Einer der aus den alten Lehmgruben, frühere Ziegeleien, heraus entstandenen Teiche in Favoriten ist der heutige Filmteich. In den frühen 20er-Jahren des 20. Jh. wurden hier am Südhang des Laaer Berges von der damaligen Sascha-Filmindustrie Monumentalfilme (natürlich Stummfilme) wie „Sodom und Gom...Mehr anzeigenEiner der aus den alten Lehmgruben, frühere Ziegeleien, heraus entstandenen Teiche in Favoriten ist der heutige Filmteich. In den frühen 20er-Jahren des 20. Jh. wurden hier am Südhang des Laaer Berges von der damaligen Sascha-Filmindustrie Monumentalfilme (natürlich Stummfilme) wie „Sodom und Gomorrha“ und „Die Sklavenkönigin“ gedreht – daraus entstand dann der Name „Filmteich“ für diesen einen Teich. Und genau hier an diesem idyllischen Ort im Erholungsgebiet Laaer Berg befindet sich das Ristorante „Don Alfredo“.
Wir besuchten das Lokal zu siebt, und ich reservierte dementsprechend rechtzeitig vorab per Mail bzw. per telefonsicher Nachfrage am nächsten Tag, da sich noch keiner auf meine Mailanfrage gemeldet hatte. Unser Wunschtermin wurde bestätigt, und wir kamen pünktlich an.
Trotzdem wir das Lokal deutlich außerhalb der üblichen Stoßzeiten besuchten, wir reservierten für 16:00h, war das Ristorante ziemlich voll – sowohl im Raucher- als auch im Nichtraucherbereich. Leider spielte das Wetter nicht mit, und wir mussten uns mit dem Innenraum begnügen. Das Don Alfredo hat einen sehr schönen und großen Gastgarten mit unmittelbarem Blick auf den Filmteich. Große Markisen könnten im Bedarfsfall den kompletten Gartenbereich beschatten. Ein sehr gemütliches und ruhiges Plätzchen zum Verweilen und Seele baumeln lassen.
Im Lokal herrschte wegen der zahlreichen Besucher ein relativ hoher Lärmpegel, sodass ich einen Besuch aus „romantischen“ Gründen definitiv nicht empfehlen kann. Wir wurden sehr freundlich begrüßt und vom freundlichen Kellner an unseren Tisch geführt. Meine Vorfreude auf halbwegs authentische italienische Speisen war schon groß. Falstaff vergibt übrigens seit dem Jahr 2011 Jahr für Jahr, auch für 2014, eine Gabel, daher war die Erwartungshaltung doch etwas größer, als bei der „Pizzeria ums Eck“.
Die adrette und handgeschriebene Speisekarte wurde rasch gebracht, und der Blick auf ebendiese zerstörte schon einmal einen Teil der Vorfreude auf Authentizität. Die Pizze, die hier gerne „Pizzen“ oder gar „Pizzas“ genannt werden, kommen zwar aus einem alt eingefahrenen Holzofen, werden aber auch generell „mit Oregano und Knoblauch“ serviert. Das würde der wahre Pizzaiolo aus Bella Italia wohl nie machen.
Ich möchte nun auf einen Auszug unserer konsumierten Speisen eingehen und diese im Detail begründet bewerten. Zuvor gab es als Gedeck einen Knoblauchaufstrich, den man den Knoblauch aber niemals angemerkt hätte und wo sich leider durch lange Standzeit bereits das Wasser bzw. die Molke trennte – belanglos und entbehrlich. Das Brot dazu war einfacher Sandwich – völlig unverständlich, warum man in einem Ristorante mit einem Pizzaofen kein hausgemachtes ofenfrisches Brot serviert, sei es Pizzabrot oder Ciabatta.
Einmal den „Kleinen Antipasti-Teller als Vorspeise“ (EUR 9,90): eine kleine Variation aus zwei Scheiben Rohschinken (sehr gut), zwei, drei mit Einheits-Frischkäse gefüllten Pepper-Sweets bzw. einem Patisson-Kürbis in jeweils Supermarktqualität, zwei Stück Oliven (Standard), zwei geschmacksneutralen Miesmuscheln, einer ebenso neutralen Garnele, zwei gummiartigen Pulpo-Ringe, einer fertig eingelegten Artischocke sowie einem Pomodoro Secchi und einem Sardellenring wurde serviert. Gebäck dazu gab es keines bzw. wurde es nicht a priori angeboten. Ein in Summe leider nur geringer Genuss, denn noch dazu waren alle Antipasti extrem kalt - MÄSSIG.
Einmal die „Frittatensuppe“ (EUR 3,90): eine gute und ausreichend kräftige Rinderbouillon mit hausgemachten Frittaten wurde wohltemperiert serviert – tadellos, glattes GUT.
Einmal die „Bruschetta Pomodori“ (EUR 5,80): drei Scheiben nur leicht geröstetes Brot, kaum Knoblauch zu schmecken, eiskalter Belag und daher nur mäßig aromaintensiv. Die Paradeiser waren sehr grobmotorisch geschnitten, nur wenig vom frischen Basilikum, ein paar Kapern und ein paar Lauchscheiben am Teller – auch diese Vorspeise war nicht der Renner, daher auch nur MÄSSIG.
Zweimal die „Pizza Rucola“ (EUR 11,90): der Pizzateig ist hier eher dicker und flaumig und nur am Außenrand knusprig, was aber dem Geschmack keinen Abbruch tut. Ein wunderbares Aroma vom guten, alten Holzofen ist den Pizze sofort anzumerken – wunderbar, wie im Urlaub. Mit dem Mozzarella und dem Käse gemeinsam meint man es leider etwas zu gut – definitiv viel zu viel und die anderen Zutaten fast erschlagend. Auch hier der Rohschinken von sehr guter Qualität und der Rucola sehr frisch – keine einzige welke Stelle, was ja leider durchaus nicht immer üblich ist. In Summe gebe ich daher ein glattes GUT, wenngleich die Pizze hier nicht wirklich authentisch sind. Auch wird der Mozzarella hier leider nicht als Pizza-Standard verwendet.
Einmal die „Pizza Salami“ (EUR 9,70): für den Teig gilt bereits Erwähntes. Die Pizza wurde mit extra wenig Käse bestellt, jedoch ohne tatsächliche Erfüllung des Wunsches serviert. Ebenfalls viel zu viel Käse, und die Pizza wurde mit recht dick geschnittenen Salamischeiben regelrecht „zugepflastert“. Nein, hier leider nur ein MÄSSIG.
Das „Zanderfilet gegrillt mit Spargel, Sauce Hollandaise und Petersilienkartoffeln“ (EUR 18,90) ist in dieser Ausführung definitiv zu teuer. Das Zanderfilet zwar knusprig auf der Hautseite gebraten und schmackhaft gewürzt, aber ganze VIER kurze Stangen vom Spargel (je zweimal grün / weiß) mit etwas fertiger Sauce Hollandaise und geschmacklosen lange bereits warmgehaltenen Erdäpfel rechtfertigen den Preis definitiv nicht. Gleiches gilt auch für den „Gemischten Fischteller 'Don Alfredo' mit Toscanagemüse und Bratkartoffeln“ um satte EUR 21,00. Jeder der Fische sowie die Garnele waren übergart, die Muschel auf Bohnengröße geschrumpft und die Bratkartoffel aus der Fritteuse. Einzig das Toscanagemüse, unter den Fischen versteckt, konnte tatsächlich überzeugen, wobei die Mischung nicht unbedingt der Toskana zuzuschreiben wäre – in Summe für beide Gerichte ein MÄSSIG.
Die „Dessertvariation“ (EUR 9,90) bestehend aus einer Profiterole mit Schokolade, einem Tira mi su, einem Panna Cotta sowie einer weißen Schokoladen-Mousse mit einigen Früchten und Schlagobers konnte insgesamt überzeugen, und daher gibt es hierfür ein glattes SEHR GUT.
Die Getränke waren in Summe alle zufriedenstellend, sei es das „Beck’s alkoholfrei“ um EUR 4,20 je Flasche, der sehr gute naturtrübe Apfelsaft um EUR 3,20 für 0,25l oder auch der tadellose Illy-Espresso doppio um EUR 3,90.
In Summe gebe ich mit dem Zudrücken beider Augen gerade noch ein GUT für die Speisen, möchte aber betonen, dass das Preis-Leistungsverhältnis hier einfach nicht passt. Die jährliche Vergabe der Falstaff-Gabel ist mir derzeit hinsichtlich der Tatsache, dass es viele weit billigere und gleichzeitig aber bessere Lokale dieses Genres gibt, ein Rätsel.
Für den überaus freundlichen, aber nicht immer präsenten Service gebe ich gerne ein glattes GUT. Auch die getrennte Zahlung ohne Vorankündigung stellte überhaupt kein Problem dar. Außerdem wurden wir, ohne danach explizit gefragt zu haben, über die derzeitig aktuellen Empfehlungen der Küche informiert.
Für das Ambiente im Lokal würde ich gerade noch GUT geben, da das Lokal doch auf gewisse Massenabfertigung schließen lässt. Gleichzeitig ist der Lärmpegel doch sehr hoch und die Sessel-Hussen waren doch einigermaßen fleckig. Der Gastgarten jedoch ist wunderbar angelegt sowie absolut einladend. Bei Schönwetter hat man hier sicher echte Urlaubsgefühle. Leider ist der große Spielplatz daneben nicht von der Terrasse einsehbar, was natürlich bei kleineren Kindern etwas problematisch ist. Die Sanitäranlagen sind TOP gepflegt und sauber.
Fazit: das „Don Alfredo“ mag durchaus ein sympathisches Ausflugs- oder Familienlokal bzw. ein Lokal, um einen sonnigen Tag ausklingen zu lassen, sein. Die derzeitige Küchenleistung wird uns aber sicher nicht alsbald wieder einkehren lassen – wenn, dann maximal das Ambiente im Freien. Die Preise sind für das Gebotene einfach nicht angemessen, und man muss damit leben, dass hier nicht authentisch gekocht wird wie in Bella Italia. Auch auf der Rechnung sollten einem daher Begriffe wie „Bruscheta“ statt „Bruschetta“, „Ruccola“ statt „Rucola“ und auf der Visitenkarte „Pizzas“ statt „Pizze“ nicht wirklich verwundern. Positiv wäre noch zu erwähnen, dass jede Pizza auch als kleine Pizza bestellt werden kann (minus 20% vom Normalpreis).
Hilfreich13Gefällt mir9Kommentieren