„Mogst an Prosäggo?“
Heute nicht. Eher Kräutertee, der Hals ist sich noch nicht ganz sicher, ob er heute noch fit wird oder morgen gar schon krächzt.
Prosecco heißt also heute Abend nur das Lokal. Gehobene, italophile Küche. Benannt nach der italienischen Sprudel-Traube, die nichts mit Tro...Mehr anzeigen„Mogst an Prosäggo?“
Heute nicht. Eher Kräutertee, der Hals ist sich noch nicht ganz sicher, ob er heute noch fit wird oder morgen gar schon krächzt.
Prosecco heißt also heute Abend nur das Lokal. Gehobene, italophile Küche. Benannt nach der italienischen Sprudel-Traube, die nichts mit Trockenheit (secco - trocken) zu tun hat und die ja nach EU-Reform nur mehr Glera (besser??) heißen darf.
Vielleicht war aber Lokalbesitzerin Heidi Kronberger selbst im Triestiner Dörfchen Prosecco zu Besuch, um sich für diesen Lokalnamen zu entscheiden, ich weiß es nicht.
Von außen: zuerst finde ich das Lokal gar nicht, obwohl es doch direkt an einer größeren Kreuzung liegt.
Da es sich aber die Räumlichkeiten mit anderen Geschäften teilt, teilt man sogar das Corporate Design der Hausnummer 55.
Von innen: kein Vergleich - im mit sehr weichen, hellen Farben, äußerst edel eingerichteten Lokal bekommt man Assoziationen von Lavendelduft, auch wenn er gar nicht erst vorhanden ist. Entspannende Atmosphäre, erinnert mich ad-hoc ein bisschen an die Einrichtung im Maria Loretto am Wörthersee.
Der ruhige Innenhof ist fast schon zu kitschig, um wahr zu sein. Ein pipifein getrimmter Rasen, obligate Rosmarinstöcke im Topf. Unter der elektrisch gesteuerten Markise ist auf der Terrasse genug Platz für einige Tische, die bei Bedarf auch noch einzeln mit kleinen Wärmestrahlern bedacht wurden.
Alles sehr gepflegt, aber nicht steif.
Frau Chefin ist ständig unterwegs, überlässt die Servicearbeit nicht ausschließlich der noch sehr jungen, aber bemühten Dame. Sie serviert, räumt ab, fragt nach dem Befinden, plaudert mit (offenbar) Stammgästen, filetiert Fisch, ist omnipräsent.
Währenddessen wird die fahrbare Schieferplatte vor den Tisch geschoben – mit der Tageskarte.
Die Küche grüßt: Papayasuppe. Serviert in einer kleinen Tasse, ohne Besteck. Vielleicht war es ja ohnehin angedacht, die Suppe aus dem Tässchen zu trinken, aber der nicht benutzte Teelöffel vom Kräutertee kommt wie gerufen.
Fruchtig, exotisch, cremig. Gut abgeschmeckt. Kannte ich bis dato nicht.
Wir bleiben beim Thema exotisch angehauchter Cremesuppe: eine Karottencremesuppe mit Ingwer. Vielleicht auch mit dem Hintergedanken, der natürlich antibiotisch wirkende Ingwer möge den eventuell über Nacht doch zuschlagenden Viren den Garaus machen.
Es sollte ihm gelingen. Geschmacklich ist das Ganze gut, wenn auch doch irgendwie ein wenig unspektakulär. Sehr „glatt“, bissi mit dem Pimer aufgeschäumt, kein Stückerl, kein Futzerl, das stört. Irgendein Gewürz fehlt mir noch. Hm.
Bevor der Hauptgang kommt, werde ich nach dem Wein gefragt. Man zählt die Winzer auf, speziell die österreichischen, während die junge Dame aber einen nicht uninteressanten Weißen von Livio Felluga gerade eben am Nebentisch verkosten ließ. Der sollte es sein.
Ohne steirische Säurefaust in der Magengrube sind die meisten Weißweine dann doch auf Dauer angenehmer.
Pappardelle, also breite Bandnudeln, mit einem wirklich feinen, gut gewürzten Sößchen, das nicht mit zu viel Obers totgestreckt wurde, gerade richtig.
Dazu kleine Filetstücke vom Kalb. Die wurden offensichtlich scharf angebraten - schade nur, dass der ganze Biss ein wenig darunter leidet. Da wäre ein richtig butterzartes Stück vom Kälbchen ideal gewesen. Hier ging der Koch ein wenig zu sehr auf Nummer sicher – „too“ well done, would say the Captain?
Crème brûlée. Mit Waldbeeren.
Die Befürchtung, die Waldbeeren wären ein so genannter „Cocktail“, sollten sich bewahrheiten. Das ist aber nicht weiter tragisch, ich such mir die richtigen Bemmerln so gut es geht raus. Johannisbeeren, auf gut Deutsch „Ribiseln“, sind nicht so meins, egal ob rot oder schwarz. Erinnern sie mich doch zu sehr an den stechenden Geruch beim alljährlichen Abernten der hauseigenen Stauden. Ja, ich bin eben heikel, strenge Aromen können mich schon mal abschrecken.
Die Crème selbst wiederum hat eine ordentliche Kruste, keine Ahnung, mit welch hochpotentem Flammenwerfer hier gearbeitet wurde. Die Kruste ist kaum zu durchdringen, lässt sich gnadenhalber in drei große Schollen zerteilen. Darunter ist’s puddingartig, also nicht halbflüssig, wie ich’s besonders gerne mag.
Caffè: kräftig, aber angenehm. In der Illy-Sammeltasse serviert.
Der Cantuccino senese ist mir bekannt, ich mach ja die Cantucci gerne selbst, dann sind sie nicht ganz so süß und hart wie jene aus Italien. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass ich keinen Vin santo zum Eintauchen („inzuppare“) bestellt habe.
Conto? Nicht ganz 50 Euro, keine Occasione also, aber in diesem Rahmen auch nicht extrem überteuert. Und das Zentrum von Salzburg ist auch nicht weit, diesen Aufpreis zahlt man hier natürlich auch.
Was bleibt ist ein feines Abendessen, das allerdings noch die ganz richtigen Höhenflüge vermissen ließ.
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What d'ya wanna drink? :-D