Erster Besuch, eigentlich ziemlich zufällig reingeplatzt.
Der Prielmayerhof ist ein 4-Stern-Hotel mit einem kleinem Restaurant nebst Hoteleingang. Sehr schlicht eingerichtet, fast schon puristisch-konservativ, bequemes Ledergestühl samt ebensolchen Bänken, in schwarz.
Die Kellner sind spor...Mehr anzeigenErster Besuch, eigentlich ziemlich zufällig reingeplatzt.
Der Prielmayerhof ist ein 4-Stern-Hotel mit einem kleinem Restaurant nebst Hoteleingang. Sehr schlicht eingerichtet, fast schon puristisch-konservativ, bequemes Ledergestühl samt ebensolchen Bänken, in schwarz.
Die Kellner sind sportlich-edel mit Krawatte und weißem Italienerhemd unterwegs, stets freundlich, selbstbewusst, wenn auch gesagt werden muss, dass sie für ein gehobeneres Lokal all zu oft fragen, ob's passt und schmeckt. Einmal weniger gefragt, dafür das edle Weinglas vor dem Servieren nochmal geprüft: hoppla, da sind doch eindeutig die noch nicht abgetropften Wassertropfen am Glasrand eingetrocknet, nicht poliert.
Der junge Mann hat's übersehen, einem erfahrenem Kellner wär's wohl nicht passiert. Ich erlaube mir aber, das Problem selbst zu lösen und poliere es unbemerkt mal schnell mit der schönen Stoffserviette.
Der Wein selbst, der reinkommt, ist allerdings vom Feinsten. Hier begnügt man sich nicht mit dem Zweigelt vom Hillinger, hier geht's gleich mal opulent los mit "Wie wär's mit einem Opus Eximium vom Gesellmann?". Klar, der St. Laurent vom Heinrich ist auch kein Schwachbrüster, aber hier wird gleich was Ordentliches serviert. Zwar international angehauchte Ösi-Cuvée mit klassischen heimischen Rebsorten (BF, StL, ZW), aber doch ein weicher Barriqueausbau. "Modern", wie der Interspar-Weinführer wohl sagen würde. Trotzdem, feines Weindi, auch wenn der flotte Kellner ein bissi sparsam eingeschenkt hat...
Gruß aus der Küche: Avocadocreme, Lachs, Garnierung. Der Lachs schmeckt wie der Biolachs vom Merkur, die Avocadocreme ist ok, recht grobstückig püriert. Nett angerichtet, interessante Kombination, aber jetzt nicht der Brüller.
Eine Kohl-Vanille-Cremesuppe: das klingt schon so abgefahren, dass ich es probieren musste. Das Ergbenis ist viel unspektakulärer, als ich dachte. Schon schon, der Kohl kommt durch, der Vanilleduft ist kaum merkbar. Was der zweifelsohne angenehmen Suppe gut getan hätte: ein bissi Muskat, und das eine oder andere Kohlstückchen separat und unpüriert hinzuzugeben. So ist die Suppe zwar gut, aber die erwartete Finesse und Besonderheit geht mir ab.
Das Kalbswienerschnitzel mit Heurigen. Ich war gestern in einem Landgasthaus knapp außerhalb von Linz (Review folgt gleich) böse enttäuscht worden. Abgesehen von Qualtität und Machart stört mich die "österreichische" Art, Reis zu kochen. Der Kellner bot mir also an, kleine heurige Kartoffeln zu nehmen, dank der Qualität und Frische sogar mit Schale.
Dies sollte sich als gute Wahl erweisen.
Das Schnitzel "zu zweit", also zwei kleinere Stücke. Auch hier wird das Schnitzel geklopft, was ich beim Kalbfleisch an sich als nicht wirklich sinnvoll erachte. Beim Schweinefleisch ja, beim ohnehin zartereren Kalbfleisch nein.
Wer also wirklich gute Kalbschnitzel haben will, sollte sich das Fleisch im Ganzen kaufen, die richtige Stärke (0,5cm) wählen, NICHT klopfen, einseitig leicht salzen, die Paniere aber NICHT mehr salzen.
Bestes Butterschmalz, nicht zu viel, schon gar nicht schwimmend.
Hier funktioniert fast alles so, wie's sein sollte. Schade nur, dass das (gute) Fleisch trotzdem geklopft wurde.
Die Kartoffeln hielten aber, was versprochen wurde. Knackige Schale, weicher, gehaltvoller, nicht mehliger Kern. Leicht in der Pfanne mitgebraten. Das passt.
Insgesamt kein schlechter erster Besuch, wenn auch die ganz großen Aha-Erlebnisse ausgeblieben sind. Das Essen erhält eine (gute) 3, also wird hier eine Küche geboten, die sicher mehr als das Alltägliche schafft.
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