein.
Das Gasthaus ist seit vielen Jahren weit über die Grenzen des Dritten bekannt, vor etwa 20 Jahren war ich zum letzten Mal dort. Damals war der Schmitzberger für große Portionen guter Wirtshausküche in sehr guter Qualität bekannt ...Mehr anzeigenNach vielen Jahren fiel mir heute wieder der Schmitzberger ein.
Das Gasthaus ist seit vielen Jahren weit über die Grenzen des Dritten bekannt, vor etwa 20 Jahren war ich zum letzten Mal dort. Damals war der Schmitzberger für große Portionen guter Wirtshausküche in sehr guter Qualität bekannt und ich konnte dies nur bestätigen. Unglaublich günstig, und doch echte, gute Hausmannskost, wie man es von einem echten Beisl erwartet. Wirklich gute Küche, gutes Handwerk, das man dort serviert bekam, entsprechend gut besucht war das Lokal immer.
Etwas versteckt gelegen, in der Nottendorfer Gasse, einer Quergasse der Baumgasse, im Grätzl Franzosengraben/Erdberger Straße.
Heute stand mir der Sinn wieder einmal nach echtem Wirtshaus, also auf zum Schmitzberger.
Das Lokal hat sich nicht allzu viel verändert, viel helles Holz, insgesamt schön und hell ausgeleuchtet, was allerdings auffällt ist, wie perfekt sauber das Lokal ist. Die Tische schön gewischt, saubere Menagen, nichts ist staubig oder abgegriffen, sehr angenehm. Das Lokal war bei meinem Besuch nahezu leer, allerdings muss ich sagen, dass ich weit außerhalb der Primetime, um etwa 15:30 dort aufgeschlagen bin.
Ich wurde freundlich begrüßt und hatte die volle Auswahl eigentlich aller Tische. Im Schankraum darf (noch) geraucht werden, also nahm ich dort Platz. Außer diesem Raum konnte ich noch zwei Räume sehen, wahrscheinlich NR. Diese standen weit offen, allerdings war, wie gesagt, kein Gast anwesend.
Ich bestellte ein kleines Bier (Schwechater, € 2,50, wenn ich mich richtig erinnere) und widmete mich der Karte. Wirtshausklassik beschreibt’s am besten, eine Standardkarte mit Schnitzel, Gulasch, Fisch & Co., sowie eine Wochenkarte mit Klassikern wie Augsburger, Spezialgulasch, Hirschragout, Beuschl mit Knödl, sowie Rind- und Spargelsuppe, die Erstere wahlweise mit Fleischstrudel, Frittaten oder Leberknödel.
Na dann: Einmal bitte die Frittatensuppe und ein Beuschl mit Knödel. Danke.
Die Suppe war in weniger als einer Minute auf meinem Tisch, eine stattliche Portion mit echt reichlich Frittaten. Das Süppchen war meiner Meinung nach hausgemacht, hier wurde nicht mit „gekörnter Brühe“, wie es so schön heißt, nachgeholfen. Etwas mehr Kraft hätte durchaus noch Pluspunkte gegeben, geschmacklich war das Süppchen aber absolut in Ordnung. Die Frittaten sind, glaube ich, ebenfalls hausgemacht, waren gut im Geschmack, für mich vielleicht einen Tick zu blass.
Und zu viel. Aber, wie eingangs bereits erwähnt, der Schmitzberger ist bekannt und geschätzt für die großen Portionen. Meins ist das ja nicht, wie soll man nach so einer Suppe noch eine (ebenfalls große) Hauptspeise genießen können, ohne danach aus dem Lokal zu rollen? Aber gut, so ist eben die Lokalphilosophie.
Meine Suppe wurde abserviert und nach Sekunden stand auch schon mein Beuschl vor mir. Ratz-Fatz, beim Schmitzberger geht’s Schlag auf Schlag.
Eine stattliche Portion, in einem tiefen Teller serviert, mit einem riesigen Semmelknödel, ein bisschen Gulaschsaft darüber gegossen. Beim Anblick des Beuschls sank meine Begeisterung, auf dem ersten Blick war klar, dass hier mit sehr viel Mehl gearbeitet wurde, was sich nach dem ersten Löffel auch bestätigte. Recht viel Sauce, und leider viel zu sehr eingedickt oder eingebrannt. Nicht mit zu viel Rahm, sondern wirklich mit einer Einbrenn, also mit Mehl. Schade. Das Beuschl selbst war geschmacklich in Ordnung, wenn auch kein Erlebnis.
Ein Beuschl ist so ein herrliches Gericht, das leider viel zu selten in guter Qualität auf Speisekarten in Wien zu finden ist. Gut gemacht besticht es durch den feinen Geschmack des Beuschls, die ebenso feine Konsistenz, sowie ducht eine feine, aber doch spürbare Säure. Leider war hier davon nichts zu schmecken, alles war durch die schlatzige Mehlpampe nachgerade erschlagen.
Es wäre jetzt nicht fair, das Schmitzberger-Beuschl mit meinem Favorite, dem Hohensinn-Beuschl zu vergleichen, Haubenkoch gegen Wirtshaus wäre ein unfairer Vergleich. Aber auch für den Koch in einem urigen, klassischen Wiener Wirtshaus gibt es keine Entschuldigung, so ein klassisches Gericht seiner feinen Nuancen zu berauben, das hat nichts mit Chi-Chi oder Haubenküche zu tun. Feine Klinge, fein abschmecken, die Balance von Säure und dem Geschmack des Beuschls weder mit zu viel Rahm, noch, wie hier, mit Einbrenn killen. Schade um das gute Produkt und um die Mühe.
Der Knödel war leider auch keine Offenbarung. Viel zu kompakt und bar jeder Würze. Wenn ich Semmelknödel mache, müssen sie am Ende jedenfalls flaumig sein, der Knödel sollte nicht nur plumpe Sättigungsbeilage sein, sondern eine Komposition, die würzig ist, die wohl hintergründig, weil Beilage, aber doch erkennbar, Salz, Pfeffer, Muskatnuss, Petersilie, ja vielleicht sogar ein wenig Speck an den Gaumen bringt.
Die Rechnung betrug inklusive Trinkgeld gerade einmal € 18,00, wirklich sehr günstig für Bier, Suppe und Beuschl.
Ich war, wie gesagt, schon sehr lange nicht dort, mittlerweile dürfte das Lokal verpachtet sein, der Name einer Pächterin stand zumindest auf der Rechnung. Vielleicht war meine Wahl einfach die Falsche, wenn man auf der Facebook-Seite des Loals stöbert, sieht man Fotos von großen Schnitzel-Portionen mit herrlich soufflierter Panier.
Ich nehm’s heute einmal als einmaligen Fehltritt hin, bad choice meinerseits, das Falsche bestellt, und werde dem Schmitzberger noch eine Chance geben, vielleicht mit einem Schnitzel, Cordon, oder einem Braten.
Der freundliche und sehr flinke Service, sowie die wirklich auffallende Sauberkeit sind allerdings wirklich positiv zu erwähnen.
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