Normalerweise weiß ich schon während des Essens, was ich darüber zu schreiben habe. Diesmal ist die Sache bedeutend schwieriger, da ich in einem Lokal gelandet bin, das wirklich nicht einfach einzuordnen ist.
Am ehesten erinnert mich das Konzept an jenes vom berühmten „Gelben Krokodil“ in Lin...Mehr anzeigenNormalerweise weiß ich schon während des Essens, was ich darüber zu schreiben habe. Diesmal ist die Sache bedeutend schwieriger, da ich in einem Lokal gelandet bin, das wirklich nicht einfach einzuordnen ist.
Am ehesten erinnert mich das Konzept an jenes vom berühmten „Gelben Krokodil“ in Linz.
Dort gibt es ja Arabisches Huhn genauso wie Schweinsbraten oder Penne all’arrabbiata. Das Publikum gemischt, Kunstinteressierte, Kinogeher, Studenten, aber auch Geschäftsleute.
Ähnlich im „SOG“, dessen Namen ich ebenso wenig einordnen konnte. Nur ist es hier doch bedeutend ruhiger, ja fast beschaulich, obwohl das Lokal am Montag genauso voll ist wie am Freitag. Das ist schon erstaunlich.
Wenn man aber drei oder viermal im „SOG“ essen war, versteht man langsam aber doch, warum das Konzept funktioniert.
Parken sollte man übrigens am besten schon am kostenpflichtigen Parkplatz in der Petersbrunnstraße, für zwei Stunden habe ich gerade mal 2 Euro bezahlt, für Salzburger Innenstadtverhältnisse also mehr als eine Okkasion – und man hat schon nach dem Parken mal die Ruhe weg, ich fahr' nicht gern fünf mal um den Block, um mir 2 Euro zu esparen.
Im Lokal selbst dominieren Erdfarben. Keine innenarchitektonische Meisterleistung, aber recht gemütlich. Stabile, dunkelbraune Stühle, gute Beleuchtung.
Ständiges Kommen und Gehen, die meisten Gäste haben reserviert. Ich wieder mal nicht. Aber einen Platz gibt’s normalerweise immer, schlimmstenfalls an der Bar oder wie am ersten Abend am 50x50-Hochtisch.
Geraucht wird meines Wissens nur im Kellerabteil, wo sich auch die Toiletten befinden. Barrierefrei ist das Lokal also nicht wirklich, es sei denn, ich hätte einen Lift übersehen.
Trinken: hier gibt’s tatsächlich Köstritzer Schwarzbier. Aber hallo. Bitte gleich mal zapfen, vielen Dank.
Ansonsten war alkoholfreies Weizenbier immer meine Nummer 1 in diesem Lokal, die Weinauswahl ist jetzt nicht herausragend.
Die Speisekarte bietet wie schon erwähnt ein enormes Potpourri an Speisen, liest sich fast ein wenig wie alternative Studentenküche, jede Menge exotische Farbtupfen.
Thai, Pizza, Beef, Curry. Man muss also hier schon mehrmals herkommen, um einen gewissen Querschnitt durch die Karte kennen zu lernen. Allein schon deshalb, weil das eine überzeugt, das andere wiederum weniger.
Recht braver Beginn: eine Linsensuppe mit ein bisschen Sauerrahm und frischem Korianderkraut. Letzteres muss man mögen, je öfters man sich aber fernöstliche Kost gönnt, desto mehr mag man es.
Das Riesenweckerl mit Sesam ist herrlich frisch und schön zart, auch wenn die Größe des Brötchens mit der enormen Bäckerseele (=innen hohl) zu tun hat.
Weiters: Spinatnockerl. Die Salzburger als Nockerlspezialisten (vor allem die Oberpinzgauer!) würden zu diesem Gericht wohl sagen: „Mei, des is oba fei a Baaz!“
Recht „bescheiden“ gewürzt weiß man nicht so recht, ob man es jetz mit Nockerln, oder doch einer Art Eintopf zu tun hat. Nicht empfehlenswert.
Nächster Besuch, Beginn mit einer Brokkolicremesuppe mit Gorgonzola.
Als sensibler Gaumen mag ich mich mit der extrem käselnden Pampe nicht anfreunden, der Brokkoli bleibt in der zweiten Reihe, selbst Pfeffer würde hier nicht wirklich was ändern.
Vegetarisches Süßkartoffel-Curry mit Kichererbsen. Nicht schlecht, aber auch hier könnte man in puncto Würzung etwas mutiger sein, schmeckt ein bisschen „brav“. Der Reis allerdings völlig in Ordnung.
Topfennockerl mit Zwetschkenröster. Die Garnitur-Erdbeeren aus Nicht-EU-Landwirtschaft kann man sich wirklich sparen – eine Unart, vor allem zusammen mit den viel zu süßen Zwetschken.
Die Nockerl selbst sind aber über alle Zweifel erhaben.
Dritter Besuch – und der ist sicher der erfreulichste.
Es gibt eine asiatische Suppe mit Huhn, Sojasprossen, Reisnudeln und Jungzwiebeln.
Die koriandert mächtig daher, die scheinbar dünne Suppe ist aber ideal für Abende wie diese. Draußen fröstelt’s, drinnen wärmt die Suppe. Wunderbar getroffene Schärfe, ausgewogener Geschmack, frische Zutaten. Sehr gut.
Ricotta-Teigtaschen mit getrüffelter Sauce. Auch gut gelungen, die Tascherln vielleicht um den Tic zu weich erwischt, trotz allem tadellos.
Beim Thema gehobelter Trüffel bin ich allerdings nach wie vor der Meinung, dass die „angesetzte“ Form des Underground-Schwammerls den Geschmack erst richtig rauslässt. Die Trüffelschollen sind für meinen empfindlichen Gaumen immer noch viel zu unauffällig im Vergleich zu ihrem Marktwert, das war letzten Sommer in Istrien leider auch nicht anders.
Ein letztes Dessert: Mandelparfait. Feines, fruchtiges Sößchen dazu.
Viel zu große Portion, die zwei Riesen-Dreiecke am Teller wären für zwei Personen. Interessante Rezeptur, muss ich zuhause mal probieren. Knackige Mischung aus grob gehackten Mandeln und einer Art Stracciatella. Aromatisch, schokoladig. Und ja, viel zu viel.
Service: eine nette junge Dame, ein eher wortkarger Herr. Beide halten sich eher vornehm zurück, was aber nicht schlimm ist.
Fazit: gelungenes Konzept mit einer bunt zusammen gewürfelten Küche, die manches sehr gut umsetzt (es gibt auch einen philippinischen Koch in der Mannschaft), manches aber vielleicht doch eher den Experten der jeweiligen Herkunftsländer überlassen sollte.
Preislich fair, wirklich nicht übertrieben, für ein „Szenelokal“ (laut gewählter Kategorie) aber sehr angenehme, nicht laute Atmosphäre.
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