Vor einiger Zeit stolpere ich durch Zufall über eine neue, interessante Lokaleröffnung in meiner Umgebung. Interessant deshalb, weil es sich um ein polnisches Lokal handelt – meines Wissens das Einzige dieser Art in Graz. Der letzte Dienstagnachmittag eignet sich perfekt für einen Besuch und wir ...Mehr anzeigenVor einiger Zeit stolpere ich durch Zufall über eine neue, interessante Lokaleröffnung in meiner Umgebung. Interessant deshalb, weil es sich um ein polnisches Lokal handelt – meines Wissens das Einzige dieser Art in Graz. Der letzte Dienstagnachmittag eignet sich perfekt für einen Besuch und wir spazieren in die Leonhardstrasse.
Die Entscheidung zu Fuß „anzureisen“ ist keine Schlechte, denn in der Umgebung sind Parkplätze Mangelware, dafür liegt die Haltestelle der Straßenbahn fast genau gegenüber. Wir müssen ein wenig suchen, bis wir das Lokal finden, denn der Außenauftritt ist eher unspektakulär. Die beiden Schaufenster neben dem Eingang sind zwar nett gestaltet, richtig ins Auge sticht jedoch nichts. Über eine Stufe geht’s nach unten in den Gastraum, in dem drei größere, runde Tische und unterschiedliche Sessel stehen. Weiß ist die vorherrschende Farbe, und das ist auch gut so, denn sonst würde der kleine Raum wohl noch kleiner erscheinen.
An einem der drei Tische sitzen die beiden Betreiberinnen und springen sofort auf, als sie uns bemerken. Wir werden freundlich willkommen geheißen und setzen uns auf den ersten Tisch neben der Eingangstüre. Die Arbeitsteilung der Beiden scheint klar, die junge Dame in blond ist für das Service zuständig und bringt uns die Karten. Die beiden Blätter sind auf ein Brettchen geklemmt und sehr übersichtlich, es werden vier pikante und vier süße Pierogi angeboten, die jeweils zu vier, acht oder zwölf Stück geordert werden können. Zusätzlich findet sich auf der Karte ein grüner Salat, die Seite zwei beschäftigt sich mit den Getränken.
Wir kennen Pierogi nicht, wissen aber in etwa, was wir uns darunter vorstellen dürfen. Um möglichst viele Sorten probieren zu können, bestellen wir die Varianten Erdäpfel (Euro 3), Fleisch (Euro 4) und Käse (Euro 4) zu jeweils vier Stück, dazu den Salat (Euro 2). Die Getränke (zwei Gösser Naturradler zu je Euro 2,20) kommen gut gekühlt in der Flasche und werden am Tisch geöffnet.
Der Gastraum ist durch eine nett dekorierte, urige Anrichte – natürlich auch in weiß - von der Küche abgetrennt. Das wirklich nicht sehr große Geschäftslokal ist perfekt genutzt, neben der Eingangstüre stehen zwei Barhocker für Gäste, die ihre Pierogi lieber mitnehmen, denn auch die take away Schiene wird bedient.
Nach gut zehn Minuten werden vorerst die Holzmenage und eine wuchtige Pfeffermühle gebracht. Dass in den zwei kleinen Glasfläschchen bewusst oder unbewusst jeweils noch etwas mehr als eine Portion Kernöl und Olivenöl ist, wirkt ein wenig knausrig. Der gut zerkleinerte Salat kommt in einem sehr kleinen Glasschälchen und ist mit ein paar geviertelten Cocktailtomaten dekoriert, Essig wurde bereits zugesetzt.
Dann geht’s los mit den Pierogi. Auf unterschiedlichen Tellern mit Blümchenmuster werden die prall gefüllten Nudeln mit zerlassener Butter und glasig angelaufenem Zwiebel serviert. Aufgrund des gleichmäßigen Aussehens ist bei der Herstellung wohl eine Form verwendet worden, zubereitet wurde aber alles frisch. Die Variante mit Fleisch ist sehr würzig, die Füllung ist sehr fein zerkleinert worden.
Die russische Variante mit der Erdäpfel / Topfen Füllung schmeckt überraschend gut und ist entgegen der Befürchtung nicht trocken.
Die Version mit Käse ist mit Mozzarella und kleinen Tomatenstücken gefüllt und ebenfalls sehr geschmackvoll.
Wir sind überrascht, wie unterschiedlich ein relativ einfaches Gericht schmecken kann und beschließen nun auch noch die süße Variante zu probieren. Schokolade wäre zwar mein Favorit gewesen, die Version gibt’s allerdings im Sommer nicht - wir nehmen wiederum jeweils vier Stück mit Mohn (Euro 4) und vier Stück mit Topfen (Euro 3,50).
Nach dem Bestellen kommen wir mit einer der beiden Besitzerinnen ins Gespräch und sie erzählt uns mit großem Enthusiasmus von der Geschäftsidee und von der Herkunft der Pierogis. Es gibt schon weitere kulinarische Pläne für die Zukunft und auch das von uns vermutete Konzept, welches die Studenten der nahegelegenen Unis als Zielgruppe definiert, wird bestätigt.
Auch die süßen Pierogis kommen stilecht am Blümchenteller auf den Tisch, bei der Version mit Topfen ist eines beim Kochen leicht aufgegangen und deshalb gibt’s ein Stück gratis. Obwohl wir keine Vanillesauce dazu bestellt haben, sind die beiden Varianten sehr saftig, Fr. bluesky schwärmt von der Mohn-Variante, bei mir liegt die Topfenversion leicht vorne.
Wir sind nun angenehm satt und bitten um die Rechnung. Am Kellnerblock wird die Summe von knapp unter 25 Euro zusammengezählt, ein fairer Preis für den kulinarischen Ausflug nach Polen.
Zum Fazit: Das Ambiente ist mit viel Hingabe zu Details gestaltet worden, ohne dabei dem Dekowahn verfallen zu sein. Der Gastraum ist zwar sehr klein, aber gemütlich – durch die Nähe zur Straße kann es manchmal bei geöffneter Türe etwas lauter werden. Das Service wurde bei unserem Besuch von der freundlichen und aufmerksamen blonden junge Dame übernommen, die einen sehr authentischen und enthusiastischen Eindruck hinterlassen hat. Die von uns gegessenen Speisen waren gut, auch wenn es sich eigentlich nur um ein angebotenes „Gericht“ handelt, fanden wir die Auswahl an pikanten und süßen Pierogi ausreichend. Das Konzept ist interessant, das Lokal in jedem Fall einen Besuch wert.
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Nächstesmal Graz bin ich dort - super Bericht. Macht echt Gusto.