Für Freitag Abend hatten wir im Restaurant Scheucher in Graz reserviert. Das Lokal liegt in Gehweite unseres Hotels (Hotel Augarten übrigens sehr sehr zu empfehlen!), die Karte auf der HP des Restaurants klingt vielversprechend, die Kritiken auf ReTe sind auch ganz gut.
Leider war dieser Besuch ...Mehr anzeigenFür Freitag Abend hatten wir im Restaurant Scheucher in Graz reserviert. Das Lokal liegt in Gehweite unseres Hotels (Hotel Augarten übrigens sehr sehr zu empfehlen!), die Karte auf der HP des Restaurants klingt vielversprechend, die Kritiken auf ReTe sind auch ganz gut.
Leider war dieser Besuch – wie man so schön sagt – für die Fisch. Aber alles der Reihe nach:
Eine Mailanfrage vorab bringt zu Tage, dass das Scheucher auch einen Raucherbereich bietet. Super, die anschließende Reservierung per Mail wird freundlich beantwortet und bestätigt.
Gegen 18 Uhr erreichen wir bei strömenden Regen das Lokal. Das Eintreten war gar nicht so leicht: Eine große Damenrunde belagert den Eingangsbereich und leert eine Sektflasche nach der anderen – der Geräuschpegel knapp an der Gesundheitsgefährdung.
Wir werden vom Kellner dann doch als neue Gäste erkannt, die Reservierung ist bekannt und wir werden zum sehr schön eingedeckten Tisch gebracht.
Tja und jetzt beginnt das Superservice des Abends: Der Herr Oberkellner, seines Zeichens gut mit halb raushängendem weißem Hemd gestylt, sehr von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt und immer auf sehr vornehm unterwegs, meint: „Da vorn habt’s die Garderobe, vielleicht findet´s auch noch einen Platz – grins“. Bei mir ist die Meldung nicht so lustig angekommen, ich habe ihm die Jacken in die Hand gedrückt, soll er damit machen was er auch immer will. In einem Lokal dieser Preisklasse, kann es wohl nicht Aufgabe des Gastes sein, sich um einen Platz an der Garderobenstange zu streiten, zudem diese auch nur nach Überwindung der Damenhorde überhaupt erreichbar gewesen wäre.
Das Lokal ist sehr gediegen und schön eingerichtet, ansprechende Hintergrundmusik kommt in idealer Lautstärke aus dem Lautsprecher (war dann zu genießen, als die sekttrinkende Meute in den hinteren Raum gewichen ist). Der Tisch wunderschön mit feinem Tischtuch vorbereitet, Besteck, Wein- und Wassergläser stehen bereit, es ist eine Freude an diesem Tisch Platz nehmen zu dürfen.
Die WC-Anlagen befinden sich außerhalb des Lokales, wir haben sie nicht benützt und können daher über deren Zustand keine Wertung abgeben.
Die Raucher-Nichtrauchertrennung ist keine Trennung. Im ersten Raum, in dem sich die Bar befindet, darf geraucht werden. Danach geht´s ohne jegliche Trennung in den Nichtraucherbereich weiter. Für das ganze Ambiente würde ich ohne zu zögern 4 Punkte vergeben. Die Nichteinhaltung des Nichtraucherschutzgesetzes und die Tatsache, dass man für einen Toilettenbesuch das Restaurant verlassen muss ergeben dann doch nur schwache 3 von 5 Punkten.
Service: Der schon angesprochene Serviceleiter sowie zwei junge Burschen (ich nehme an, beides Lehrlinge) sind für die Gäste zuständig. Man ist zwar wirklich freundlich, es wird nachgefragt ob alles passt, der Aschenbecher wird ausreichend oft gewechselt – trotz allem (was meine weitere Schilderung hoffentlich auch nachvollziehbar macht) kann ich das Service in Summe nur mit mäßig dh 2 von 5 Punkten bewerten.
Der Serviceleiter berät uns bei der Speisenbestellung, zählt Gerichte auf, die nicht auf der Karte stehen und lässt uns dann noch Zeit für die Auswahl. Eine Minute später kommt der Inhaber und Küchenchef Herr Scheucher und hält den gleichen, scheinbar einstudierten Vortrag ein weiteres Mal. Vielleicht wäre es gut, sich abzusprechen?
Aufgefallen ist, dass der Küchenchef überhaupt sehr viel Zeit im Gastraum verbracht hat (trotz berstend vollem Lokal). Hier werden Stammgäste begrüßt (von denen scheint es recht viele zu geben), ein Busserl da, ein Busserl dort, ein Glaserl Sekt mit den einen, ein Glaserl Wein bei den anderen. Leider verlassen aber gleichzeitig Gerichte die Küche – die so nicht sein sollen (dazu kommen wir noch). Meines Erachtens fehlt hier die prüfende Hand und der kontrollierende Blick des Küchenchefs.
Gedeck (2,80): Wortlos wird vom Lehrbuben das Gedeck eingestellt und die Rätselrallye beginnt: Im Brotkorb eine Sorte aufgeschnittenes Baguette, that´s it.
Drei verschiedenen Aufstriche, nur welche wissen wir bis heute nicht so genau. Wahrscheinlich einmal Thunfisch, ein Aufstrich bei dem auch Räucherlachs dabei war und eine Pastete im Einweckglas (nur war´s Schwein, Rind, Affenherz – keiner weiß es so genau). Geschmeckt haben die Aufstriche recht gut nur die Vorgangsweise ist meiner Meinung nach ein absolutes Nogo. 1 von 5 Punkten.
Parmesanschaumsuppe (6,50): Geschmacklich recht gut, für den Preis aber nicht wirklich weltbewegend. 3 von 5 Punkten.
Tagliatelle mit frischer Herbstrüffel (14,50): Eine wirklich kleine Portion, die Nudeln nur mit Fett versehen, darüber ganz feine Scheiben der wirklich sehr guten Trüffel. Als alles aufgegessen war, steht im Teller noch ca. 1 cm das flüssige Fett – auch nicht notwendig oder? Wegen der sehr guten Trüffel 3 von 5 Punkten.
Rib-Eye 300g (25,--): Geordert medium well, geliefert medium. Die Fleischqualität in Ordnung. Nachdem ich sehr gerne und oft Rib-Eye esse, habe ich gewisse Vergleichswerte. In diesem Vergleich zählt das Fleisch leider auch nicht zu den besten.
Im Preis ist nichts inkludiert. Kartoffelgratin (3,--) recht gut, Kräuterbutter (2,--) geschmacklos und rötlich(?) gefärbt, Rotweinjus (2,--) intensiv und gut. 3 von 5 Punkten.
Filetsteak 160g (18,--) ebenso ohne Beilagen: Die liebste Frau ordert das Steak medium. Je weiter ins Fleisch hineingeschnitten wird, umso mehr stellt sich heraus, dass der Garungsgrad rare ist. Da bei der liebsten Frau bei zu rohem Steak Ekel aufkommt, haben wir nicht sofort reklamiert, es wurden die Beilagen und die äußeren Bereiche des Steaks gegessen. Beim Abservieren machten wir dann sehr wohl auf den falschen Garungsgrad aufmerksam und erhielten die Antwort, dass wenn wir gleich etwas gesagt hätten, das Fleisch ja noch 2 Minuten in der Küche nachziehen hätte können(?). Ich denke, hätten wir gleich urgiert, hätte da nichts nachziehen müssen, sondern, wenn die Küche nicht in der Lage ist, den Garungsgrad zu treffen, hätte diese wohl das Gericht neu zubereiten müssen (was wir aber wie gesagt nicht wollten, da meiner Frau bereits geekelt hat).
Das Gericht wurde zur Gänze verrechnet, was in diesem Fall für mich auch grundsätzlich OK ist. Es gab aber auch keinen, wie auch immer gearteten Versuch der Wiedergutmachung. 2 von 5 Punkten.
Schoko-Soufflé mit weichem Kern (7,50): Sehr gut zubereitet, der Kern wunderbar flüssig, dazu selbstgemachtes Eis, einige Beeren und einen Kleks Himbeersauce. 4 von 5 Punkten.
Das Seidel Puntigamer (2,60) gut gekühlt und gezapft, der Cuvee Q2 (4,80 fürs Achterl) qualitativ recht gut aber leider viel zu kalt serviert.
Leitungswasser wurde gekühlt in der Karaffe ohne Berechnung eingestellt und immer wieder erneuert, der große Braune im guten Mittelfeld einzureihen.
Fazit: Für die Gesamtspeisenbewertung hätte ich gerne die 2,5 zur Verfügung. Die Speisen in Summe mit mäßig zu bewerten erscheint mir doch zu hart, das gut, das ich geben werde, ist aber mit Vorschusslorbeeren versehen.
Die Gesamtrechnung betrug € 130,-- für 2 Personen. Dieser Betrag ist für die gebotene Speisenqualität und das mäßige Service unserer Meinung nach zu hoch gegriffen.
Nachdem wir uns nicht so oft in Graz aufhalten und es ja hier auch noch kulinarisch viel zu entdecken gibt, ist ein neuerlicher Besuch des Scheucher für uns auszuschließen, empfehlen kann ich das Lokal mit reinem Gewissen leider auch nicht.
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